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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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gleichsam eine Menge darstellten. In den entlaubten
Ästen konnte ich desto deutlicher und häufiger die
Nestbehälter sehen, welche auf den Bäumen ange¬
bracht waren. Von den gefiederten Bewohnern des
Gartens war aber nichts zu sehen und zu hören.
Waren wenige oder keine da, konnte man sie in dem
Sturme nicht bemerken, oder haben sie sich in Schlupf¬
winkel namentlich in ihre Häuschen zurückgezogen?
In den Zweigen des großen Kirschbaumes herrschte
der Wind ganz besonders. Ich stellte mich unter den
Baum neben die an seinem Stamme befindliche Bank,
und sah gegen Süden. Das dunkle Baumgitter lag
unter mir, wie schwarze regellose Gewebe auf den
Schnee gezeichnet, weiter war das Haus mit seinem
weißen Dache, und weiter war nichts; denn die fer¬
nere Gegend war kaum zu erblicken. Bleiche Stellen
oder dunklere Ballen schimmerten durch, je nachdem
das Auge sich auf Schneeflächen oder Wälder richtete,
aber nichts war deutlich zu erkennen, und in langen
Streifen gleichsam in nebligen Fäden, aus denen ein
Gewebe zu verfertigen ist, hing der fallende Schnee
von dem Himmel herunter. Von dem Kirschbaume
konnte ich nicht in das Freie hinausgehen; denn das
Pförtchen war geschlossen. Ich wendete mich daher

gleichſam eine Menge darſtellten. In den entlaubten
Äſten konnte ich deſto deutlicher und häufiger die
Neſtbehälter ſehen, welche auf den Bäumen ange¬
bracht waren. Von den gefiederten Bewohnern des
Gartens war aber nichts zu ſehen und zu hören.
Waren wenige oder keine da, konnte man ſie in dem
Sturme nicht bemerken, oder haben ſie ſich in Schlupf¬
winkel namentlich in ihre Häuschen zurückgezogen?
In den Zweigen des großen Kirſchbaumes herrſchte
der Wind ganz beſonders. Ich ſtellte mich unter den
Baum neben die an ſeinem Stamme befindliche Bank,
und ſah gegen Süden. Das dunkle Baumgitter lag
unter mir, wie ſchwarze regelloſe Gewebe auf den
Schnee gezeichnet, weiter war das Haus mit ſeinem
weißen Dache, und weiter war nichts; denn die fer¬
nere Gegend war kaum zu erblicken. Bleiche Stellen
oder dunklere Ballen ſchimmerten durch, je nachdem
das Auge ſich auf Schneeflächen oder Wälder richtete,
aber nichts war deutlich zu erkennen, und in langen
Streifen gleichſam in nebligen Fäden, aus denen ein
Gewebe zu verfertigen iſt, hing der fallende Schnee
von dem Himmel herunter. Von dem Kirſchbaume
konnte ich nicht in das Freie hinausgehen; denn das
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[175/0189] gleichſam eine Menge darſtellten. In den entlaubten Äſten konnte ich deſto deutlicher und häufiger die Neſtbehälter ſehen, welche auf den Bäumen ange¬ bracht waren. Von den gefiederten Bewohnern des Gartens war aber nichts zu ſehen und zu hören. Waren wenige oder keine da, konnte man ſie in dem Sturme nicht bemerken, oder haben ſie ſich in Schlupf¬ winkel namentlich in ihre Häuschen zurückgezogen? In den Zweigen des großen Kirſchbaumes herrſchte der Wind ganz beſonders. Ich ſtellte mich unter den Baum neben die an ſeinem Stamme befindliche Bank, und ſah gegen Süden. Das dunkle Baumgitter lag unter mir, wie ſchwarze regelloſe Gewebe auf den Schnee gezeichnet, weiter war das Haus mit ſeinem weißen Dache, und weiter war nichts; denn die fer¬ nere Gegend war kaum zu erblicken. Bleiche Stellen oder dunklere Ballen ſchimmerten durch, je nachdem das Auge ſich auf Schneeflächen oder Wälder richtete, aber nichts war deutlich zu erkennen, und in langen Streifen gleichſam in nebligen Fäden, aus denen ein Gewebe zu verfertigen iſt, hing der fallende Schnee von dem Himmel herunter. Von dem Kirſchbaume konnte ich nicht in das Freie hinausgehen; denn das Pförtchen war geſchloſſen. Ich wendete mich daher

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/189>, abgerufen am 24.11.2024.