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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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gesund, und es wurde auf meine Bitte um ihn gesen¬
det. Ich sagte, daß ich im Sinne hätte, von dem
Lautersee in die Eisfelder der Echern hinaufzusteigen.
Ich hätte Anfangs Lust gehabt, das Simmieis an
der Karspize zu besuchen; aber der Zugang ins Kar¬
grat sei mir im Winter sehr unangenehm, und wenn
die Echern auch etwas tiefer liegen als die Simmen,
so seien sie doch schöner, und von unvergleichlich
wohlgebildeten Felsen eingefaßt. Alle riethen mir von
meinem Unternehmen ab, es sei im Winter nicht
durchzudringen, und die Kälte sei auf den Bergen so
groß, daß sie kein Mensch zu ertragen vermöge. Ich
widerlegte die Einwürfe vorerst dadurch, daß ich sagte,
es sei eben im Winter niemand auf den Echern ge¬
wesen, wie sie selber berichten, und daß man daher
nichts Sicheres wissen könne.

"Aber man kann es sich denken," erwiederten viele.

"Erfahrung ist noch besser," sagte ich.

Indessen kam der alte Kaspar. Die Sache wurde
ihm gleich von den Anwesenden erzählt, und er rieth
auch entschieden von dem Unternehmen ab. Ich sagte,
daß viele Forscher in Naturdingen im Winter schon
auf hohen Bergen gewesen seien, auf höheren als
den Echern, daß sie dort Nächte und zuweilen auch

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geſund, und es wurde auf meine Bitte um ihn geſen¬
det. Ich ſagte, daß ich im Sinne hätte, von dem
Lauterſee in die Eisfelder der Echern hinaufzuſteigen.
Ich hätte Anfangs Luſt gehabt, das Simmieis an
der Karſpize zu beſuchen; aber der Zugang ins Kar¬
grat ſei mir im Winter ſehr unangenehm, und wenn
die Echern auch etwas tiefer liegen als die Simmen,
ſo ſeien ſie doch ſchöner, und von unvergleichlich
wohlgebildeten Felſen eingefaßt. Alle riethen mir von
meinem Unternehmen ab, es ſei im Winter nicht
durchzudringen, und die Kälte ſei auf den Bergen ſo
groß, daß ſie kein Menſch zu ertragen vermöge. Ich
widerlegte die Einwürfe vorerſt dadurch, daß ich ſagte,
es ſei eben im Winter niemand auf den Echern ge¬
weſen, wie ſie ſelber berichten, und daß man daher
nichts Sicheres wiſſen könne.

„Aber man kann es ſich denken,“ erwiederten viele.

„Erfahrung iſt noch beſſer,“ ſagte ich.

Indeſſen kam der alte Kaspar. Die Sache wurde
ihm gleich von den Anweſenden erzählt, und er rieth
auch entſchieden von dem Unternehmen ab. Ich ſagte,
daß viele Forſcher in Naturdingen im Winter ſchon
auf hohen Bergen geweſen ſeien, auf höheren als
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[147/0161] geſund, und es wurde auf meine Bitte um ihn geſen¬ det. Ich ſagte, daß ich im Sinne hätte, von dem Lauterſee in die Eisfelder der Echern hinaufzuſteigen. Ich hätte Anfangs Luſt gehabt, das Simmieis an der Karſpize zu beſuchen; aber der Zugang ins Kar¬ grat ſei mir im Winter ſehr unangenehm, und wenn die Echern auch etwas tiefer liegen als die Simmen, ſo ſeien ſie doch ſchöner, und von unvergleichlich wohlgebildeten Felſen eingefaßt. Alle riethen mir von meinem Unternehmen ab, es ſei im Winter nicht durchzudringen, und die Kälte ſei auf den Bergen ſo groß, daß ſie kein Menſch zu ertragen vermöge. Ich widerlegte die Einwürfe vorerſt dadurch, daß ich ſagte, es ſei eben im Winter niemand auf den Echern ge¬ weſen, wie ſie ſelber berichten, und daß man daher nichts Sicheres wiſſen könne. „Aber man kann es ſich denken,“ erwiederten viele. „Erfahrung iſt noch beſſer,“ ſagte ich. Indeſſen kam der alte Kaspar. Die Sache wurde ihm gleich von den Anweſenden erzählt, und er rieth auch entſchieden von dem Unternehmen ab. Ich ſagte, daß viele Forſcher in Naturdingen im Winter ſchon auf hohen Bergen geweſen ſeien, auf höheren als den Echern, daß ſie dort Nächte und zuweilen auch 10 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/161>, abgerufen am 25.11.2024.