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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Beziehung steht. Ich bin nicht reich genug, eine große
Sammlung von geschnittenen Steinen anlegen zu
können, in welcher alle Gattungen enthalten sind,
so fern man überhaupt Gelegenheit hat, sie zu kau¬
fen, und weil ich das nicht konnte, so habe ich mich
lediglich auf menschliche Gestalten beschränkt, und
unter diesen wieder auf jene, deren Erwerb mir ohne
Einfluß auf mein Hauswesen möglich war; denn es
gibt da Kunstwerke in diesem Fache, welche ein gan¬
zes Vermögen in Anspruch nehmen, von dessen Rente
manche kleine Familie, deren Ansprüche nicht zu be¬
deutend sind, leben könnte."

Die Männer in den Helmen trugen diese Kopf¬
bedeckung in der gewöhnlichen Art, wie man sie auf
den alten Münzen sieht, und wie ich sie schon auf
Abbildungen von Kunstwerken in halberhabener Ar¬
beit gesehen habe, die sich auf griechischen oder römi¬
schen Bauten befanden. Die einfache Art, den Helm
zu tragen, wenn er auch eine noch so kostbare Arbeit
ist, habe ich an Abbildungen aus späteren Zeiten na¬
mentlich aus dem Mittelalter nicht mehr gefunden.
Die Angesichter hatten Züge, die etwas Fremdes wie¬
sen, das jezt nicht mehr vorkömmt, und auf eine ent¬
legene Zeit zurückdeutet. Die Züge waren meistens

Stifter, Nachsommer, II. 16

Beziehung ſteht. Ich bin nicht reich genug, eine große
Sammlung von geſchnittenen Steinen anlegen zu
können, in welcher alle Gattungen enthalten ſind,
ſo fern man überhaupt Gelegenheit hat, ſie zu kau¬
fen, und weil ich das nicht konnte, ſo habe ich mich
lediglich auf menſchliche Geſtalten beſchränkt, und
unter dieſen wieder auf jene, deren Erwerb mir ohne
Einfluß auf mein Hausweſen möglich war; denn es
gibt da Kunſtwerke in dieſem Fache, welche ein gan¬
zes Vermögen in Anſpruch nehmen, von deſſen Rente
manche kleine Familie, deren Anſprüche nicht zu be¬
deutend ſind, leben könnte.“

Die Männer in den Helmen trugen dieſe Kopf¬
bedeckung in der gewöhnlichen Art, wie man ſie auf
den alten Münzen ſieht, und wie ich ſie ſchon auf
Abbildungen von Kunſtwerken in halberhabener Ar¬
beit geſehen habe, die ſich auf griechiſchen oder römi¬
ſchen Bauten befanden. Die einfache Art, den Helm
zu tragen, wenn er auch eine noch ſo koſtbare Arbeit
iſt, habe ich an Abbildungen aus ſpäteren Zeiten na¬
mentlich aus dem Mittelalter nicht mehr gefunden.
Die Angeſichter hatten Züge, die etwas Fremdes wie¬
ſen, das jezt nicht mehr vorkömmt, und auf eine ent¬
legene Zeit zurückdeutet. Die Züge waren meiſtens

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[241/0255] Beziehung ſteht. Ich bin nicht reich genug, eine große Sammlung von geſchnittenen Steinen anlegen zu können, in welcher alle Gattungen enthalten ſind, ſo fern man überhaupt Gelegenheit hat, ſie zu kau¬ fen, und weil ich das nicht konnte, ſo habe ich mich lediglich auf menſchliche Geſtalten beſchränkt, und unter dieſen wieder auf jene, deren Erwerb mir ohne Einfluß auf mein Hausweſen möglich war; denn es gibt da Kunſtwerke in dieſem Fache, welche ein gan¬ zes Vermögen in Anſpruch nehmen, von deſſen Rente manche kleine Familie, deren Anſprüche nicht zu be¬ deutend ſind, leben könnte.“ Die Männer in den Helmen trugen dieſe Kopf¬ bedeckung in der gewöhnlichen Art, wie man ſie auf den alten Münzen ſieht, und wie ich ſie ſchon auf Abbildungen von Kunſtwerken in halberhabener Ar¬ beit geſehen habe, die ſich auf griechiſchen oder römi¬ ſchen Bauten befanden. Die einfache Art, den Helm zu tragen, wenn er auch eine noch ſo koſtbare Arbeit iſt, habe ich an Abbildungen aus ſpäteren Zeiten na¬ mentlich aus dem Mittelalter nicht mehr gefunden. Die Angeſichter hatten Züge, die etwas Fremdes wie¬ ſen, das jezt nicht mehr vorkömmt, und auf eine ent¬ legene Zeit zurückdeutet. Die Züge waren meiſtens Stifter, Nachſommer, II. 16

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/255>, abgerufen am 17.05.2024.