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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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"O meine geliebte meine theure ewig mir gehö¬
rende Natalie!"

"Mein einziger mein unvergeßlicher Freund!"

Ich war von Empfindung überwältigt, ich zog sie
näher an mich, und neigte mein Angesicht zu ihrem.
Sie wendete ihr Haupt herüber, und gab mit Güte
ihre schönen Lippen meinem Munde, um den Kuß zu
empfangen, den ich both.

"Ewig für dich allein," sagte ich.

"Ewig für dich allein," sagte sie leise.

Schon als ich die süßen Lippen an meinen fühlte,
war mir, als sei ein Zittern in ihr, und als fließen
ihre Thränen wieder.

Da ich mein Haupt wegwendete, und in ihr An¬
gesicht schaute, sah ich die Thränen in ihren Augen.

Ich fühlte die Tropfen auch in den meinen hervor¬
quellen, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. Ich zog
Natalien wieder näher an mich, legte ihr Angesicht an
meine Brust, neigte meine Wange auf ihre schönen
Haare, legte die eine Hand auf ihr Haupt, und hielt
sie so sanft umfaßt, und an mein Herz gedrückt. Sie
regte sich nicht, und ich fühlte ihr Weinen. Da diese
Stellung sich wieder löste, da sie mir in das Angesicht
schaute, drückte ich noch einmal einen heißen Kuß auf

„O meine geliebte meine theure ewig mir gehö¬
rende Natalie!“

„Mein einziger mein unvergeßlicher Freund!“

Ich war von Empfindung überwältigt, ich zog ſie
näher an mich, und neigte mein Angeſicht zu ihrem.
Sie wendete ihr Haupt herüber, und gab mit Güte
ihre ſchönen Lippen meinem Munde, um den Kuß zu
empfangen, den ich both.

„Ewig für dich allein,“ ſagte ich.

„Ewig für dich allein,“ ſagte ſie leiſe.

Schon als ich die ſüßen Lippen an meinen fühlte,
war mir, als ſei ein Zittern in ihr, und als fließen
ihre Thränen wieder.

Da ich mein Haupt wegwendete, und in ihr An¬
geſicht ſchaute, ſah ich die Thränen in ihren Augen.

Ich fühlte die Tropfen auch in den meinen hervor¬
quellen, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. Ich zog
Natalien wieder näher an mich, legte ihr Angeſicht an
meine Bruſt, neigte meine Wange auf ihre ſchönen
Haare, legte die eine Hand auf ihr Haupt, und hielt
ſie ſo ſanft umfaßt, und an mein Herz gedrückt. Sie
regte ſich nicht, und ich fühlte ihr Weinen. Da dieſe
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[414/0428] „O meine geliebte meine theure ewig mir gehö¬ rende Natalie!“ „Mein einziger mein unvergeßlicher Freund!“ Ich war von Empfindung überwältigt, ich zog ſie näher an mich, und neigte mein Angeſicht zu ihrem. Sie wendete ihr Haupt herüber, und gab mit Güte ihre ſchönen Lippen meinem Munde, um den Kuß zu empfangen, den ich both. „Ewig für dich allein,“ ſagte ich. „Ewig für dich allein,“ ſagte ſie leiſe. Schon als ich die ſüßen Lippen an meinen fühlte, war mir, als ſei ein Zittern in ihr, und als fließen ihre Thränen wieder. Da ich mein Haupt wegwendete, und in ihr An¬ geſicht ſchaute, ſah ich die Thränen in ihren Augen. Ich fühlte die Tropfen auch in den meinen hervor¬ quellen, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. Ich zog Natalien wieder näher an mich, legte ihr Angeſicht an meine Bruſt, neigte meine Wange auf ihre ſchönen Haare, legte die eine Hand auf ihr Haupt, und hielt ſie ſo ſanft umfaßt, und an mein Herz gedrückt. Sie regte ſich nicht, und ich fühlte ihr Weinen. Da dieſe Stellung ſich wieder löſte, da ſie mir in das Angeſicht ſchaute, drückte ich noch einmal einen heißen Kuß auf

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/428>, abgerufen am 22.11.2024.