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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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tragen, daß in den Zimmern, die ihr benüzen wollt,
gleich alles zu eurer Bequemlichkeit hergerichtet werde.
Sollte euch Eustach an die Hand gehen können, so
wird er es gewiß sehr gerne thun."

Am folgenden Tage war in dem Zimmer, in wel¬
chem sich der große Kleiderschrein befand, mit dem
ich anfangen wollte, eine Staffelei aufgestellt und
neben ihr ein Zeichnungstisch, ob ich mich des einen
oder des andern bedienen wollte. Der Schrein war
von seiner Stelle weg in ein besseres Licht gerückt,
und alle Fenster bis auf eines waren mit ihren Vor¬
hängen bedeckt, damit eine einheitliche Beleuchtung
auf den Gegenstand geleitet würde, der gezeichnet
werden sollte. Eustach hatte alle seine Farbstoffe zu
meiner Verfügung gestellt, wenn etwa die von mir
mitgebrachten irgendwo eine Lücke haben sollten. Das
zeigte sich sogleich klar, daß die Zeichnungen jeden¬
falls mit Farben gemacht werden müßten, weil sonst
gar keine Vorstellung von den Gegenständen hätte er¬
zeugt werden können, die aus verschiedenfarbigem
Holze zusammengestellt waren.

Ich ging sogleich an die Arbeit. Mein Gast¬
freund hatte auch für meine Ruhe gesorgt. So oft
ich zeichnete, durfte niemand in das Zimmer kommen,

tragen, daß in den Zimmern, die ihr benüzen wollt,
gleich alles zu eurer Bequemlichkeit hergerichtet werde.
Sollte euch Euſtach an die Hand gehen können, ſo
wird er es gewiß ſehr gerne thun.“

Am folgenden Tage war in dem Zimmer, in wel¬
chem ſich der große Kleiderſchrein befand, mit dem
ich anfangen wollte, eine Staffelei aufgeſtellt und
neben ihr ein Zeichnungstiſch, ob ich mich des einen
oder des andern bedienen wollte. Der Schrein war
von ſeiner Stelle weg in ein beſſeres Licht gerückt,
und alle Fenſter bis auf eines waren mit ihren Vor¬
hängen bedeckt, damit eine einheitliche Beleuchtung
auf den Gegenſtand geleitet würde, der gezeichnet
werden ſollte. Euſtach hatte alle ſeine Farbſtoffe zu
meiner Verfügung geſtellt, wenn etwa die von mir
mitgebrachten irgendwo eine Lücke haben ſollten. Das
zeigte ſich ſogleich klar, daß die Zeichnungen jeden¬
falls mit Farben gemacht werden müßten, weil ſonſt
gar keine Vorſtellung von den Gegenſtänden hätte er¬
zeugt werden können, die aus verſchiedenfarbigem
Holze zuſammengeſtellt waren.

Ich ging ſogleich an die Arbeit. Mein Gaſt¬
freund hatte auch für meine Ruhe geſorgt. So oft
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[20/0034] tragen, daß in den Zimmern, die ihr benüzen wollt, gleich alles zu eurer Bequemlichkeit hergerichtet werde. Sollte euch Euſtach an die Hand gehen können, ſo wird er es gewiß ſehr gerne thun.“ Am folgenden Tage war in dem Zimmer, in wel¬ chem ſich der große Kleiderſchrein befand, mit dem ich anfangen wollte, eine Staffelei aufgeſtellt und neben ihr ein Zeichnungstiſch, ob ich mich des einen oder des andern bedienen wollte. Der Schrein war von ſeiner Stelle weg in ein beſſeres Licht gerückt, und alle Fenſter bis auf eines waren mit ihren Vor¬ hängen bedeckt, damit eine einheitliche Beleuchtung auf den Gegenſtand geleitet würde, der gezeichnet werden ſollte. Euſtach hatte alle ſeine Farbſtoffe zu meiner Verfügung geſtellt, wenn etwa die von mir mitgebrachten irgendwo eine Lücke haben ſollten. Das zeigte ſich ſogleich klar, daß die Zeichnungen jeden¬ falls mit Farben gemacht werden müßten, weil ſonſt gar keine Vorſtellung von den Gegenſtänden hätte er¬ zeugt werden können, die aus verſchiedenfarbigem Holze zuſammengeſtellt waren. Ich ging ſogleich an die Arbeit. Mein Gaſt¬ freund hatte auch für meine Ruhe geſorgt. So oft ich zeichnete, durfte niemand in das Zimmer kommen,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/34>, abgerufen am 28.03.2024.