als er mir das Buch für den Profeßor Andorf abge¬ nöthigt hatte, wie ausgewählt und gut seine Sprache gewesen sei, so daß es den Anschein hat, als sei hier etwas Besonderes im Spiele. Dies steigerte meine Theilnahme noch mehr, und ich nahm mir vor, gele¬ gentlich dem Pförtner des Perronschen Hauses nach zu forschen, und wenn etwa eine Hilfe nothwendig sein sollte, sie nach den kleinen Mitteln, die mir zu diesem Zweke gegeben waren, zu leisten.
Die Zeit, in welcher Alfred die Begegnung mit dem Raben gehabt hatte, war im Spätherbste gewe¬ sen. In dem sehr milden Winter, der darauf folgte, ging ich oft mit meinem Gatten in die Stadt. Wir gingen zum Theile zu Freunden, zum Theile besuchten wir auch das Theater, von dem ich damals eine sehr große Freundin gewesen war. Wenn wir in der Nacht nach Hause gingen, hörten wir noch einige Male das seltsame Flötenspiel, das wir in jener Mondnacht gehört hatten, und wir vernahmen jezt deutlich, daß es aus den unterirdischen Wohnungen des Perron¬ schen Hauses kam.
Die Gelegenheit aber, mit dem Pförtner des Perronschen Hauses bekannt zu werden, war nicht leicht zu finden. Zuerst wollte ich nicht zudringlich sein, dann war der Profeßor Andorf so wenig mit dem
als er mir das Buch für den Profeßor Andorf abge¬ nöthigt hatte, wie ausgewählt und gut ſeine Sprache geweſen ſei, ſo daß es den Anſchein hat, als ſei hier etwas Beſonderes im Spiele. Dies ſteigerte meine Theilnahme noch mehr, und ich nahm mir vor, gele¬ gentlich dem Pförtner des Perronſchen Hauſes nach zu forſchen, und wenn etwa eine Hilfe nothwendig ſein ſollte, ſie nach den kleinen Mitteln, die mir zu dieſem Zweke gegeben waren, zu leiſten.
Die Zeit, in welcher Alfred die Begegnung mit dem Raben gehabt hatte, war im Spätherbſte gewe¬ ſen. In dem ſehr milden Winter, der darauf folgte, ging ich oft mit meinem Gatten in die Stadt. Wir gingen zum Theile zu Freunden, zum Theile beſuchten wir auch das Theater, von dem ich damals eine ſehr große Freundin geweſen war. Wenn wir in der Nacht nach Hauſe gingen, hörten wir noch einige Male das ſeltſame Flötenſpiel, das wir in jener Mondnacht gehört hatten, und wir vernahmen jezt deutlich, daß es aus den unterirdiſchen Wohnungen des Perron¬ ſchen Hauſes kam.
Die Gelegenheit aber, mit dem Pförtner des Perronſchen Hauſes bekannt zu werden, war nicht leicht zu finden. Zuerſt wollte ich nicht zudringlich ſein, dann war der Profeßor Andorf ſo wenig mit dem
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als er mir das Buch für den Profeßor Andorf abge¬
nöthigt hatte, wie ausgewählt und gut ſeine Sprache
geweſen ſei, ſo daß es den Anſchein hat, als ſei hier
etwas Beſonderes im Spiele. Dies ſteigerte meine
Theilnahme noch mehr, und ich nahm mir vor, gele¬
gentlich dem Pförtner des Perronſchen Hauſes nach
zu forſchen, und wenn etwa eine Hilfe nothwendig
ſein ſollte, ſie nach den kleinen Mitteln, die mir zu
dieſem Zweke gegeben waren, zu leiſten.
Die Zeit, in welcher Alfred die Begegnung mit
dem Raben gehabt hatte, war im Spätherbſte gewe¬
ſen. In dem ſehr milden Winter, der darauf folgte,
ging ich oft mit meinem Gatten in die Stadt. Wir
gingen zum Theile zu Freunden, zum Theile beſuchten
wir auch das Theater, von dem ich damals eine ſehr
große Freundin geweſen war. Wenn wir in der Nacht
nach Hauſe gingen, hörten wir noch einige Male das
ſeltſame Flötenſpiel, das wir in jener Mondnacht
gehört hatten, und wir vernahmen jezt deutlich, daß
es aus den unterirdiſchen Wohnungen des Perron¬
ſchen Hauſes kam.
Die Gelegenheit aber, mit dem Pförtner des
Perronſchen Hauſes bekannt zu werden, war nicht
leicht zu finden. Zuerſt wollte ich nicht zudringlich
ſein, dann war der Profeßor Andorf ſo wenig mit dem
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/251>, abgerufen am 16.02.2025.
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