sehr anschwillt, und wir könnten die Werkzeuge zum Durchdringen des Wassers brauchen. Da die Knechte gekommen waren, gingen wir weiter. Ich hatte große Angst, aber ich hatte auch große Hoffnung zu euch, liebe Mutter, daß ihr werdet eine Stelle gefunden haben, euch alle zu sichern."
"Ich werde dir gleich erzählen, wie es gekommen ist," sagte die Mutter, "aber laß uns weiter gehen. Die Kinder können hier nicht umgekleidet werden, und in den nassen Kleidern dürfen sie nicht stehen bleiben. Wenn sie gehen, wird ihnen wärmer, und die Nässe schadet nicht."
"Und auch ihr seid durchnäßt, liebe Mutter," sagte der Vater.
"Ich bin ein Weib aus den alten Bergen unsres Landes," antwortete die Großmutter, "mir schadet die Nässe nicht. Ich bin naß geworden, mein Kind, da ich kaum einige Jahre zählte, ich bin durchnäßt gewesen, da ich ein Mädchen war, und wie oft habe ich Tage lang nasse Kleider gehabt, da ich schaffen mußte, weil du noch klein warst, und der Vater schon kränkelte. Aber schike sogleich einen Knecht ab, daß er laufe, was er kann, und die arme Frau zu Hause beruhige, die um die Kinder in Angst vergehen wird."
ſehr anſchwillt, und wir könnten die Werkzeuge zum Durchdringen des Waſſers brauchen. Da die Knechte gekommen waren, gingen wir weiter. Ich hatte große Angſt, aber ich hatte auch große Hoffnung zu euch, liebe Mutter, daß ihr werdet eine Stelle gefunden haben, euch alle zu ſichern.“
„Ich werde dir gleich erzählen, wie es gekommen iſt,“ ſagte die Mutter, „aber laß uns weiter gehen. Die Kinder können hier nicht umgekleidet werden, und in den naſſen Kleidern dürfen ſie nicht ſtehen bleiben. Wenn ſie gehen, wird ihnen wärmer, und die Näſſe ſchadet nicht.“
„Und auch ihr ſeid durchnäßt, liebe Mutter,“ ſagte der Vater.
„Ich bin ein Weib aus den alten Bergen unſres Landes,“ antwortete die Großmutter, „mir ſchadet die Näſſe nicht. Ich bin naß geworden, mein Kind, da ich kaum einige Jahre zählte, ich bin durchnäßt geweſen, da ich ein Mädchen war, und wie oft habe ich Tage lang naſſe Kleider gehabt, da ich ſchaffen mußte, weil du noch klein warſt, und der Vater ſchon kränkelte. Aber ſchike ſogleich einen Knecht ab, daß er laufe, was er kann, und die arme Frau zu Hauſe beruhige, die um die Kinder in Angſt vergehen wird.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0148"n="137"/>ſehr anſchwillt, und wir könnten die Werkzeuge zum<lb/>
Durchdringen des Waſſers brauchen. Da die Knechte<lb/>
gekommen waren, gingen wir weiter. Ich hatte große<lb/>
Angſt, aber ich hatte auch große Hoffnung zu euch,<lb/>
liebe Mutter, daß ihr werdet eine Stelle gefunden<lb/>
haben, euch alle zu ſichern.“</p><lb/><p>„Ich werde dir gleich erzählen, wie es gekommen<lb/>
iſt,“ſagte die Mutter, „aber laß uns weiter gehen.<lb/>
Die Kinder können hier nicht umgekleidet werden,<lb/>
und in den naſſen Kleidern dürfen ſie nicht ſtehen<lb/>
bleiben. Wenn ſie gehen, wird ihnen wärmer, und<lb/>
die Näſſe ſchadet nicht.“</p><lb/><p>„Und auch ihr ſeid durchnäßt, liebe Mutter,“<lb/>ſagte der Vater.</p><lb/><p>„Ich bin ein Weib aus den alten Bergen unſres<lb/>
Landes,“ antwortete die Großmutter, „mir ſchadet<lb/>
die Näſſe nicht. Ich bin naß geworden, mein Kind,<lb/>
da ich kaum einige Jahre zählte, ich bin durchnäßt<lb/>
geweſen, da ich ein Mädchen war, und wie oft habe<lb/>
ich Tage lang naſſe Kleider gehabt, da ich ſchaffen<lb/>
mußte, weil du noch klein warſt, und der Vater ſchon<lb/>
kränkelte. Aber ſchike ſogleich einen Knecht ab, daß<lb/>
er laufe, was er kann, und die arme Frau zu<lb/>
Hauſe beruhige, die um die Kinder in Angſt vergehen<lb/>
wird.“<lb/></p></div></body></text></TEI>
[137/0148]
ſehr anſchwillt, und wir könnten die Werkzeuge zum
Durchdringen des Waſſers brauchen. Da die Knechte
gekommen waren, gingen wir weiter. Ich hatte große
Angſt, aber ich hatte auch große Hoffnung zu euch,
liebe Mutter, daß ihr werdet eine Stelle gefunden
haben, euch alle zu ſichern.“
„Ich werde dir gleich erzählen, wie es gekommen
iſt,“ ſagte die Mutter, „aber laß uns weiter gehen.
Die Kinder können hier nicht umgekleidet werden,
und in den naſſen Kleidern dürfen ſie nicht ſtehen
bleiben. Wenn ſie gehen, wird ihnen wärmer, und
die Näſſe ſchadet nicht.“
„Und auch ihr ſeid durchnäßt, liebe Mutter,“
ſagte der Vater.
„Ich bin ein Weib aus den alten Bergen unſres
Landes,“ antwortete die Großmutter, „mir ſchadet
die Näſſe nicht. Ich bin naß geworden, mein Kind,
da ich kaum einige Jahre zählte, ich bin durchnäßt
geweſen, da ich ein Mädchen war, und wie oft habe
ich Tage lang naſſe Kleider gehabt, da ich ſchaffen
mußte, weil du noch klein warſt, und der Vater ſchon
kränkelte. Aber ſchike ſogleich einen Knecht ab, daß
er laufe, was er kann, und die arme Frau zu
Hauſe beruhige, die um die Kinder in Angſt vergehen
wird.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/148>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.