fremden Herrn aus der Stadt, welcher es seiner Lage und seiner Seltenheiten willen gekauft hatte, und es zuweilen besuchte. In dem Hause waren schöne Bau¬ werke schöne Steinarbeiten und schöne Arbeiten aus Holz theils in Zimmerdecken Thüren und Fußböden theils in Geräthen. Die Holzarbeit mußte einmal im Gebirge viel blühender gewesen sein als jezt. Von diesen Gegenständen durfte nichts aus dem Hause gebracht werden, auch wurde von ihnen nichts ver¬ kauft. Roland hatte die Erlaubniß erhalten zu zeich¬ nen, was ihm als zeichnungswürdig erscheinen würde. Dieses Zweckes halber hielt er sich im Lauterthal¬ wirthshause auf. Ich besuchte mit ihm öfter das Haus, und wir geriethen in mannigfache Gespräche, namentlich wenn wir Abends, nachdem wir beide un¬ ser Tagewerk gethan hatten, an dem Wirthstische in der großen Stube zusammen kamen. Ich fand in ihm einen sehr feurigen Mann von starken Entschlüssen und von heftigem Begehren, sei es, daß ein Gegen¬ stand der Kunst sein Herz erfüllte, oder daß er sonst etwas in den Bereich seines Wesens zu ziehen strebte. Er verließ diese Stätte früher als ich.
Ehe mich meine Geschäfte aus der Gegend führ¬ ten, fand ich noch etwas, das mich meines Vaters
fremden Herrn aus der Stadt, welcher es ſeiner Lage und ſeiner Seltenheiten willen gekauft hatte, und es zuweilen beſuchte. In dem Hauſe waren ſchöne Bau¬ werke ſchöne Steinarbeiten und ſchöne Arbeiten aus Holz theils in Zimmerdecken Thüren und Fußböden theils in Geräthen. Die Holzarbeit mußte einmal im Gebirge viel blühender geweſen ſein als jezt. Von dieſen Gegenſtänden durfte nichts aus dem Hauſe gebracht werden, auch wurde von ihnen nichts ver¬ kauft. Roland hatte die Erlaubniß erhalten zu zeich¬ nen, was ihm als zeichnungswürdig erſcheinen würde. Dieſes Zweckes halber hielt er ſich im Lauterthal¬ wirthshauſe auf. Ich beſuchte mit ihm öfter das Haus, und wir geriethen in mannigfache Geſpräche, namentlich wenn wir Abends, nachdem wir beide un¬ ſer Tagewerk gethan hatten, an dem Wirthstiſche in der großen Stube zuſammen kamen. Ich fand in ihm einen ſehr feurigen Mann von ſtarken Entſchlüſſen und von heftigem Begehren, ſei es, daß ein Gegen¬ ſtand der Kunſt ſein Herz erfüllte, oder daß er ſonſt etwas in den Bereich ſeines Weſens zu ziehen ſtrebte. Er verließ dieſe Stätte früher als ich.
Ehe mich meine Geſchäfte aus der Gegend führ¬ ten, fand ich noch etwas, das mich meines Vaters
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0021"n="7"/>
fremden Herrn aus der Stadt, welcher es ſeiner Lage<lb/>
und ſeiner Seltenheiten willen gekauft hatte, und es<lb/>
zuweilen beſuchte. In dem Hauſe waren ſchöne Bau¬<lb/>
werke ſchöne Steinarbeiten und ſchöne Arbeiten aus<lb/>
Holz theils in Zimmerdecken Thüren und Fußböden<lb/>
theils in Geräthen. Die Holzarbeit mußte einmal im<lb/>
Gebirge viel blühender geweſen ſein als jezt. Von<lb/>
dieſen Gegenſtänden durfte nichts aus dem Hauſe<lb/>
gebracht werden, auch wurde von ihnen nichts ver¬<lb/>
kauft. Roland hatte die Erlaubniß erhalten zu zeich¬<lb/>
nen, was ihm als zeichnungswürdig erſcheinen würde.<lb/>
Dieſes Zweckes halber hielt er ſich im Lauterthal¬<lb/>
wirthshauſe auf. Ich beſuchte mit ihm öfter das<lb/>
Haus, und wir geriethen in mannigfache Geſpräche,<lb/>
namentlich wenn wir Abends, nachdem wir beide un¬<lb/>ſer Tagewerk gethan hatten, an dem Wirthstiſche in<lb/>
der großen Stube zuſammen kamen. Ich fand in ihm<lb/>
einen ſehr feurigen Mann von ſtarken Entſchlüſſen<lb/>
und von heftigem Begehren, ſei es, daß ein Gegen¬<lb/>ſtand der Kunſt ſein Herz erfüllte, oder daß er ſonſt<lb/>
etwas in den Bereich ſeines Weſens zu ziehen ſtrebte.<lb/>
Er verließ dieſe Stätte früher als ich.</p><lb/><p>Ehe mich meine Geſchäfte aus der Gegend führ¬<lb/>
ten, fand ich noch etwas, das mich meines Vaters<lb/></p></div></body></text></TEI>
[7/0021]
fremden Herrn aus der Stadt, welcher es ſeiner Lage
und ſeiner Seltenheiten willen gekauft hatte, und es
zuweilen beſuchte. In dem Hauſe waren ſchöne Bau¬
werke ſchöne Steinarbeiten und ſchöne Arbeiten aus
Holz theils in Zimmerdecken Thüren und Fußböden
theils in Geräthen. Die Holzarbeit mußte einmal im
Gebirge viel blühender geweſen ſein als jezt. Von
dieſen Gegenſtänden durfte nichts aus dem Hauſe
gebracht werden, auch wurde von ihnen nichts ver¬
kauft. Roland hatte die Erlaubniß erhalten zu zeich¬
nen, was ihm als zeichnungswürdig erſcheinen würde.
Dieſes Zweckes halber hielt er ſich im Lauterthal¬
wirthshauſe auf. Ich beſuchte mit ihm öfter das
Haus, und wir geriethen in mannigfache Geſpräche,
namentlich wenn wir Abends, nachdem wir beide un¬
ſer Tagewerk gethan hatten, an dem Wirthstiſche in
der großen Stube zuſammen kamen. Ich fand in ihm
einen ſehr feurigen Mann von ſtarken Entſchlüſſen
und von heftigem Begehren, ſei es, daß ein Gegen¬
ſtand der Kunſt ſein Herz erfüllte, oder daß er ſonſt
etwas in den Bereich ſeines Weſens zu ziehen ſtrebte.
Er verließ dieſe Stätte früher als ich.
Ehe mich meine Geſchäfte aus der Gegend führ¬
ten, fand ich noch etwas, das mich meines Vaters
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/21>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.