thun, wo sie eines Weges gehen -- da wußte ich es -- die Richtung ließ sie nicht mehr aus, weil sie in der Höhlung gingen, weil sie zwischen den Felsen gingen, und weil sie dann auf dem Grat gingen, der rechts und links so steil ist, daß sie nicht hinab kom¬ men konnten. Sie mußten hinauf. Ich schikte nach dieser Beobachtung gleich nach Gschaid, aber der Holz¬ knecht Michael, der hinüber ging, sagte bei der Rük¬ kunft, da er uns fast am Eise oben traf, daß ihr sie schon habet, weßhalb wir wieder herunter gingen."
"Ja," sagte Michael, "ich habe es gesagt, weil die rothe Fahne schon auf dem Krebssteine stekt, und die Gschaider dieses als Zeichen erkannten, das verabre¬ det worden war. Ich sagte euch, daß auf diesem Wege da alle herab kommen müssen, weil man über die Wand nicht gehen kann."
"Und kniee nieder, und danke Gott auf den Knieen, mein Schwiegersohn," fuhr der Färber fort, "daß kein Wind gegangen ist. Hundert Jahre werden wieder vergehen, daß ein so wunderbarer Schneefall nieder¬ fällt, und daß er gerade niederfällt, wie nasse Schnüre von einer Stange hängen. Wäre ein Wind gegangen, so wären die Kinder verloren gewesen."
"Ja, danken wir Gott, danken wir Gott," sagte der Schuster.
thun, wo ſie eines Weges gehen — da wußte ich es — die Richtung ließ ſie nicht mehr aus, weil ſie in der Höhlung gingen, weil ſie zwiſchen den Felſen gingen, und weil ſie dann auf dem Grat gingen, der rechts und links ſo ſteil iſt, daß ſie nicht hinab kom¬ men konnten. Sie mußten hinauf. Ich ſchikte nach dieſer Beobachtung gleich nach Gſchaid, aber der Holz¬ knecht Michael, der hinüber ging, ſagte bei der Rük¬ kunft, da er uns faſt am Eiſe oben traf, daß ihr ſie ſchon habet, weßhalb wir wieder herunter gingen.“
„Ja,“ ſagte Michael, „ich habe es geſagt, weil die rothe Fahne ſchon auf dem Krebsſteine ſtekt, und die Gſchaider dieſes als Zeichen erkannten, das verabre¬ det worden war. Ich ſagte euch, daß auf dieſem Wege da alle herab kommen müſſen, weil man über die Wand nicht gehen kann.“
„Und kniee nieder, und danke Gott auf den Knieen, mein Schwiegerſohn,“ fuhr der Färber fort, „daß kein Wind gegangen iſt. Hundert Jahre werden wieder vergehen, daß ein ſo wunderbarer Schneefall nieder¬ fällt, und daß er gerade niederfällt, wie naſſe Schnüre von einer Stange hängen. Wäre ein Wind gegangen, ſo wären die Kinder verloren geweſen.“
„Ja, danken wir Gott, danken wir Gott,“ ſagte der Schuſter.
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thun, wo ſie eines Weges gehen — da wußte ich
es — die Richtung ließ ſie nicht mehr aus, weil ſie
in der Höhlung gingen, weil ſie zwiſchen den Felſen
gingen, und weil ſie dann auf dem Grat gingen, der
rechts und links ſo ſteil iſt, daß ſie nicht hinab kom¬
men konnten. Sie mußten hinauf. Ich ſchikte nach
dieſer Beobachtung gleich nach Gſchaid, aber der Holz¬
knecht Michael, der hinüber ging, ſagte bei der Rük¬
kunft, da er uns faſt am Eiſe oben traf, daß ihr ſie
ſchon habet, weßhalb wir wieder herunter gingen.“
„Ja,“ ſagte Michael, „ich habe es geſagt, weil die
rothe Fahne ſchon auf dem Krebsſteine ſtekt, und die
Gſchaider dieſes als Zeichen erkannten, das verabre¬
det worden war. Ich ſagte euch, daß auf dieſem
Wege da alle herab kommen müſſen, weil man über
die Wand nicht gehen kann.“
„Und kniee nieder, und danke Gott auf den Knieen,
mein Schwiegerſohn,“ fuhr der Färber fort, „daß kein
Wind gegangen iſt. Hundert Jahre werden wieder
vergehen, daß ein ſo wunderbarer Schneefall nieder¬
fällt, und daß er gerade niederfällt, wie naſſe Schnüre
von einer Stange hängen. Wäre ein Wind gegangen,
ſo wären die Kinder verloren geweſen.“
„Ja, danken wir Gott, danken wir Gott,“ ſagte
der Schuſter.
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/100>, abgerufen am 22.07.2024.
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