"Gut, und ich werde ihn sofort auf die Post senden."
Ich ging in meine Zimmer, und schrieb einen Brief an den Vater. Es war wohl das Rechte, was ich that. Wie schwer würden es mir Vater Mutter und Schwester verziehen haben, wenn ich mich nicht mit Freude an einen Mann zu einer kurzen Reise an¬ geschlossen hätte, der so an unserm Hause gehandelt hat.
Als ich mit dem Briefe fertig war, trug ich ihn hinab, und der Knecht, der gewöhnlich zu allen Bo¬ thengängen verwendet wurde, wartete schon auf ihn, um nebst anderen Aufträgen ihn an den Ort zu brin¬ gen, in welchem er auf die Post kommen sollte.
Am anderen Tage, schon im Verlaufe des Vor¬ mittages, kamen Mathilde und Natalie. Es schien, daß allen die Ursache, weßhalb ich, nachdem ich schon Abschied genommen hatte, wieder in das Ro¬ senhaus gekommen war, Freude machte. Sie sahen mich freundlicher an. Selbst Natalie, die mich so ge¬ mieden hatte, war anders. Ich glaubte einige Male, wenn ich abgewendet war, ihren Blick auf mich ge¬ richtet zu wissen, den sie aber sogleich, wenn ich hin¬ sah, weg wendete. Gustav schloß sich mit ganzem
„Gut, und ich werde ihn ſofort auf die Poſt ſenden.“
Ich ging in meine Zimmer, und ſchrieb einen Brief an den Vater. Es war wohl das Rechte, was ich that. Wie ſchwer würden es mir Vater Mutter und Schweſter verziehen haben, wenn ich mich nicht mit Freude an einen Mann zu einer kurzen Reiſe an¬ geſchloſſen hätte, der ſo an unſerm Hauſe gehandelt hat.
Als ich mit dem Briefe fertig war, trug ich ihn hinab, und der Knecht, der gewöhnlich zu allen Bo¬ thengängen verwendet wurde, wartete ſchon auf ihn, um nebſt anderen Aufträgen ihn an den Ort zu brin¬ gen, in welchem er auf die Poſt kommen ſollte.
Am anderen Tage, ſchon im Verlaufe des Vor¬ mittages, kamen Mathilde und Natalie. Es ſchien, daß allen die Urſache, weßhalb ich, nachdem ich ſchon Abſchied genommen hatte, wieder in das Ro¬ ſenhaus gekommen war, Freude machte. Sie ſahen mich freundlicher an. Selbſt Natalie, die mich ſo ge¬ mieden hatte, war anders. Ich glaubte einige Male, wenn ich abgewendet war, ihren Blick auf mich ge¬ richtet zu wiſſen, den ſie aber ſogleich, wenn ich hin¬ ſah, weg wendete. Guſtav ſchloß ſich mit ganzem
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[207/0221]
„Gut, und ich werde ihn ſofort auf die Poſt
ſenden.“
Ich ging in meine Zimmer, und ſchrieb einen
Brief an den Vater. Es war wohl das Rechte, was
ich that. Wie ſchwer würden es mir Vater Mutter
und Schweſter verziehen haben, wenn ich mich nicht
mit Freude an einen Mann zu einer kurzen Reiſe an¬
geſchloſſen hätte, der ſo an unſerm Hauſe gehandelt
hat.
Als ich mit dem Briefe fertig war, trug ich ihn
hinab, und der Knecht, der gewöhnlich zu allen Bo¬
thengängen verwendet wurde, wartete ſchon auf ihn,
um nebſt anderen Aufträgen ihn an den Ort zu brin¬
gen, in welchem er auf die Poſt kommen ſollte.
Am anderen Tage, ſchon im Verlaufe des Vor¬
mittages, kamen Mathilde und Natalie. Es ſchien,
daß allen die Urſache, weßhalb ich, nachdem ich
ſchon Abſchied genommen hatte, wieder in das Ro¬
ſenhaus gekommen war, Freude machte. Sie ſahen
mich freundlicher an. Selbſt Natalie, die mich ſo ge¬
mieden hatte, war anders. Ich glaubte einige Male,
wenn ich abgewendet war, ihren Blick auf mich ge¬
richtet zu wiſſen, den ſie aber ſogleich, wenn ich hin¬
ſah, weg wendete. Guſtav ſchloß ſich mit ganzem
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/221>, abgerufen am 24.11.2024.
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