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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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strenge gebräuchlich zu sein; denn ich wußte schon
mehrere Fälle, in denen es unterblieben war; be¬
sonders wenn sich mehrere Menschen zusammen ge¬
funden hatten. Bei der gegenwärtigen Gelegenheit
unterblieb es auch. Man überließ es eher den Be¬
mühungen des Einzelnen, sich die Kenntniß über
eine Person zu verschaffen, an der ihm gelegen war,
oder man überließ es eher dem Zufalle, mit ein¬
ander bekannt zu werden, als daß man bei jedem
neuen Ankömmlinge das Verzeichniß der Anwesenden
gegen ihn wiederholt hätte. Zudem schienen sich hier
die meisten Personen zu kennen. Mich wollte man
wahrscheinlich aus dem Spiele lassen, weil ich nie,
wenn fremde Menschen in den Asperhof gekommen
waren, gefragt hatte, wer sie seien. Gustav benahm
sich hier auch beinahe wie ein Fremder. Nachdem er
sich gegen seine Mutter sehr artig verbeugt, in die
allgemeine Verbeugung gegen die andern eingestimmt,
und Natalien zugelächelt hatte, sezte er sich bescheiden
auf einen abgelegenen Plaz, und hörte aufmerksam
zu. Mein Gastfreund und Eustach so wie auch Ro¬
land waren in den gebräuchlichen Besuchkleidern, ich
ebenfalls. Mir kamen diese Männer in ihren schwar¬
zen Kleidern fremder und fast geringer vor als in

ſtrenge gebräuchlich zu ſein; denn ich wußte ſchon
mehrere Fälle, in denen es unterblieben war; be¬
ſonders wenn ſich mehrere Menſchen zuſammen ge¬
funden hatten. Bei der gegenwärtigen Gelegenheit
unterblieb es auch. Man überließ es eher den Be¬
mühungen des Einzelnen, ſich die Kenntniß über
eine Perſon zu verſchaffen, an der ihm gelegen war,
oder man überließ es eher dem Zufalle, mit ein¬
ander bekannt zu werden, als daß man bei jedem
neuen Ankömmlinge das Verzeichniß der Anweſenden
gegen ihn wiederholt hätte. Zudem ſchienen ſich hier
die meiſten Perſonen zu kennen. Mich wollte man
wahrſcheinlich aus dem Spiele laſſen, weil ich nie,
wenn fremde Menſchen in den Asperhof gekommen
waren, gefragt hatte, wer ſie ſeien. Guſtav benahm
ſich hier auch beinahe wie ein Fremder. Nachdem er
ſich gegen ſeine Mutter ſehr artig verbeugt, in die
allgemeine Verbeugung gegen die andern eingeſtimmt,
und Natalien zugelächelt hatte, ſezte er ſich beſcheiden
auf einen abgelegenen Plaz, und hörte aufmerkſam
zu. Mein Gaſtfreund und Euſtach ſo wie auch Ro¬
land waren in den gebräuchlichen Beſuchkleidern, ich
ebenfalls. Mir kamen dieſe Männer in ihren ſchwar¬
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[327/0341] ſtrenge gebräuchlich zu ſein; denn ich wußte ſchon mehrere Fälle, in denen es unterblieben war; be¬ ſonders wenn ſich mehrere Menſchen zuſammen ge¬ funden hatten. Bei der gegenwärtigen Gelegenheit unterblieb es auch. Man überließ es eher den Be¬ mühungen des Einzelnen, ſich die Kenntniß über eine Perſon zu verſchaffen, an der ihm gelegen war, oder man überließ es eher dem Zufalle, mit ein¬ ander bekannt zu werden, als daß man bei jedem neuen Ankömmlinge das Verzeichniß der Anweſenden gegen ihn wiederholt hätte. Zudem ſchienen ſich hier die meiſten Perſonen zu kennen. Mich wollte man wahrſcheinlich aus dem Spiele laſſen, weil ich nie, wenn fremde Menſchen in den Asperhof gekommen waren, gefragt hatte, wer ſie ſeien. Guſtav benahm ſich hier auch beinahe wie ein Fremder. Nachdem er ſich gegen ſeine Mutter ſehr artig verbeugt, in die allgemeine Verbeugung gegen die andern eingeſtimmt, und Natalien zugelächelt hatte, ſezte er ſich beſcheiden auf einen abgelegenen Plaz, und hörte aufmerkſam zu. Mein Gaſtfreund und Euſtach ſo wie auch Ro¬ land waren in den gebräuchlichen Beſuchkleidern, ich ebenfalls. Mir kamen dieſe Männer in ihren ſchwar¬ zen Kleidern fremder und faſt geringer vor als in

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/341>, abgerufen am 25.11.2024.