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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Baumblüthe und des Blätterknospens als Reisezeit
bestimmt, und zu dieser Zeit fuhren wir auch fort.

Ich fuhr nun einen Weg, den ich so oft allein
oder mit Fremden in einem Wagen zurückgelegt hatte,
mit allen meinen Angehörigen. Wir fuhren mit
Pferden, die wir uns auf jeder Post geben ließen;
allein wir fuhren zur Bequemlichkeit der Mutter und
Klotildens, weßhalb wir uns oft länger an einem
Orte aufhielten, und kleine Tagereisen machten. Ein
sehr schönes Wetter und eine Fülle von weißen und
rothschimmernden Blüthen begleitete uns.

Am vierten Tage vormittags fuhren wir in den,
Sternenhofe ein. Mathilde war von unserer Ankunft
unterrichtet worden. Wir hatten das Wagendach
zurückgelegt, und alle Blicke meiner Angehörigen
hafteten schon von weiter Entfernung her auf dem
Blüthenhügel, auf dem das Schloß stand, sie richte¬
ten sich jezt auf die Gestalt des Bauwerkes, endlich
auf das Sternenschild über dem Thore, auf die Wöl¬
bung des Thorweges, und zulezt auf Mathilden und
Natalien, die da standen, um uns zu empfangen.
Wir stiegen aus. Natalie wechselte die Farben zwi¬
schen Blaß und Purpurroth. Man wartete nicht wei¬
ter mit dem Gruße. Klotilde und Natalie lagen sich

Baumblüthe und des Blätterknoſpens als Reiſezeit
beſtimmt, und zu dieſer Zeit fuhren wir auch fort.

Ich fuhr nun einen Weg, den ich ſo oft allein
oder mit Fremden in einem Wagen zurückgelegt hatte,
mit allen meinen Angehörigen. Wir fuhren mit
Pferden, die wir uns auf jeder Poſt geben ließen;
allein wir fuhren zur Bequemlichkeit der Mutter und
Klotildens, weßhalb wir uns oft länger an einem
Orte aufhielten, und kleine Tagereiſen machten. Ein
ſehr ſchönes Wetter und eine Fülle von weißen und
rothſchimmernden Blüthen begleitete uns.

Am vierten Tage vormittags fuhren wir in den,
Sternenhofe ein. Mathilde war von unſerer Ankunft
unterrichtet worden. Wir hatten das Wagendach
zurückgelegt, und alle Blicke meiner Angehörigen
hafteten ſchon von weiter Entfernung her auf dem
Blüthenhügel, auf dem das Schloß ſtand, ſie richte¬
ten ſich jezt auf die Geſtalt des Bauwerkes, endlich
auf das Sternenſchild über dem Thore, auf die Wöl¬
bung des Thorweges, und zulezt auf Mathilden und
Natalien, die da ſtanden, um uns zu empfangen.
Wir ſtiegen aus. Natalie wechſelte die Farben zwi¬
ſchen Blaß und Purpurroth. Man wartete nicht wei¬
ter mit dem Gruße. Klotilde und Natalie lagen ſich

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[366/0380] Baumblüthe und des Blätterknoſpens als Reiſezeit beſtimmt, und zu dieſer Zeit fuhren wir auch fort. Ich fuhr nun einen Weg, den ich ſo oft allein oder mit Fremden in einem Wagen zurückgelegt hatte, mit allen meinen Angehörigen. Wir fuhren mit Pferden, die wir uns auf jeder Poſt geben ließen; allein wir fuhren zur Bequemlichkeit der Mutter und Klotildens, weßhalb wir uns oft länger an einem Orte aufhielten, und kleine Tagereiſen machten. Ein ſehr ſchönes Wetter und eine Fülle von weißen und rothſchimmernden Blüthen begleitete uns. Am vierten Tage vormittags fuhren wir in den, Sternenhofe ein. Mathilde war von unſerer Ankunft unterrichtet worden. Wir hatten das Wagendach zurückgelegt, und alle Blicke meiner Angehörigen hafteten ſchon von weiter Entfernung her auf dem Blüthenhügel, auf dem das Schloß ſtand, ſie richte¬ ten ſich jezt auf die Geſtalt des Bauwerkes, endlich auf das Sternenſchild über dem Thore, auf die Wöl¬ bung des Thorweges, und zulezt auf Mathilden und Natalien, die da ſtanden, um uns zu empfangen. Wir ſtiegen aus. Natalie wechſelte die Farben zwi¬ ſchen Blaß und Purpurroth. Man wartete nicht wei¬ ter mit dem Gruße. Klotilde und Natalie lagen ſich

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/380>, abgerufen am 21.05.2024.