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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Ich fuhr mit meinem Gastfreunde nur bis an die
Poststraße und auf derselben bis zur ersten Post. Dort
trennten wir uns. Er fuhr auf Nebenwegen dem
Asperhofe zu, weil er mir zu lieb einen Umweg ge¬
macht hatte, ich aber schlug mit Postpferden die Rich¬
tung gegen das Kargrat ein. Ich war entschlossen,
im Kargrat für jetzt ganz abzubrechen, und also die
Gegenstände, die ich noch dort hatte, fortschaffen zu
lassen. Als ich in dem kleinen Orte eingetroffen war,
richtete ich meine Verhältnisse zurecht, ließ alle meine
Dinge einpacken, und schickte sie fort. Ich nahm von
dem Pfarrer, welchen ich kennen gelernt hatte, Ab¬
schied, verabschiedete mich auch von meinen Wirths¬
leuten und von den anderen Menschen, die mir be¬
kannt geworden waren, sagte, daß ich nicht weiß
wann ich in das Kargrat zurückkehren werde, um
meine Arbeiten, welche ich wegen eines schnell einge¬
tretenen Umstandes hatte abbrechen müssen, fortzu¬
sezen, und reiste wieder ab.

Ich ging jezt in das Lauterthal, um es zu besuchen.
Es war in der Richtung nach meiner Heimath ein ge¬
ringer Umweg, und ich wollte das Thal, das mir lieb
geworden war, wieder sehen. Besonders aber führte
mich ein Zweck dahin. Obwohl ich wenig Hoffnung

Ich fuhr mit meinem Gaſtfreunde nur bis an die
Poſtſtraße und auf derſelben bis zur erſten Poſt. Dort
trennten wir uns. Er fuhr auf Nebenwegen dem
Asperhofe zu, weil er mir zu lieb einen Umweg ge¬
macht hatte, ich aber ſchlug mit Poſtpferden die Rich¬
tung gegen das Kargrat ein. Ich war entſchloſſen,
im Kargrat für jetzt ganz abzubrechen, und alſo die
Gegenſtände, die ich noch dort hatte, fortſchaffen zu
laſſen. Als ich in dem kleinen Orte eingetroffen war,
richtete ich meine Verhältniſſe zurecht, ließ alle meine
Dinge einpacken, und ſchickte ſie fort. Ich nahm von
dem Pfarrer, welchen ich kennen gelernt hatte, Ab¬
ſchied, verabſchiedete mich auch von meinen Wirths¬
leuten und von den anderen Menſchen, die mir be¬
kannt geworden waren, ſagte, daß ich nicht weiß
wann ich in das Kargrat zurückkehren werde, um
meine Arbeiten, welche ich wegen eines ſchnell einge¬
tretenen Umſtandes hatte abbrechen müſſen, fortzu¬
ſezen, und reiſte wieder ab.

Ich ging jezt in das Lauterthal, um es zu beſuchen.
Es war in der Richtung nach meiner Heimath ein ge¬
ringer Umweg, und ich wollte das Thal, das mir lieb
geworden war, wieder ſehen. Beſonders aber führte
mich ein Zweck dahin. Obwohl ich wenig Hoffnung

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[104/0118] Ich fuhr mit meinem Gaſtfreunde nur bis an die Poſtſtraße und auf derſelben bis zur erſten Poſt. Dort trennten wir uns. Er fuhr auf Nebenwegen dem Asperhofe zu, weil er mir zu lieb einen Umweg ge¬ macht hatte, ich aber ſchlug mit Poſtpferden die Rich¬ tung gegen das Kargrat ein. Ich war entſchloſſen, im Kargrat für jetzt ganz abzubrechen, und alſo die Gegenſtände, die ich noch dort hatte, fortſchaffen zu laſſen. Als ich in dem kleinen Orte eingetroffen war, richtete ich meine Verhältniſſe zurecht, ließ alle meine Dinge einpacken, und ſchickte ſie fort. Ich nahm von dem Pfarrer, welchen ich kennen gelernt hatte, Ab¬ ſchied, verabſchiedete mich auch von meinen Wirths¬ leuten und von den anderen Menſchen, die mir be¬ kannt geworden waren, ſagte, daß ich nicht weiß wann ich in das Kargrat zurückkehren werde, um meine Arbeiten, welche ich wegen eines ſchnell einge¬ tretenen Umſtandes hatte abbrechen müſſen, fortzu¬ ſezen, und reiſte wieder ab. Ich ging jezt in das Lauterthal, um es zu beſuchen. Es war in der Richtung nach meiner Heimath ein ge¬ ringer Umweg, und ich wollte das Thal, das mir lieb geworden war, wieder ſehen. Beſonders aber führte mich ein Zweck dahin. Obwohl ich wenig Hoffnung

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/118>, abgerufen am 22.11.2024.