Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.unter diesen manchmal ein einsamer Fußreisender, der Sie sind sehr stettig und es bleibt immer beim Gegen Mittag sieht man von dem Dorfe einen unter dieſen manchmal ein einſamer Fußreiſender, der Sie ſind ſehr ſtettig und es bleibt immer beim Gegen Mittag ſieht man von dem Dorfe einen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="9"/> unter dieſen manchmal ein einſamer Fußreiſender, der<lb/> ein Liebhaber der Natur iſt, eine Weile in der bemal¬<lb/> ten Oberſtube des Wirthes wohnt, und die Berge<lb/> betrachtet, oder gar ein Maler, der den kleinen ſpizen<lb/> Kirchthurm und die ſchönen Gipfel der Felſen in ſeine<lb/> Mappe zeichnet. Daher bilden die Bewohner eine eigene<lb/> Welt, ſie kennen einander alle mit Namen und mit<lb/> den einzelnen Geſchichten von Großvater und Urgro߬<lb/> vater her, trauern alle, wenn einer ſtirbt, wiſſen, wie<lb/> er heißt, wenn einer geboren wird, haben eine Spra¬<lb/> che, die von der der Ebene draußen abweicht, haben<lb/> ihre Streitigkeiten, die ſie ſchlichten, ſtehen einander<lb/> bei, und laufen zuſammen, wenn ſich etwas Außer¬<lb/> ordentliches begibt.</p><lb/> <p>Sie ſind ſehr ſtettig und es bleibt immer beim<lb/> Alten. Wenn ein Stein aus einer Mauer fällt, wird<lb/> derſelbe wieder hineingeſezt, die neuen Häuſer wer¬<lb/> den wie die alten gebaut, die ſchadhaften Dächer wer¬<lb/> den mit gleichen Schindeln ausgebeſſert, und wenn<lb/> in einem Hauſe ſchekige Kühe ſind, ſo werden immer<lb/> ſolche Kälber aufgezogen, und die Farbe bleibt bei<lb/> dem Hauſe.</p><lb/> <p>Gegen Mittag ſieht man von dem Dorfe einen<lb/> Schneeberg, der mit ſeinen glänzenden Hörnern faſt<lb/> oberhalb der Hausdächer zu ſein ſcheint, aber in der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0020]
unter dieſen manchmal ein einſamer Fußreiſender, der
ein Liebhaber der Natur iſt, eine Weile in der bemal¬
ten Oberſtube des Wirthes wohnt, und die Berge
betrachtet, oder gar ein Maler, der den kleinen ſpizen
Kirchthurm und die ſchönen Gipfel der Felſen in ſeine
Mappe zeichnet. Daher bilden die Bewohner eine eigene
Welt, ſie kennen einander alle mit Namen und mit
den einzelnen Geſchichten von Großvater und Urgro߬
vater her, trauern alle, wenn einer ſtirbt, wiſſen, wie
er heißt, wenn einer geboren wird, haben eine Spra¬
che, die von der der Ebene draußen abweicht, haben
ihre Streitigkeiten, die ſie ſchlichten, ſtehen einander
bei, und laufen zuſammen, wenn ſich etwas Außer¬
ordentliches begibt.
Sie ſind ſehr ſtettig und es bleibt immer beim
Alten. Wenn ein Stein aus einer Mauer fällt, wird
derſelbe wieder hineingeſezt, die neuen Häuſer wer¬
den wie die alten gebaut, die ſchadhaften Dächer wer¬
den mit gleichen Schindeln ausgebeſſert, und wenn
in einem Hauſe ſchekige Kühe ſind, ſo werden immer
ſolche Kälber aufgezogen, und die Farbe bleibt bei
dem Hauſe.
Gegen Mittag ſieht man von dem Dorfe einen
Schneeberg, der mit ſeinen glänzenden Hörnern faſt
oberhalb der Hausdächer zu ſein ſcheint, aber in der
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