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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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minder geworden, und man hatte in der Nacht keinen
Thau zu erwarten. Ich wandelte sehr langsam durch
die Hügel dahin, da sah ich den Pfarrer in den Sand¬
lehnen daher kommen, und den Himmel betrachten.
Wir näherten uns, und grüßten uns. Er fragte mich,
wo wir heute gearbeitet hätten, und ich sagte es ihm.
Ich erzählte ihm auch, daß ich in der Höhle gelesen
habe, und zeigte ihm das Buch. Hierauf gingen wir
mit einander in dem Sande weiter.

Nach einer Weile sagte er: "Es wird nicht mehr
möglich sein, daß Sie die Hochstrasse erreichen."

"Wie so?" fragte ich.

"Weil das Gewitter ausbrechen wird," antwor¬
tete er.

Ich sah nach dem Himmel. Die Wolkendeke war
eher dichter geworden, und auf allen kahlen Stein¬
flächen, die wir sehen konnten, lag ein sehr sonder¬
bares bleifarbenes Licht.

"Daß ein Gewitter kommen wird," sagte ich, "war
wohl den ganzen Tag zu erwarten, allein wie bald
die Dunstschichte sich verdichten, erkühlen, den Wind
und die Electricität erzeugen, und sich herabschütten
wird, kann man, glaube ich, nicht ermessen."

"Man kann es wohl nicht genau sagen," antwor¬
tete er, "allein ich habe sieben und zwanzig Jahre in

minder geworden, und man hatte in der Nacht keinen
Thau zu erwarten. Ich wandelte ſehr langſam durch
die Hügel dahin, da ſah ich den Pfarrer in den Sand¬
lehnen daher kommen, und den Himmel betrachten.
Wir näherten uns, und grüßten uns. Er fragte mich,
wo wir heute gearbeitet hätten, und ich ſagte es ihm.
Ich erzählte ihm auch, daß ich in der Höhle geleſen
habe, und zeigte ihm das Buch. Hierauf gingen wir
mit einander in dem Sande weiter.

Nach einer Weile ſagte er: „Es wird nicht mehr
möglich ſein, daß Sie die Hochſtraſſe erreichen.“

„Wie ſo?“ fragte ich.

„Weil das Gewitter ausbrechen wird,“ antwor¬
tete er.

Ich ſah nach dem Himmel. Die Wolkendeke war
eher dichter geworden, und auf allen kahlen Stein¬
flächen, die wir ſehen konnten, lag ein ſehr ſonder¬
bares bleifarbenes Licht.

„Daß ein Gewitter kommen wird,“ ſagte ich, „war
wohl den ganzen Tag zu erwarten, allein wie bald
die Dunſtſchichte ſich verdichten, erkühlen, den Wind
und die Electricität erzeugen, und ſich herabſchütten
wird, kann man, glaube ich, nicht ermeſſen.“

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[100/0113] minder geworden, und man hatte in der Nacht keinen Thau zu erwarten. Ich wandelte ſehr langſam durch die Hügel dahin, da ſah ich den Pfarrer in den Sand¬ lehnen daher kommen, und den Himmel betrachten. Wir näherten uns, und grüßten uns. Er fragte mich, wo wir heute gearbeitet hätten, und ich ſagte es ihm. Ich erzählte ihm auch, daß ich in der Höhle geleſen habe, und zeigte ihm das Buch. Hierauf gingen wir mit einander in dem Sande weiter. Nach einer Weile ſagte er: „Es wird nicht mehr möglich ſein, daß Sie die Hochſtraſſe erreichen.“ „Wie ſo?“ fragte ich. „Weil das Gewitter ausbrechen wird,“ antwor¬ tete er. Ich ſah nach dem Himmel. Die Wolkendeke war eher dichter geworden, und auf allen kahlen Stein¬ flächen, die wir ſehen konnten, lag ein ſehr ſonder¬ bares bleifarbenes Licht. „Daß ein Gewitter kommen wird,“ ſagte ich, „war wohl den ganzen Tag zu erwarten, allein wie bald die Dunſtſchichte ſich verdichten, erkühlen, den Wind und die Electricität erzeugen, und ſich herabſchütten wird, kann man, glaube ich, nicht ermeſſen.“ „Man kann es wohl nicht genau ſagen,“ antwor¬ tete er, „allein ich habe ſieben und zwanzig Jahre in

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/113>, abgerufen am 24.11.2024.