In unserem Vaterlande steht ein Schloß, wie man in manchen Gegenden sehr viele findet, das mit einem breiten Wassergraben umgeben ist, so zwar, daß es eigentlich aussieht, als stünde es auf der Insel eines Teiches. Von solchen Vertheidigungsmitteln sind ge¬ wöhnlich diejenigen Schlösser umgeben, die auf Flä¬ chen liegen, also das Vertheidigungsmittel des Was¬ sers haben, aber dafür desjenigen entbehren, das ihre stolzen Schwestern auf hohen Bergen und schroffen Felsen besizen. Sie müssen die geringere Sicherheit, die ein Wassergraben gibt, noch mit feuchter Luft mit Fröschequaken und Fliegenungeziffer erkaufen, wäh¬ rend ihre erhabenen Schwestern zu dem größeren Schuz der hohen Felsen noch die reine Luft und die Aussicht als Zugabe erhalten. Dafür können die ersten sich gegen Winterstürme in ein ganzes Bett von
In unſerem Vaterlande ſteht ein Schloß, wie man in manchen Gegenden ſehr viele findet, das mit einem breiten Waſſergraben umgeben iſt, ſo zwar, daß es eigentlich ausſieht, als ſtünde es auf der Inſel eines Teiches. Von ſolchen Vertheidigungsmitteln ſind ge¬ wöhnlich diejenigen Schlöſſer umgeben, die auf Flä¬ chen liegen, alſo das Vertheidigungsmittel des Waſ¬ ſers haben, aber dafür desjenigen entbehren, das ihre ſtolzen Schweſtern auf hohen Bergen und ſchroffen Felſen beſizen. Sie müſſen die geringere Sicherheit, die ein Waſſergraben gibt, noch mit feuchter Luft mit Fröſchequaken und Fliegenungeziffer erkaufen, wäh¬ rend ihre erhabenen Schweſtern zu dem größeren Schuz der hohen Felſen noch die reine Luft und die Ausſicht als Zugabe erhalten. Dafür können die erſten ſich gegen Winterſtürme in ein ganzes Bett von
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0224"n="[213]"/><p>In unſerem Vaterlande ſteht ein Schloß, wie man<lb/>
in manchen Gegenden ſehr viele findet, das mit einem<lb/>
breiten Waſſergraben umgeben iſt, ſo zwar, daß es<lb/>
eigentlich ausſieht, als ſtünde es auf der Inſel eines<lb/>
Teiches. Von ſolchen Vertheidigungsmitteln ſind ge¬<lb/>
wöhnlich diejenigen Schlöſſer umgeben, die auf Flä¬<lb/>
chen liegen, alſo das Vertheidigungsmittel des Waſ¬<lb/>ſers haben, aber dafür desjenigen entbehren, das ihre<lb/>ſtolzen Schweſtern auf hohen Bergen und ſchroffen<lb/>
Felſen beſizen. Sie müſſen die geringere Sicherheit,<lb/>
die ein Waſſergraben gibt, noch mit feuchter Luft mit<lb/>
Fröſchequaken und Fliegenungeziffer erkaufen, wäh¬<lb/>
rend ihre erhabenen Schweſtern zu dem größeren<lb/>
Schuz der hohen Felſen noch die reine Luft und die<lb/>
Ausſicht als Zugabe erhalten. Dafür können die<lb/>
erſten ſich gegen Winterſtürme in ein ganzes Bett von<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[213]/0224]
In unſerem Vaterlande ſteht ein Schloß, wie man
in manchen Gegenden ſehr viele findet, das mit einem
breiten Waſſergraben umgeben iſt, ſo zwar, daß es
eigentlich ausſieht, als ſtünde es auf der Inſel eines
Teiches. Von ſolchen Vertheidigungsmitteln ſind ge¬
wöhnlich diejenigen Schlöſſer umgeben, die auf Flä¬
chen liegen, alſo das Vertheidigungsmittel des Waſ¬
ſers haben, aber dafür desjenigen entbehren, das ihre
ſtolzen Schweſtern auf hohen Bergen und ſchroffen
Felſen beſizen. Sie müſſen die geringere Sicherheit,
die ein Waſſergraben gibt, noch mit feuchter Luft mit
Fröſchequaken und Fliegenungeziffer erkaufen, wäh¬
rend ihre erhabenen Schweſtern zu dem größeren
Schuz der hohen Felſen noch die reine Luft und die
Ausſicht als Zugabe erhalten. Dafür können die
erſten ſich gegen Winterſtürme in ein ganzes Bett von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. [213]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/224>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.