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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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durch Lenkung der Sonnenstrahlen auf gewisse Stel¬
len des Gewächses Anstalten getroffen, daß der Ce¬
reus, der sich an der Decke des Gewächshauses im
Inghofe hatte krümmen müssen, wieder gerade wach¬
sen könne. Ich hätte nicht gedacht, daß diese Pflanze
so groß sei, und daß sie sich so schön darstellen würde.

Weil mein Vater an alterthümlichen Dingen eine
so große Freude hatte, weil ihn die Verkleidungen so
sehr erfreut hatten, welche ich ihm im vergangenen
Herbste gebracht hatte, so that ich an meinen Gast¬
freund, da ich eine Weile in seinem Hause gewesen
war, eine Bitte. Ich hatte die Bitte schon länger auf
dem Herzen gehabt, that sie aber erst jezt, da man
gar so gut und freundlich mit mir in dem Rosenhause
war. Ich ersuchte nehmlich meinen Gastfreund, daß
er erlaube, daß ich einige seiner alten Geräthe zeich¬
nen und malen dürfe, um meinem Vater die Abbilder
zu bringen, die ihm eine deutlichere Vorstellung geben
würden, als es meine Beschreibungen zu thun im
Stande wären.

Er gab die Einwilligung sehr gerne, und sagte:
"Wenn ihr eurem Vater ein Vergnügen bereiten wol¬
let, so zeichnet und malet, wie ihr wollt, ich habe
nicht nur nichts dagegen, sondern werde auch Sorge

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durch Lenkung der Sonnenſtrahlen auf gewiſſe Stel¬
len des Gewächſes Anſtalten getroffen, daß der Ce¬
reus, der ſich an der Decke des Gewächshauſes im
Inghofe hatte krümmen müſſen, wieder gerade wach¬
ſen könne. Ich hätte nicht gedacht, daß dieſe Pflanze
ſo groß ſei, und daß ſie ſich ſo ſchön darſtellen würde.

Weil mein Vater an alterthümlichen Dingen eine
ſo große Freude hatte, weil ihn die Verkleidungen ſo
ſehr erfreut hatten, welche ich ihm im vergangenen
Herbſte gebracht hatte, ſo that ich an meinen Gaſt¬
freund, da ich eine Weile in ſeinem Hauſe geweſen
war, eine Bitte. Ich hatte die Bitte ſchon länger auf
dem Herzen gehabt, that ſie aber erſt jezt, da man
gar ſo gut und freundlich mit mir in dem Roſenhauſe
war. Ich erſuchte nehmlich meinen Gaſtfreund, daß
er erlaube, daß ich einige ſeiner alten Geräthe zeich¬
nen und malen dürfe, um meinem Vater die Abbilder
zu bringen, die ihm eine deutlichere Vorſtellung geben
würden, als es meine Beſchreibungen zu thun im
Stande wären.

Er gab die Einwilligung ſehr gerne, und ſagte:
„Wenn ihr eurem Vater ein Vergnügen bereiten wol¬
let, ſo zeichnet und malet, wie ihr wollt, ich habe
nicht nur nichts dagegen, ſondern werde auch Sorge

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[19/0033] durch Lenkung der Sonnenſtrahlen auf gewiſſe Stel¬ len des Gewächſes Anſtalten getroffen, daß der Ce¬ reus, der ſich an der Decke des Gewächshauſes im Inghofe hatte krümmen müſſen, wieder gerade wach¬ ſen könne. Ich hätte nicht gedacht, daß dieſe Pflanze ſo groß ſei, und daß ſie ſich ſo ſchön darſtellen würde. Weil mein Vater an alterthümlichen Dingen eine ſo große Freude hatte, weil ihn die Verkleidungen ſo ſehr erfreut hatten, welche ich ihm im vergangenen Herbſte gebracht hatte, ſo that ich an meinen Gaſt¬ freund, da ich eine Weile in ſeinem Hauſe geweſen war, eine Bitte. Ich hatte die Bitte ſchon länger auf dem Herzen gehabt, that ſie aber erſt jezt, da man gar ſo gut und freundlich mit mir in dem Roſenhauſe war. Ich erſuchte nehmlich meinen Gaſtfreund, daß er erlaube, daß ich einige ſeiner alten Geräthe zeich¬ nen und malen dürfe, um meinem Vater die Abbilder zu bringen, die ihm eine deutlichere Vorſtellung geben würden, als es meine Beſchreibungen zu thun im Stande wären. Er gab die Einwilligung ſehr gerne, und ſagte: „Wenn ihr eurem Vater ein Vergnügen bereiten wol¬ let, ſo zeichnet und malet, wie ihr wollt, ich habe nicht nur nichts dagegen, ſondern werde auch Sorge 2 *

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/33>, abgerufen am 26.04.2024.