und kam nach Hause, da ihm der Schweiß über die Stirne rann. Als er beim Abendessen die Sache erzählte, heulte das große Mädchen, lief davon, und wurde niemals wieder gesehen."
Ein anderes Mal erzählte die Großmutter: "Sehet ihr Kinder, wo der Gallbrunerwald aufhört, da geht ein fahles Ding empor, das sind die Karesberge, und dort sind die Karesbergerhäuser auf dem Grase und zwischen den Steinen."
"Zu den Karesbergern kam einmal ein Wichtelchen, und sagte, es wolle ihnen die Ziegen hüten, sie dürf¬ ten ihm keinen Lohn geben; aber Abends, wenn die Ziegen im Stalle wären, müßten sie ihm ein weißes Brot auf den hohlen Stein legen, der außerhalb der Karesberge ist, und es werde es sich holen. Die Karesberger willigten ein, und das Wichtelchen wurde bei ihnen Gaißer. Die Ziegen liefen des Morgens fort, sie liefen auf die Weide hinaus, und holten sich das Futter, sie kamen Mittags mit den gefüllten Eutern, und liefen wieder fort, und kamen am Abend mit gefüllten Eutern, und gediehen, und wurden immer schöner, und vermehrten sich sowohl weiße als schwarze sowohl schekige als braune. Die Karesber¬ ger freuten sich und legten das weiße Brot, das sie eigens baken ließen, auf den Stein. Da dachten sie,
und kam nach Hauſe, da ihm der Schweiß über die Stirne rann. Als er beim Abendeſſen die Sache erzählte, heulte das große Mädchen, lief davon, und wurde niemals wieder geſehen.“
Ein anderes Mal erzählte die Großmutter: „Sehet ihr Kinder, wo der Gallbrunerwald aufhört, da geht ein fahles Ding empor, das ſind die Karesberge, und dort ſind die Karesbergerhäuſer auf dem Graſe und zwiſchen den Steinen.“
„Zu den Karesbergern kam einmal ein Wichtelchen, und ſagte, es wolle ihnen die Ziegen hüten, ſie dürf¬ ten ihm keinen Lohn geben; aber Abends, wenn die Ziegen im Stalle wären, müßten ſie ihm ein weißes Brot auf den hohlen Stein legen, der außerhalb der Karesberge iſt, und es werde es ſich holen. Die Karesberger willigten ein, und das Wichtelchen wurde bei ihnen Gaißer. Die Ziegen liefen des Morgens fort, ſie liefen auf die Weide hinaus, und holten ſich das Futter, ſie kamen Mittags mit den gefüllten Eutern, und liefen wieder fort, und kamen am Abend mit gefüllten Eutern, und gediehen, und wurden immer ſchöner, und vermehrten ſich ſowohl weiße als ſchwarze ſowohl ſchekige als braune. Die Karesber¬ ger freuten ſich und legten das weiße Brot, das ſie eigens baken ließen, auf den Stein. Da dachten ſie,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0115"n="104"/>
und kam nach Hauſe, da ihm der Schweiß über die<lb/>
Stirne rann. Als er beim Abendeſſen die Sache<lb/>
erzählte, heulte das große Mädchen, lief davon, und<lb/>
wurde niemals wieder geſehen.“</p><lb/><p>Ein anderes Mal erzählte die Großmutter: „Sehet<lb/>
ihr Kinder, wo der Gallbrunerwald aufhört, da<lb/>
geht ein fahles Ding empor, das ſind die Karesberge,<lb/>
und dort ſind die Karesbergerhäuſer auf dem Graſe<lb/>
und zwiſchen den Steinen.“</p><lb/><p>„Zu den Karesbergern kam einmal ein Wichtelchen,<lb/>
und ſagte, es wolle ihnen die Ziegen hüten, ſie dürf¬<lb/>
ten ihm keinen Lohn geben; aber Abends, wenn die<lb/>
Ziegen im Stalle wären, müßten ſie ihm ein weißes<lb/>
Brot auf den hohlen Stein legen, der außerhalb der<lb/>
Karesberge iſt, und es werde es ſich holen. Die<lb/>
Karesberger willigten ein, und das Wichtelchen wurde<lb/>
bei ihnen Gaißer. Die Ziegen liefen des Morgens<lb/>
fort, ſie liefen auf die Weide hinaus, und holten ſich<lb/>
das Futter, ſie kamen Mittags mit den gefüllten<lb/>
Eutern, und liefen wieder fort, und kamen am Abend<lb/>
mit gefüllten Eutern, und gediehen, und wurden<lb/>
immer ſchöner, und vermehrten ſich ſowohl weiße als<lb/>ſchwarze ſowohl ſchekige als braune. Die Karesber¬<lb/>
ger freuten ſich und legten das weiße Brot, das ſie<lb/>
eigens baken ließen, auf den Stein. Da dachten ſie,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[104/0115]
und kam nach Hauſe, da ihm der Schweiß über die
Stirne rann. Als er beim Abendeſſen die Sache
erzählte, heulte das große Mädchen, lief davon, und
wurde niemals wieder geſehen.“
Ein anderes Mal erzählte die Großmutter: „Sehet
ihr Kinder, wo der Gallbrunerwald aufhört, da
geht ein fahles Ding empor, das ſind die Karesberge,
und dort ſind die Karesbergerhäuſer auf dem Graſe
und zwiſchen den Steinen.“
„Zu den Karesbergern kam einmal ein Wichtelchen,
und ſagte, es wolle ihnen die Ziegen hüten, ſie dürf¬
ten ihm keinen Lohn geben; aber Abends, wenn die
Ziegen im Stalle wären, müßten ſie ihm ein weißes
Brot auf den hohlen Stein legen, der außerhalb der
Karesberge iſt, und es werde es ſich holen. Die
Karesberger willigten ein, und das Wichtelchen wurde
bei ihnen Gaißer. Die Ziegen liefen des Morgens
fort, ſie liefen auf die Weide hinaus, und holten ſich
das Futter, ſie kamen Mittags mit den gefüllten
Eutern, und liefen wieder fort, und kamen am Abend
mit gefüllten Eutern, und gediehen, und wurden
immer ſchöner, und vermehrten ſich ſowohl weiße als
ſchwarze ſowohl ſchekige als braune. Die Karesber¬
ger freuten ſich und legten das weiße Brot, das ſie
eigens baken ließen, auf den Stein. Da dachten ſie,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/115>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.