Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

legen, kommt dann zu uns auf das Land, lebt einmal
eine Weile müßig bei uns, das heißt, thut, was euch
der Augenblick und die Neigung eingibt, wir wollen
dieses Haus und den Garten genießen, wollen den
Nachbar Ingheim besuchen, wollen auch zu anderen
entfernteren Nachbarn gehen, und die Dinge an uns
vorüber fließen lassen, wie sie fließen."

Ich dankte ihm für seine Bemerkungen, sagte,
daß ich selber so etwas Ähnliches in mir empfinde,
daß ich wohl etwas unbeholfen gegen das Leben sei,
daß meine Eltern und wohlmeinenden Freunde wohl
Nachsicht mit mir haben müssen, und daß ich für jeden
Wink dankbar sei. Besonders freue mich die Ein¬
ladung in sein Haus, und ich werde ihr mit vieler
Freude Folge leisten.

Als die Zeit meiner Abreise herangekommen war,
packte ich die Zeichnungen und alles, was ich in dem
Rosenhause hatte, ein, nahm den herzlichsten Abschied
von dem alten Manne Gustav Eustach Roland, der
gekommen war, verabschiedete mich von allen Be¬
wohnern des Hauses Gartens und Meierhofes, und
reisete zu meinen Angehörigen in die Hauptstadt
zurück.

Das Erste, was ich dort nach dem innigsten und

legen, kommt dann zu uns auf das Land, lebt einmal
eine Weile müßig bei uns, das heißt, thut, was euch
der Augenblick und die Neigung eingibt, wir wollen
dieſes Haus und den Garten genießen, wollen den
Nachbar Ingheim beſuchen, wollen auch zu anderen
entfernteren Nachbarn gehen, und die Dinge an uns
vorüber fließen laſſen, wie ſie fließen.“

Ich dankte ihm für ſeine Bemerkungen, ſagte,
daß ich ſelber ſo etwas Ähnliches in mir empfinde,
daß ich wohl etwas unbeholfen gegen das Leben ſei,
daß meine Eltern und wohlmeinenden Freunde wohl
Nachſicht mit mir haben müſſen, und daß ich für jeden
Wink dankbar ſei. Beſonders freue mich die Ein¬
ladung in ſein Haus, und ich werde ihr mit vieler
Freude Folge leiſten.

Als die Zeit meiner Abreiſe herangekommen war,
packte ich die Zeichnungen und alles, was ich in dem
Roſenhauſe hatte, ein, nahm den herzlichſten Abſchied
von dem alten Manne Guſtav Euſtach Roland, der
gekommen war, verabſchiedete mich von allen Be¬
wohnern des Hauſes Gartens und Meierhofes, und
reiſete zu meinen Angehörigen in die Hauptſtadt
zurück.

Das Erſte, was ich dort nach dem innigſten und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0073" n="59"/>
legen, kommt dann zu uns auf das Land, lebt einmal<lb/>
eine Weile müßig bei uns, das heißt, thut, was euch<lb/>
der Augenblick und die Neigung eingibt, wir wollen<lb/>
die&#x017F;es Haus und den Garten genießen, wollen den<lb/>
Nachbar Ingheim be&#x017F;uchen, wollen auch zu anderen<lb/>
entfernteren Nachbarn gehen, und die Dinge an uns<lb/>
vorüber fließen la&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;ie fließen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ich dankte ihm für &#x017F;eine Bemerkungen, &#x017F;agte,<lb/>
daß ich &#x017F;elber &#x017F;o etwas Ähnliches in mir empfinde,<lb/>
daß ich wohl etwas unbeholfen gegen das Leben &#x017F;ei,<lb/>
daß meine Eltern und wohlmeinenden Freunde wohl<lb/>
Nach&#x017F;icht mit mir haben mü&#x017F;&#x017F;en, und daß ich für jeden<lb/>
Wink dankbar &#x017F;ei. Be&#x017F;onders freue mich die Ein¬<lb/>
ladung in &#x017F;ein Haus, und ich werde ihr mit vieler<lb/>
Freude Folge lei&#x017F;ten.</p><lb/>
        <p>Als die Zeit meiner Abrei&#x017F;e herangekommen war,<lb/>
packte ich die Zeichnungen und alles, was ich in dem<lb/>
Ro&#x017F;enhau&#x017F;e hatte, ein, nahm den herzlich&#x017F;ten Ab&#x017F;chied<lb/>
von dem alten Manne Gu&#x017F;tav Eu&#x017F;tach Roland, der<lb/>
gekommen war, verab&#x017F;chiedete mich von allen Be¬<lb/>
wohnern des Hau&#x017F;es Gartens und Meierhofes, und<lb/>
rei&#x017F;ete zu meinen Angehörigen in die Haupt&#x017F;tadt<lb/>
zurück.</p><lb/>
        <p>Das Er&#x017F;te, was ich dort nach dem innig&#x017F;ten und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0073] legen, kommt dann zu uns auf das Land, lebt einmal eine Weile müßig bei uns, das heißt, thut, was euch der Augenblick und die Neigung eingibt, wir wollen dieſes Haus und den Garten genießen, wollen den Nachbar Ingheim beſuchen, wollen auch zu anderen entfernteren Nachbarn gehen, und die Dinge an uns vorüber fließen laſſen, wie ſie fließen.“ Ich dankte ihm für ſeine Bemerkungen, ſagte, daß ich ſelber ſo etwas Ähnliches in mir empfinde, daß ich wohl etwas unbeholfen gegen das Leben ſei, daß meine Eltern und wohlmeinenden Freunde wohl Nachſicht mit mir haben müſſen, und daß ich für jeden Wink dankbar ſei. Beſonders freue mich die Ein¬ ladung in ſein Haus, und ich werde ihr mit vieler Freude Folge leiſten. Als die Zeit meiner Abreiſe herangekommen war, packte ich die Zeichnungen und alles, was ich in dem Roſenhauſe hatte, ein, nahm den herzlichſten Abſchied von dem alten Manne Guſtav Euſtach Roland, der gekommen war, verabſchiedete mich von allen Be¬ wohnern des Hauſes Gartens und Meierhofes, und reiſete zu meinen Angehörigen in die Hauptſtadt zurück. Das Erſte, was ich dort nach dem innigſten und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/73
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/73>, abgerufen am 24.11.2024.