und in diesem Erfülltsein. Es steht der Übertragung der baulichen Gestaltungen auf Schmuck auch ein stoff¬ liches Hinderniß entgegen. Die Gebäude, an denen der Schönheitssinn besonders zur Ausprägung kam, waren immer mehr oder weniger ernste Gegenstände: Kirchen Palläste Brücken und im Alterthume Säulen und Bögen. Im Mittelalter sind die Kirchen weit das Überwiegende; bleiben wir also bei ihnen. Um den Ernst und die Würde der Kirche darzustellen, ist der Stoff nicht gleichgültig, aus dem man sie verfer¬ tiget. Man wählte den Stein als den Stoff, aus dem das Großartigste und Gewaltigste von dem, was sich erhebt, besteht, die Gebirge. Er leiht ihnen dort, wo er nicht von Wald oder Rasen überkleidet ist, son¬ dern nackt zu Tage steht, das erhabenste Ansehen. Daher gibt er auch der Kirche die Gewalt ihres Ein¬ druckes. Er muß dabei mit seiner einfachen Oberfläche wirken, und darf nicht bemalt oder getüncht sein. Das Nächste unter dem Emporstrebenden, was sich an das Gebirge anschließt, ist der Wald. Ein Baum übt nach dem Felsen die größte Macht. Daher ist eine Kirche in Würde und künstlerischem Ansehen auch noch von Holz denkbar, sobald es nicht bemalt und nicht bestri¬ chen ist. Eine eiserne Kirche oder gar eine von Silber
und in dieſem Erfülltſein. Es ſteht der Übertragung der baulichen Geſtaltungen auf Schmuck auch ein ſtoff¬ liches Hinderniß entgegen. Die Gebäude, an denen der Schönheitsſinn beſonders zur Ausprägung kam, waren immer mehr oder weniger ernſte Gegenſtände: Kirchen Palläſte Brücken und im Alterthume Säulen und Bögen. Im Mittelalter ſind die Kirchen weit das Überwiegende; bleiben wir alſo bei ihnen. Um den Ernſt und die Würde der Kirche darzuſtellen, iſt der Stoff nicht gleichgültig, aus dem man ſie verfer¬ tiget. Man wählte den Stein als den Stoff, aus dem das Großartigſte und Gewaltigſte von dem, was ſich erhebt, beſteht, die Gebirge. Er leiht ihnen dort, wo er nicht von Wald oder Raſen überkleidet iſt, ſon¬ dern nackt zu Tage ſteht, das erhabenſte Anſehen. Daher gibt er auch der Kirche die Gewalt ihres Ein¬ druckes. Er muß dabei mit ſeiner einfachen Oberfläche wirken, und darf nicht bemalt oder getüncht ſein. Das Nächſte unter dem Emporſtrebenden, was ſich an das Gebirge anſchließt, iſt der Wald. Ein Baum übt nach dem Felſen die größte Macht. Daher iſt eine Kirche in Würde und künſtleriſchem Anſehen auch noch von Holz denkbar, ſobald es nicht bemalt und nicht beſtri¬ chen iſt. Eine eiſerne Kirche oder gar eine von Silber
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und in dieſem Erfülltſein. Es ſteht der Übertragung
der baulichen Geſtaltungen auf Schmuck auch ein ſtoff¬
liches Hinderniß entgegen. Die Gebäude, an denen
der Schönheitsſinn beſonders zur Ausprägung kam,
waren immer mehr oder weniger ernſte Gegenſtände:
Kirchen Palläſte Brücken und im Alterthume Säulen
und Bögen. Im Mittelalter ſind die Kirchen weit
das Überwiegende; bleiben wir alſo bei ihnen. Um
den Ernſt und die Würde der Kirche darzuſtellen, iſt
der Stoff nicht gleichgültig, aus dem man ſie verfer¬
tiget. Man wählte den Stein als den Stoff, aus
dem das Großartigſte und Gewaltigſte von dem, was
ſich erhebt, beſteht, die Gebirge. Er leiht ihnen dort,
wo er nicht von Wald oder Raſen überkleidet iſt, ſon¬
dern nackt zu Tage ſteht, das erhabenſte Anſehen.
Daher gibt er auch der Kirche die Gewalt ihres Ein¬
druckes. Er muß dabei mit ſeiner einfachen Oberfläche
wirken, und darf nicht bemalt oder getüncht ſein. Das
Nächſte unter dem Emporſtrebenden, was ſich an das
Gebirge anſchließt, iſt der Wald. Ein Baum übt nach
dem Felſen die größte Macht. Daher iſt eine Kirche
in Würde und künſtleriſchem Anſehen auch noch von
Holz denkbar, ſobald es nicht bemalt und nicht beſtri¬
chen iſt. Eine eiſerne Kirche oder gar eine von Silber
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/108>, abgerufen am 22.11.2024.
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