"O meine geliebte meine theure ewig mir gehö¬ rende Natalie!"
"Mein einziger mein unvergeßlicher Freund!"
Ich war von Empfindung überwältigt, ich zog sie näher an mich, und neigte mein Angesicht zu ihrem. Sie wendete ihr Haupt herüber, und gab mit Güte ihre schönen Lippen meinem Munde, um den Kuß zu empfangen, den ich both.
"Ewig für dich allein," sagte ich.
"Ewig für dich allein," sagte sie leise.
Schon als ich die süßen Lippen an meinen fühlte, war mir, als sei ein Zittern in ihr, und als fließen ihre Thränen wieder.
Da ich mein Haupt wegwendete, und in ihr An¬ gesicht schaute, sah ich die Thränen in ihren Augen.
Ich fühlte die Tropfen auch in den meinen hervor¬ quellen, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. Ich zog Natalien wieder näher an mich, legte ihr Angesicht an meine Brust, neigte meine Wange auf ihre schönen Haare, legte die eine Hand auf ihr Haupt, und hielt sie so sanft umfaßt, und an mein Herz gedrückt. Sie regte sich nicht, und ich fühlte ihr Weinen. Da diese Stellung sich wieder löste, da sie mir in das Angesicht schaute, drückte ich noch einmal einen heißen Kuß auf
„O meine geliebte meine theure ewig mir gehö¬ rende Natalie!“
„Mein einziger mein unvergeßlicher Freund!“
Ich war von Empfindung überwältigt, ich zog ſie näher an mich, und neigte mein Angeſicht zu ihrem. Sie wendete ihr Haupt herüber, und gab mit Güte ihre ſchönen Lippen meinem Munde, um den Kuß zu empfangen, den ich both.
„Ewig für dich allein,“ ſagte ich.
„Ewig für dich allein,“ ſagte ſie leiſe.
Schon als ich die ſüßen Lippen an meinen fühlte, war mir, als ſei ein Zittern in ihr, und als fließen ihre Thränen wieder.
Da ich mein Haupt wegwendete, und in ihr An¬ geſicht ſchaute, ſah ich die Thränen in ihren Augen.
Ich fühlte die Tropfen auch in den meinen hervor¬ quellen, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. Ich zog Natalien wieder näher an mich, legte ihr Angeſicht an meine Bruſt, neigte meine Wange auf ihre ſchönen Haare, legte die eine Hand auf ihr Haupt, und hielt ſie ſo ſanft umfaßt, und an mein Herz gedrückt. Sie regte ſich nicht, und ich fühlte ihr Weinen. Da dieſe Stellung ſich wieder löſte, da ſie mir in das Angeſicht ſchaute, drückte ich noch einmal einen heißen Kuß auf
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0428"n="414"/><p>„O meine geliebte meine theure ewig mir gehö¬<lb/>
rende Natalie!“</p><lb/><p>„Mein einziger mein unvergeßlicher Freund!“</p><lb/><p>Ich war von Empfindung überwältigt, ich zog ſie<lb/>
näher an mich, und neigte mein Angeſicht zu ihrem.<lb/>
Sie wendete ihr Haupt herüber, und gab mit Güte<lb/>
ihre ſchönen Lippen meinem Munde, um den Kuß zu<lb/>
empfangen, den ich both.</p><lb/><p>„Ewig für dich allein,“ſagte ich.</p><lb/><p>„Ewig für dich allein,“ſagte ſie leiſe.</p><lb/><p>Schon als ich die ſüßen Lippen an meinen fühlte,<lb/>
war mir, als ſei ein Zittern in ihr, und als fließen<lb/>
ihre Thränen wieder.</p><lb/><p>Da ich mein Haupt wegwendete, und in ihr An¬<lb/>
geſicht ſchaute, ſah ich die Thränen in ihren Augen.</p><lb/><p>Ich fühlte die Tropfen auch in den meinen hervor¬<lb/>
quellen, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. Ich zog<lb/>
Natalien wieder näher an mich, legte ihr Angeſicht an<lb/>
meine Bruſt, neigte meine Wange auf ihre ſchönen<lb/>
Haare, legte die eine Hand auf ihr Haupt, und hielt<lb/>ſie ſo ſanft umfaßt, und an mein Herz gedrückt. Sie<lb/>
regte ſich nicht, und ich fühlte ihr Weinen. Da dieſe<lb/>
Stellung ſich wieder löſte, da ſie mir in das Angeſicht<lb/>ſchaute, drückte ich noch einmal einen heißen Kuß auf<lb/></p></div></body></text></TEI>
[414/0428]
„O meine geliebte meine theure ewig mir gehö¬
rende Natalie!“
„Mein einziger mein unvergeßlicher Freund!“
Ich war von Empfindung überwältigt, ich zog ſie
näher an mich, und neigte mein Angeſicht zu ihrem.
Sie wendete ihr Haupt herüber, und gab mit Güte
ihre ſchönen Lippen meinem Munde, um den Kuß zu
empfangen, den ich both.
„Ewig für dich allein,“ ſagte ich.
„Ewig für dich allein,“ ſagte ſie leiſe.
Schon als ich die ſüßen Lippen an meinen fühlte,
war mir, als ſei ein Zittern in ihr, und als fließen
ihre Thränen wieder.
Da ich mein Haupt wegwendete, und in ihr An¬
geſicht ſchaute, ſah ich die Thränen in ihren Augen.
Ich fühlte die Tropfen auch in den meinen hervor¬
quellen, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. Ich zog
Natalien wieder näher an mich, legte ihr Angeſicht an
meine Bruſt, neigte meine Wange auf ihre ſchönen
Haare, legte die eine Hand auf ihr Haupt, und hielt
ſie ſo ſanft umfaßt, und an mein Herz gedrückt. Sie
regte ſich nicht, und ich fühlte ihr Weinen. Da dieſe
Stellung ſich wieder löſte, da ſie mir in das Angeſicht
ſchaute, drückte ich noch einmal einen heißen Kuß auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/428>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.