Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.Schloßherr, der in dem Angriffe gegen unser Land Als die Franzosen Fortschritte machten, wurde es Die Mutter war in einer schmerzlichen Lage. Sie Schloßherr, der in dem Angriffe gegen unſer Land Als die Franzoſen Fortſchritte machten, wurde es Die Mutter war in einer ſchmerzlichen Lage. Sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0240" n="229"/> Schloßherr, der in dem Angriffe gegen unſer Land<lb/> geradezu die unverzeihlichſte Schandthat erblikte, was<lb/> ſich ſchon aus ſeiner Anhänglichkeit an den väterlichen<lb/> Boden und aus der Thatſache erklären ließ, daß er,<lb/> ehe ihn ſein Herz anders verleitete, für ſeine Erbſchaft<lb/> keinen würdigeren Erben zu finden gewußt hatte als<lb/> den Kaiſer. Er meinte, die Franzoſen ſeien blos<lb/> Räuber und Mörder, man müſſe ſie ausrotten wie<lb/> Ungeziffer, und jeden und alle, wo ſie ſich bliken<lb/> ließen, erſchlagen, wie man einen Wolf erſchlage,<lb/> wenn er durch die Felder in den Hof herein gerannt<lb/> komme. Nicht einmal in dem Himmel gab er ihnen<lb/> einen Plaz, ſondern jeder mußte in die Hölle. Ob er<lb/> mit dem Erſchlagen, wenn es dazu gekommen wäre,<lb/> rechten Ernſt gemacht hätte, weiß man nicht, da bis¬<lb/> her keine Gelegenheit war, ſein Weſen bis zu thätigem<lb/> Ingrimme empor zu ſteigern.</p><lb/> <p>Als die Franzoſen Fortſchritte machten, wurde es<lb/> noch ärger, die Männer redeten von nichts als Zei¬<lb/> tungen Nachrichten und dergleichen, und führten<lb/> grauſame Worte in dem Munde. Die Kinder wußten<lb/> von nichts, ſie hatten damals nur die Obliegenheit<lb/> zu wachſen, und waren die einzigen, die von den<lb/> Ereigniſſen unberührt blieben.</p><lb/> <p>Die Mutter war in einer ſchmerzlichen Lage. Sie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [229/0240]
Schloßherr, der in dem Angriffe gegen unſer Land
geradezu die unverzeihlichſte Schandthat erblikte, was
ſich ſchon aus ſeiner Anhänglichkeit an den väterlichen
Boden und aus der Thatſache erklären ließ, daß er,
ehe ihn ſein Herz anders verleitete, für ſeine Erbſchaft
keinen würdigeren Erben zu finden gewußt hatte als
den Kaiſer. Er meinte, die Franzoſen ſeien blos
Räuber und Mörder, man müſſe ſie ausrotten wie
Ungeziffer, und jeden und alle, wo ſie ſich bliken
ließen, erſchlagen, wie man einen Wolf erſchlage,
wenn er durch die Felder in den Hof herein gerannt
komme. Nicht einmal in dem Himmel gab er ihnen
einen Plaz, ſondern jeder mußte in die Hölle. Ob er
mit dem Erſchlagen, wenn es dazu gekommen wäre,
rechten Ernſt gemacht hätte, weiß man nicht, da bis¬
her keine Gelegenheit war, ſein Weſen bis zu thätigem
Ingrimme empor zu ſteigern.
Als die Franzoſen Fortſchritte machten, wurde es
noch ärger, die Männer redeten von nichts als Zei¬
tungen Nachrichten und dergleichen, und führten
grauſame Worte in dem Munde. Die Kinder wußten
von nichts, ſie hatten damals nur die Obliegenheit
zu wachſen, und waren die einzigen, die von den
Ereigniſſen unberührt blieben.
Die Mutter war in einer ſchmerzlichen Lage. Sie
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