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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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Der Knabe konnte nicht reden, er schwindelte,
und es war, als sollte er umfallen.

Da eilte die Mutter herbei, nahm ihn in die Arme,
wischte ihm die Stirne ab, und suchte ihn zu trösten.

In diesem Augenblike kam auch die Großmutter,
so schnell sie in ihrem Alter laufen konnte, in von der
Hast in Unordnung gerathenen Kleidern und mit
den Schlüsseln in der Hand herbei.

Da sie den Knaben gerettet sah, bemühte sie sich
mit der Mutter um ihn. Die anderen Kinder standen
dabei, und viele Menschen drängten sich herzu.

Da das Kind noch immer im halben Bewußtsein
war, so hoben es die Mutter und Großmutter auf,
brachten es zum Brunnen im Garten und benezten
dort mit frischem Wasser seine Stirne und Schläfe.

Da sich der Knabe hierauf erholt hatte, brachten
sie ihn in die Laube, in welcher zu Anfang des
Feuers die Kinder gewesen waren.

Während dort die Mutter mit dem Knaben
beschäftigt war, ihn zu untersuchen, ob er keine
Beschädigung erlitten habe, ihn zu befragen, und zu
besänftigen, sah man die alte Frau an dem Stamme
eines Obstbaumes knieen, und mit gefaltenen Händen
bethen.

Das Kind ward nach und nach beruhigt. Die

Stifter, Jugendschriften. II. 13

Der Knabe konnte nicht reden, er ſchwindelte,
und es war, als ſollte er umfallen.

Da eilte die Mutter herbei, nahm ihn in die Arme,
wiſchte ihm die Stirne ab, und ſuchte ihn zu tröſten.

In dieſem Augenblike kam auch die Großmutter,
ſo ſchnell ſie in ihrem Alter laufen konnte, in von der
Haſt in Unordnung gerathenen Kleidern und mit
den Schlüſſeln in der Hand herbei.

Da ſie den Knaben gerettet ſah, bemühte ſie ſich
mit der Mutter um ihn. Die anderen Kinder ſtanden
dabei, und viele Menſchen drängten ſich herzu.

Da das Kind noch immer im halben Bewußtſein
war, ſo hoben es die Mutter und Großmutter auf,
brachten es zum Brunnen im Garten und benezten
dort mit friſchem Waſſer ſeine Stirne und Schläfe.

Da ſich der Knabe hierauf erholt hatte, brachten
ſie ihn in die Laube, in welcher zu Anfang des
Feuers die Kinder geweſen waren.

Während dort die Mutter mit dem Knaben
beſchäftigt war, ihn zu unterſuchen, ob er keine
Beſchädigung erlitten habe, ihn zu befragen, und zu
beſänftigen, ſah man die alte Frau an dem Stamme
eines Obſtbaumes knieen, und mit gefaltenen Händen
bethen.

Das Kind ward nach und nach beruhigt. Die

Stifter, Jugendschriften. II. 13
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[193/0204] Der Knabe konnte nicht reden, er ſchwindelte, und es war, als ſollte er umfallen. Da eilte die Mutter herbei, nahm ihn in die Arme, wiſchte ihm die Stirne ab, und ſuchte ihn zu tröſten. In dieſem Augenblike kam auch die Großmutter, ſo ſchnell ſie in ihrem Alter laufen konnte, in von der Haſt in Unordnung gerathenen Kleidern und mit den Schlüſſeln in der Hand herbei. Da ſie den Knaben gerettet ſah, bemühte ſie ſich mit der Mutter um ihn. Die anderen Kinder ſtanden dabei, und viele Menſchen drängten ſich herzu. Da das Kind noch immer im halben Bewußtſein war, ſo hoben es die Mutter und Großmutter auf, brachten es zum Brunnen im Garten und benezten dort mit friſchem Waſſer ſeine Stirne und Schläfe. Da ſich der Knabe hierauf erholt hatte, brachten ſie ihn in die Laube, in welcher zu Anfang des Feuers die Kinder geweſen waren. Während dort die Mutter mit dem Knaben beſchäftigt war, ihn zu unterſuchen, ob er keine Beſchädigung erlitten habe, ihn zu befragen, und zu beſänftigen, ſah man die alte Frau an dem Stamme eines Obſtbaumes knieen, und mit gefaltenen Händen bethen. Das Kind ward nach und nach beruhigt. Die Stifter, Jugendschriften. II. 13

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/204>, abgerufen am 24.11.2024.