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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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wickeln könnte, daß es sehr zu wünschen wäre, daß
du ihre Neigung gewännest, und daß daraus eine
bessere Einigung entstehen könnte als durch die Ver¬
bindung mit einem Mädchen unserer Stadt oder mit
einem anderen."

"Und nun ist es so," erwiederte ich.

"Warum hast du denn nie ein Bild von ihr ge¬
malt ?" fragte sie.

"Weil ich sie eben so wenig oder noch weniger
darum bitten konnte als dich oder die Mutter oder
den Vater. Ich hatte nicht das Herz dazu," ant¬
wortete ich.

"Nun sei recht glücklich, sei zufrieden bis in dein
höchstes Alter, und bereue nie, auch nicht im geringsten,
den Schritt, den du gethan hast," sagte sie.

"Ich glaube, daß, ich ihn nie bereuen werde, und
ich danke dir innig für deine Wünsche, meine theure
meine geliebte Klotilde," erwiederte ich.

Sie trocknete ihre Thränen mit dem Tuche, ord¬
nete gleichsam ihr ganzes Wesen, und sah mich
freundlich an.

"Wer wird jezt mit mir zeichnen spanische Bücher
lesen Zither spielen, wem werde ich alles sagen, was
mir in das Herz kömmt?" sprach sie nach einer Weile.

wickeln könnte, daß es ſehr zu wünſchen wäre, daß
du ihre Neigung gewänneſt, und daß daraus eine
beſſere Einigung entſtehen könnte als durch die Ver¬
bindung mit einem Mädchen unſerer Stadt oder mit
einem anderen.“

„Und nun iſt es ſo,“ erwiederte ich.

„Warum haſt du denn nie ein Bild von ihr ge¬
malt ?“ fragte ſie.

„Weil ich ſie eben ſo wenig oder noch weniger
darum bitten konnte als dich oder die Mutter oder
den Vater. Ich hatte nicht das Herz dazu,“ ant¬
wortete ich.

„Nun ſei recht glücklich, ſei zufrieden bis in dein
höchſtes Alter, und bereue nie, auch nicht im geringſten,
den Schritt, den du gethan haſt,“ ſagte ſie.

„Ich glaube, daß, ich ihn nie bereuen werde, und
ich danke dir innig für deine Wünſche, meine theure
meine geliebte Klotilde,“ erwiederte ich.

Sie trocknete ihre Thränen mit dem Tuche, ord¬
nete gleichſam ihr ganzes Weſen, und ſah mich
freundlich an.

„Wer wird jezt mit mir zeichnen ſpaniſche Bücher
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[47/0061] wickeln könnte, daß es ſehr zu wünſchen wäre, daß du ihre Neigung gewänneſt, und daß daraus eine beſſere Einigung entſtehen könnte als durch die Ver¬ bindung mit einem Mädchen unſerer Stadt oder mit einem anderen.“ „Und nun iſt es ſo,“ erwiederte ich. „Warum haſt du denn nie ein Bild von ihr ge¬ malt ?“ fragte ſie. „Weil ich ſie eben ſo wenig oder noch weniger darum bitten konnte als dich oder die Mutter oder den Vater. Ich hatte nicht das Herz dazu,“ ant¬ wortete ich. „Nun ſei recht glücklich, ſei zufrieden bis in dein höchſtes Alter, und bereue nie, auch nicht im geringſten, den Schritt, den du gethan haſt,“ ſagte ſie. „Ich glaube, daß, ich ihn nie bereuen werde, und ich danke dir innig für deine Wünſche, meine theure meine geliebte Klotilde,“ erwiederte ich. Sie trocknete ihre Thränen mit dem Tuche, ord¬ nete gleichſam ihr ganzes Weſen, und ſah mich freundlich an. „Wer wird jezt mit mir zeichnen ſpaniſche Bücher leſen Zither ſpielen, wem werde ich alles ſagen, was mir in das Herz kömmt?“ ſprach ſie nach einer Weile.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/61>, abgerufen am 22.11.2024.