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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Schlosses genommen haben mochte, in mein Zimmer
bringen, und meinte zuweilen, daß es die Höflichkeit
erfordere, daß er mehrere Minuten mit mir spreche.
Ich machte so wenig als möglich Gebrauch von allen
für mich in diesem Schlosse eingeleiteten Anstalten,
und ging nicht einmal in die Meierei, in welcher es
sehr lebhaft war, um durch meine Gegenwart oder
durch mein Zuschauen nicht jemanden in seiner Arbeit
zu beirren.

Als ich mit den ausgewählten Gegenständen fer¬
tig war, hörte ich nicht auf; denn aus ihnen ent¬
wickelten sich wieder andere Arbeiten, was seinen
Grund darin hatte, daß ein Gegenstand den andern
verlangte, was wieder daher rührte, daß die Geräthe
dieses Zimmers und der Nebengemächer ein Ganzes bil¬
deten, welches man nicht zerstückt denken konnte. Was
mir aber zu statten kam, war die große Übung, die
ich nach und nach erlangte, so daß ich endlich in einem
Tage mehr vor mich brachte, als sonst in dreien.

Eustach kam einmal herüber, mich zu besuchen.
Ich sah darin ein Zeichen, daß man mir Gelegenheit
geben wollte, mich seines Rathes zu bedienen. Ich
that dieses auch, freute mich der Worte, die er sprach,
und folgte den Ansichten, die er entwickelte. Er er¬

Schloſſes genommen haben mochte, in mein Zimmer
bringen, und meinte zuweilen, daß es die Höflichkeit
erfordere, daß er mehrere Minuten mit mir ſpreche.
Ich machte ſo wenig als möglich Gebrauch von allen
für mich in dieſem Schloſſe eingeleiteten Anſtalten,
und ging nicht einmal in die Meierei, in welcher es
ſehr lebhaft war, um durch meine Gegenwart oder
durch mein Zuſchauen nicht jemanden in ſeiner Arbeit
zu beirren.

Als ich mit den ausgewählten Gegenſtänden fer¬
tig war, hörte ich nicht auf; denn aus ihnen ent¬
wickelten ſich wieder andere Arbeiten, was ſeinen
Grund darin hatte, daß ein Gegenſtand den andern
verlangte, was wieder daher rührte, daß die Geräthe
dieſes Zimmers und der Nebengemächer ein Ganzes bil¬
deten, welches man nicht zerſtückt denken konnte. Was
mir aber zu ſtatten kam, war die große Übung, die
ich nach und nach erlangte, ſo daß ich endlich in einem
Tage mehr vor mich brachte, als ſonſt in dreien.

Euſtach kam einmal herüber, mich zu beſuchen.
Ich ſah darin ein Zeichen, daß man mir Gelegenheit
geben wollte, mich ſeines Rathes zu bedienen. Ich
that dieſes auch, freute mich der Worte, die er ſprach,
und folgte den Anſichten, die er entwickelte. Er er¬

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[28/0042] Schloſſes genommen haben mochte, in mein Zimmer bringen, und meinte zuweilen, daß es die Höflichkeit erfordere, daß er mehrere Minuten mit mir ſpreche. Ich machte ſo wenig als möglich Gebrauch von allen für mich in dieſem Schloſſe eingeleiteten Anſtalten, und ging nicht einmal in die Meierei, in welcher es ſehr lebhaft war, um durch meine Gegenwart oder durch mein Zuſchauen nicht jemanden in ſeiner Arbeit zu beirren. Als ich mit den ausgewählten Gegenſtänden fer¬ tig war, hörte ich nicht auf; denn aus ihnen ent¬ wickelten ſich wieder andere Arbeiten, was ſeinen Grund darin hatte, daß ein Gegenſtand den andern verlangte, was wieder daher rührte, daß die Geräthe dieſes Zimmers und der Nebengemächer ein Ganzes bil¬ deten, welches man nicht zerſtückt denken konnte. Was mir aber zu ſtatten kam, war die große Übung, die ich nach und nach erlangte, ſo daß ich endlich in einem Tage mehr vor mich brachte, als ſonſt in dreien. Euſtach kam einmal herüber, mich zu beſuchen. Ich ſah darin ein Zeichen, daß man mir Gelegenheit geben wollte, mich ſeines Rathes zu bedienen. Ich that dieſes auch, freute mich der Worte, die er ſprach, und folgte den Anſichten, die er entwickelte. Er er¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/42>, abgerufen am 28.03.2024.