Fenster stehen, und lernen. Ich wußte bald auch die Zeit, an welcher es die Wäsche fort trug, und da ging ich manchmal in den Garten hinunter, und stand an dem eisernen Gitter. Da der Weg an dem Gitter vorüber ging, mußte das Mädchen an mir vorbei kommen. Es wußte recht wohl, daß ich da stehe; denn es schämte sich immer, und nahm sich im Gange zu¬ sammen."
"Eines Tages, da ich die Wäschträgerin von ferne kommen sah, legte ich schnell einen sehr schönen Pfir¬ sich, den ich zu diesem Zweke schon vorher gepflükt hatte, durch die Öffnung der Gitterstäbe hinaus auf ihren Weg, und ging in das Gebüsche. Ich ging so tief hinein, daß ich sie nicht sehen konnte. Als schon so viele Zeit vergangen war, daß sie lange vor¬ über gekommen sein mußte, ging ich wieder hervor; allein der Pfirsich lag noch auf dem Wege. Ich war¬ tete nun die Zeit ab, wann sie wieder zurük kommen würde. Aber da sie schon zurük gekommen war, und ich nachsah, lag der Pfirsich noch auf dem Wege. Ich nahm ihn wieder herein. Das Nehmliche geschah nach einer Zeit noch einmal. Beim dritten Male blieb ich stehen, als der Pfirsich mit seiner sanften rothen Wange auf dem Sande lag, und sagte, da sie in die Nähe kam: "Nimm ihn." Sie blikte mich an, zögerte
Fenſter ſtehen, und lernen. Ich wußte bald auch die Zeit, an welcher es die Wäſche fort trug, und da ging ich manchmal in den Garten hinunter, und ſtand an dem eiſernen Gitter. Da der Weg an dem Gitter vorüber ging, mußte das Mädchen an mir vorbei kommen. Es wußte recht wohl, daß ich da ſtehe; denn es ſchämte ſich immer, und nahm ſich im Gange zu¬ ſammen.“
„Eines Tages, da ich die Wäſchträgerin von ferne kommen ſah, legte ich ſchnell einen ſehr ſchönen Pfir¬ ſich, den ich zu dieſem Zweke ſchon vorher gepflükt hatte, durch die Öffnung der Gitterſtäbe hinaus auf ihren Weg, und ging in das Gebüſche. Ich ging ſo tief hinein, daß ich ſie nicht ſehen konnte. Als ſchon ſo viele Zeit vergangen war, daß ſie lange vor¬ über gekommen ſein mußte, ging ich wieder hervor; allein der Pfirſich lag noch auf dem Wege. Ich war¬ tete nun die Zeit ab, wann ſie wieder zurük kommen würde. Aber da ſie ſchon zurük gekommen war, und ich nachſah, lag der Pfirſich noch auf dem Wege. Ich nahm ihn wieder herein. Das Nehmliche geſchah nach einer Zeit noch einmal. Beim dritten Male blieb ich ſtehen, als der Pfirſich mit ſeiner ſanften rothen Wange auf dem Sande lag, und ſagte, da ſie in die Nähe kam: „Nimm ihn.“ Sie blikte mich an, zögerte
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Fenſter ſtehen, und lernen. Ich wußte bald auch die
Zeit, an welcher es die Wäſche fort trug, und da
ging ich manchmal in den Garten hinunter, und ſtand
an dem eiſernen Gitter. Da der Weg an dem Gitter
vorüber ging, mußte das Mädchen an mir vorbei
kommen. Es wußte recht wohl, daß ich da ſtehe; denn
es ſchämte ſich immer, und nahm ſich im Gange zu¬
ſammen.“
„Eines Tages, da ich die Wäſchträgerin von ferne
kommen ſah, legte ich ſchnell einen ſehr ſchönen Pfir¬
ſich, den ich zu dieſem Zweke ſchon vorher gepflükt
hatte, durch die Öffnung der Gitterſtäbe hinaus auf
ihren Weg, und ging in das Gebüſche. Ich ging ſo
tief hinein, daß ich ſie nicht ſehen konnte. Als ſchon
ſo viele Zeit vergangen war, daß ſie lange vor¬
über gekommen ſein mußte, ging ich wieder hervor;
allein der Pfirſich lag noch auf dem Wege. Ich war¬
tete nun die Zeit ab, wann ſie wieder zurük kommen
würde. Aber da ſie ſchon zurük gekommen war, und
ich nachſah, lag der Pfirſich noch auf dem Wege.
Ich nahm ihn wieder herein. Das Nehmliche geſchah
nach einer Zeit noch einmal. Beim dritten Male blieb
ich ſtehen, als der Pfirſich mit ſeiner ſanften rothen
Wange auf dem Sande lag, und ſagte, da ſie in die
Nähe kam: „Nimm ihn.“ Sie blikte mich an, zögerte
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/177>, abgerufen am 21.11.2024.
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