Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

Pünktlein, die kaum zu sehen waren, und ein Haus
oder eine Ortschaft bedeuteten. Und wenn gar reine
schöne Himmelsferne war, und die Gebirge deutlich
standen, enträthselte sie die seltsamen Spizen, die
hinauf ragten, und erzählte von manchem Rüken, der
sich dehnte, und wenn schwache Wolken über dem
Gebirge waren, so sagte sie, sie gleichen wirklichen
Pallästen oder Städten oder Ländern oder Dingen
die niemand kennt. Und gegen Mitternacht sahen sie
auf den Gallbrunerwald und die Karesberge und da¬
hinter auf den Streifen des Sesselwaldes, über dem
oft eine lange matte Wolke war, die nicht so schön
glänzte, wie die gegen Mittag über dem Gebirge.

Und wenn sie recht viel in das Land gesehen hatten,
erzählte ihnen die Großmutter auch von den Männern,
die in demselben gelebt hatten, von den Rittern, die
herum geritten, von den schönen Frauen und Mäd¬
chen, die auf Zeltern gesessen seien, von den Schäfern
mit den klugen Schafen, und von den Fischern und
von den Jägern.

Dann gingen sie zurük. Sie ordneten die zerdrük¬
ten Kleidchen, nahmen Korb und Ruthe, und gingen
auf dem nehmlichen Wege hinab, auf dem sie gekommen
waren.

Sie gingen an den Haselstauden abwärts, sie gin¬

Pünktlein, die kaum zu ſehen waren, und ein Haus
oder eine Ortſchaft bedeuteten. Und wenn gar reine
ſchöne Himmelsferne war, und die Gebirge deutlich
ſtanden, enträthſelte ſie die ſeltſamen Spizen, die
hinauf ragten, und erzählte von manchem Rüken, der
ſich dehnte, und wenn ſchwache Wolken über dem
Gebirge waren, ſo ſagte ſie, ſie gleichen wirklichen
Palläſten oder Städten oder Ländern oder Dingen
die niemand kennt. Und gegen Mitternacht ſahen ſie
auf den Gallbrunerwald und die Karesberge und da¬
hinter auf den Streifen des Seſſelwaldes, über dem
oft eine lange matte Wolke war, die nicht ſo ſchön
glänzte, wie die gegen Mittag über dem Gebirge.

Und wenn ſie recht viel in das Land geſehen hatten,
erzählte ihnen die Großmutter auch von den Männern,
die in demſelben gelebt hatten, von den Rittern, die
herum geritten, von den ſchönen Frauen und Mäd¬
chen, die auf Zeltern geſeſſen ſeien, von den Schäfern
mit den klugen Schafen, und von den Fiſchern und
von den Jägern.

Dann gingen ſie zurük. Sie ordneten die zerdrük¬
ten Kleidchen, nahmen Korb und Ruthe, und gingen
auf dem nehmlichen Wege hinab, auf dem ſie gekommen
waren.

Sie gingen an den Haſelſtauden abwärts, ſie gin¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0121" n="110"/>
Pünktlein, die kaum zu &#x017F;ehen waren, und ein Haus<lb/>
oder eine Ort&#x017F;chaft bedeuteten. Und wenn gar reine<lb/>
&#x017F;chöne Himmelsferne war, und die Gebirge deutlich<lb/>
&#x017F;tanden, enträth&#x017F;elte &#x017F;ie die &#x017F;elt&#x017F;amen Spizen, die<lb/>
hinauf ragten, und erzählte von manchem Rüken, der<lb/>
&#x017F;ich dehnte, und wenn &#x017F;chwache Wolken über dem<lb/>
Gebirge waren, &#x017F;o &#x017F;agte &#x017F;ie, &#x017F;ie gleichen wirklichen<lb/>
Pallä&#x017F;ten oder Städten oder Ländern oder Dingen<lb/>
die niemand kennt. Und gegen Mitternacht &#x017F;ahen &#x017F;ie<lb/>
auf den Gallbrunerwald und die Karesberge und da¬<lb/>
hinter auf den Streifen des Se&#x017F;&#x017F;elwaldes, über dem<lb/>
oft eine lange matte Wolke war, die nicht &#x017F;o &#x017F;chön<lb/>
glänzte, wie die gegen Mittag über dem Gebirge.</p><lb/>
        <p>Und wenn &#x017F;ie recht viel in das Land ge&#x017F;ehen hatten,<lb/>
erzählte ihnen die Großmutter auch von den Männern,<lb/>
die in dem&#x017F;elben gelebt hatten, von den Rittern, die<lb/>
herum geritten, von den &#x017F;chönen Frauen und Mäd¬<lb/>
chen, die auf Zeltern ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eien, von den Schäfern<lb/>
mit den klugen Schafen, und von den Fi&#x017F;chern und<lb/>
von den Jägern.</p><lb/>
        <p>Dann gingen &#x017F;ie zurük. Sie ordneten die zerdrük¬<lb/>
ten Kleidchen, nahmen Korb und Ruthe, und gingen<lb/>
auf dem nehmlichen Wege hinab, auf dem &#x017F;ie gekommen<lb/>
waren.</p><lb/>
        <p>Sie gingen an den Ha&#x017F;el&#x017F;tauden abwärts, &#x017F;ie gin¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0121] Pünktlein, die kaum zu ſehen waren, und ein Haus oder eine Ortſchaft bedeuteten. Und wenn gar reine ſchöne Himmelsferne war, und die Gebirge deutlich ſtanden, enträthſelte ſie die ſeltſamen Spizen, die hinauf ragten, und erzählte von manchem Rüken, der ſich dehnte, und wenn ſchwache Wolken über dem Gebirge waren, ſo ſagte ſie, ſie gleichen wirklichen Palläſten oder Städten oder Ländern oder Dingen die niemand kennt. Und gegen Mitternacht ſahen ſie auf den Gallbrunerwald und die Karesberge und da¬ hinter auf den Streifen des Seſſelwaldes, über dem oft eine lange matte Wolke war, die nicht ſo ſchön glänzte, wie die gegen Mittag über dem Gebirge. Und wenn ſie recht viel in das Land geſehen hatten, erzählte ihnen die Großmutter auch von den Männern, die in demſelben gelebt hatten, von den Rittern, die herum geritten, von den ſchönen Frauen und Mäd¬ chen, die auf Zeltern geſeſſen ſeien, von den Schäfern mit den klugen Schafen, und von den Fiſchern und von den Jägern. Dann gingen ſie zurük. Sie ordneten die zerdrük¬ ten Kleidchen, nahmen Korb und Ruthe, und gingen auf dem nehmlichen Wege hinab, auf dem ſie gekommen waren. Sie gingen an den Haſelſtauden abwärts, ſie gin¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/121
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/121>, abgerufen am 22.11.2024.