"Sie sehen vielleicht auf einige einzelne Ergeb¬ nisse," antwortete er, "aber sie wissen nicht, mit wel¬ chem Ungemache des Entstehens diese aus meinem Herzen gekommen sind. Sie können auch nicht wissen, wie die Ergebnisse geworden wären, wenn ein an¬ derer von gleicher Begabung aber von größerer Gemüthseignung für den Staatsdienst, oder wenn gar einer von auch noch größerer Begabung sie ge¬ fördert hätte."
"Das kann man von jedem Dinge sagen," erwie¬ derte ich.
"Man kann es," antwortete er, "dann soll man aber das, was nicht gerade mißlungen ist, auch nicht sogleich loben. Hört mich an. Der Staatsdienst oder der Dienst des allgemeinen Wesens überhaupt, wie er sich bis heute entwickelt hat, umfaßt eine große Zahl von Personen. Zu diesem Dienste wird auch von den Gesezen eine gewisse Ausbildung und ein ge¬ wisser Stufengang in Erlangung dieser Ausbildung gefordert, und muß gefordert werden. Je nachdem nun die Hoffnung vorhanden ist, daß einer nach Voll¬ endung der geforderten Ausbildung und ihres Stufen¬
„Sie ſehen vielleicht auf einige einzelne Ergeb¬ niſſe,“ antwortete er, „aber ſie wiſſen nicht, mit wel¬ chem Ungemache des Entſtehens dieſe aus meinem Herzen gekommen ſind. Sie können auch nicht wiſſen, wie die Ergebniſſe geworden wären, wenn ein an¬ derer von gleicher Begabung aber von größerer Gemüthseignung für den Staatsdienſt, oder wenn gar einer von auch noch größerer Begabung ſie ge¬ fördert hätte.“
„Das kann man von jedem Dinge ſagen,“ erwie¬ derte ich.
„Man kann es,“ antwortete er, „dann ſoll man aber das, was nicht gerade mißlungen iſt, auch nicht ſogleich loben. Hört mich an. Der Staatsdienſt oder der Dienſt des allgemeinen Weſens überhaupt, wie er ſich bis heute entwickelt hat, umfaßt eine große Zahl von Perſonen. Zu dieſem Dienſte wird auch von den Geſezen eine gewiſſe Ausbildung und ein ge¬ wiſſer Stufengang in Erlangung dieſer Ausbildung gefordert, und muß gefordert werden. Je nachdem nun die Hoffnung vorhanden iſt, daß einer nach Voll¬ endung der geforderten Ausbildung und ihres Stufen¬
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[208/0222]
loben eure Staatslaufbahn insgeſammt,“ erwie¬
derte ich.
„Sie ſehen vielleicht auf einige einzelne Ergeb¬
niſſe,“ antwortete er, „aber ſie wiſſen nicht, mit wel¬
chem Ungemache des Entſtehens dieſe aus meinem
Herzen gekommen ſind. Sie können auch nicht wiſſen,
wie die Ergebniſſe geworden wären, wenn ein an¬
derer von gleicher Begabung aber von größerer
Gemüthseignung für den Staatsdienſt, oder wenn
gar einer von auch noch größerer Begabung ſie ge¬
fördert hätte.“
„Das kann man von jedem Dinge ſagen,“ erwie¬
derte ich.
„Man kann es,“ antwortete er, „dann ſoll man
aber das, was nicht gerade mißlungen iſt, auch nicht
ſogleich loben. Hört mich an. Der Staatsdienſt oder
der Dienſt des allgemeinen Weſens überhaupt, wie
er ſich bis heute entwickelt hat, umfaßt eine große
Zahl von Perſonen. Zu dieſem Dienſte wird auch
von den Geſezen eine gewiſſe Ausbildung und ein ge¬
wiſſer Stufengang in Erlangung dieſer Ausbildung
gefordert, und muß gefordert werden. Je nachdem
nun die Hoffnung vorhanden iſt, daß einer nach Voll¬
endung der geforderten Ausbildung und ihres Stufen¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/222>, abgerufen am 24.11.2024.
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