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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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unten, und wo er gesund zu bleiben gedachte. Wenn
aber doch einer zu ihm gelangte, so wollte er ihn eher
mit einem Schürbaume erschlagen, als daß er ihn
näher kommen, und die Seuche bringen ließe. Wenn
aber die Krankheit lange vorüber wäre, dann wollte
er wieder zurükkehren, und weiter leben. Als daher
die schwarzen Schubkarrenführer, die von ihm die
Wagenschmiere holten, die Kunde brachten, daß in
den angrenzenden Ländern schon die Pest entstanden
sei, machte er sich auf, und ging in den hohen Wald
hinauf. Er ging aber noch weiter, als wo der See
ist, er ging dahin, wo der Wald noch ist, wie er bei
der Schöpfung gewesen war, wo noch keine Menschen
gearbeitet haben, wo kein Baum umbricht, als wenn
er vom Blize getroffen ist, oder von dem Winde
umgestürzt wird; dann bleibt er liegen, und aus
seinem Leibe wachsen neue Bäumchen und Kräuter
empor; die Stämme stehen in die Höhe, und zwi¬
schen ihnen sind die unangesehenen und unangetasteten
Blumen und Gräser und Kräuter."

Während der Großvater dieses sagte, war die
Sonne untergegangen. Der feurige Rauch war plöz¬
lich verschwunden, der Himmel, an welchem keine
einzige Wolke stand, war ein goldener Grund gewor¬
den, wie man in alten Gemälden sieht, und der Wald

unten, und wo er geſund zu bleiben gedachte. Wenn
aber doch einer zu ihm gelangte, ſo wollte er ihn eher
mit einem Schürbaume erſchlagen, als daß er ihn
näher kommen, und die Seuche bringen ließe. Wenn
aber die Krankheit lange vorüber wäre, dann wollte
er wieder zurükkehren, und weiter leben. Als daher
die ſchwarzen Schubkarrenführer, die von ihm die
Wagenſchmiere holten, die Kunde brachten, daß in
den angrenzenden Ländern ſchon die Peſt entſtanden
ſei, machte er ſich auf, und ging in den hohen Wald
hinauf. Er ging aber noch weiter, als wo der See
iſt, er ging dahin, wo der Wald noch iſt, wie er bei
der Schöpfung geweſen war, wo noch keine Menſchen
gearbeitet haben, wo kein Baum umbricht, als wenn
er vom Blize getroffen iſt, oder von dem Winde
umgeſtürzt wird; dann bleibt er liegen, und aus
ſeinem Leibe wachſen neue Bäumchen und Kräuter
empor; die Stämme ſtehen in die Höhe, und zwi¬
ſchen ihnen ſind die unangeſehenen und unangetaſteten
Blumen und Gräſer und Kräuter.“

Während der Großvater dieſes ſagte, war die
Sonne untergegangen. Der feurige Rauch war plöz¬
lich verſchwunden, der Himmel, an welchem keine
einzige Wolke ſtand, war ein goldener Grund gewor¬
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[57/0070] unten, und wo er geſund zu bleiben gedachte. Wenn aber doch einer zu ihm gelangte, ſo wollte er ihn eher mit einem Schürbaume erſchlagen, als daß er ihn näher kommen, und die Seuche bringen ließe. Wenn aber die Krankheit lange vorüber wäre, dann wollte er wieder zurükkehren, und weiter leben. Als daher die ſchwarzen Schubkarrenführer, die von ihm die Wagenſchmiere holten, die Kunde brachten, daß in den angrenzenden Ländern ſchon die Peſt entſtanden ſei, machte er ſich auf, und ging in den hohen Wald hinauf. Er ging aber noch weiter, als wo der See iſt, er ging dahin, wo der Wald noch iſt, wie er bei der Schöpfung geweſen war, wo noch keine Menſchen gearbeitet haben, wo kein Baum umbricht, als wenn er vom Blize getroffen iſt, oder von dem Winde umgeſtürzt wird; dann bleibt er liegen, und aus ſeinem Leibe wachſen neue Bäumchen und Kräuter empor; die Stämme ſtehen in die Höhe, und zwi¬ ſchen ihnen ſind die unangeſehenen und unangetaſteten Blumen und Gräſer und Kräuter.“ Während der Großvater dieſes ſagte, war die Sonne untergegangen. Der feurige Rauch war plöz¬ lich verſchwunden, der Himmel, an welchem keine einzige Wolke ſtand, war ein goldener Grund gewor¬ den, wie man in alten Gemälden ſieht, und der Wald

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/70>, abgerufen am 27.11.2024.