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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

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Der Schäfer stieg eilig die Felsenwand herab, er ging
den fließenden Bach entlang, und sputete sich, bis er
zu seiner Heerde kam. Das Lamm, das er verloren,
und nicht gefunden hatte, war zu Hause, und trank
an seiner Mutter. Er wikelte den Stein in ein Tuch,
und bewahrte ihn sorgsam. Da kam einmal ein Hoch¬
bauer, und er verkaufte ihm den Stein um fünf
Schafe. Und der Hochbauer verkaufte ihn einem
Arzte um ein Pferd, und der Arzt verkaufte ihn einem
Lombarden um hundert Goldstüke, und der Lombarde
ließ ihn von dem gemeinen Gesteine befreien und
schleifen, und jezt tragen ihn Fürsten und Könige in
ihren Kronen, er ist sehr groß und leuchtend, und
ist ein Karfunkel oder ein anderer rother Stein,
sie beneiden sich darum, und wenn sie das Land
erobern, wird der Stein sorgsam fort getragen, als
ob man eine eroberte Stadt in einem Schächtelchen
davon trüge."

Zu einem anderen Male sagte die Großmutter:
"In unsern Wässern, die braun und glänzend sind, weil
sie den Eisenstaub aus den Bergen führen, ist nicht blos
das Eisen enthalten, es glänzet der Sand, als ob er
lauter Gold wäre, und wenn man ihn nimmt, und
wenn man ihn mit Wasser vorsichtig abschwemmt,
so bleiben kleine Blättchen und Körner zurük, die eitel

Der Schäfer ſtieg eilig die Felſenwand herab, er ging
den fließenden Bach entlang, und ſputete ſich, bis er
zu ſeiner Heerde kam. Das Lamm, das er verloren,
und nicht gefunden hatte, war zu Hauſe, und trank
an ſeiner Mutter. Er wikelte den Stein in ein Tuch,
und bewahrte ihn ſorgſam. Da kam einmal ein Hoch¬
bauer, und er verkaufte ihm den Stein um fünf
Schafe. Und der Hochbauer verkaufte ihn einem
Arzte um ein Pferd, und der Arzt verkaufte ihn einem
Lombarden um hundert Goldſtüke, und der Lombarde
ließ ihn von dem gemeinen Geſteine befreien und
ſchleifen, und jezt tragen ihn Fürſten und Könige in
ihren Kronen, er iſt ſehr groß und leuchtend, und
iſt ein Karfunkel oder ein anderer rother Stein,
ſie beneiden ſich darum, und wenn ſie das Land
erobern, wird der Stein ſorgſam fort getragen, als
ob man eine eroberte Stadt in einem Schächtelchen
davon trüge.“

Zu einem anderen Male ſagte die Großmutter:
„In unſern Wäſſern, die braun und glänzend ſind, weil
ſie den Eiſenſtaub aus den Bergen führen, iſt nicht blos
das Eiſen enthalten, es glänzet der Sand, als ob er
lauter Gold wäre, und wenn man ihn nimmt, und
wenn man ihn mit Waſſer vorſichtig abſchwemmt,
ſo bleiben kleine Blättchen und Körner zurük, die eitel

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[116/0127] Der Schäfer ſtieg eilig die Felſenwand herab, er ging den fließenden Bach entlang, und ſputete ſich, bis er zu ſeiner Heerde kam. Das Lamm, das er verloren, und nicht gefunden hatte, war zu Hauſe, und trank an ſeiner Mutter. Er wikelte den Stein in ein Tuch, und bewahrte ihn ſorgſam. Da kam einmal ein Hoch¬ bauer, und er verkaufte ihm den Stein um fünf Schafe. Und der Hochbauer verkaufte ihn einem Arzte um ein Pferd, und der Arzt verkaufte ihn einem Lombarden um hundert Goldſtüke, und der Lombarde ließ ihn von dem gemeinen Geſteine befreien und ſchleifen, und jezt tragen ihn Fürſten und Könige in ihren Kronen, er iſt ſehr groß und leuchtend, und iſt ein Karfunkel oder ein anderer rother Stein, ſie beneiden ſich darum, und wenn ſie das Land erobern, wird der Stein ſorgſam fort getragen, als ob man eine eroberte Stadt in einem Schächtelchen davon trüge.“ Zu einem anderen Male ſagte die Großmutter: „In unſern Wäſſern, die braun und glänzend ſind, weil ſie den Eiſenſtaub aus den Bergen führen, iſt nicht blos das Eiſen enthalten, es glänzet der Sand, als ob er lauter Gold wäre, und wenn man ihn nimmt, und wenn man ihn mit Waſſer vorſichtig abſchwemmt, ſo bleiben kleine Blättchen und Körner zurük, die eitel

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/127>, abgerufen am 23.11.2024.