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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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den ganzen Sommer über blos für mein Vergnügen
zu leben, und daß ich es mit großem Danke anerken¬
nen müsse, daß mir erlaubt sei, auf diesem Size ver¬
weilen zu dürfen, der das Herz den Verstand und das
ganze Wesen eines jungen Mannes so zu bilden ge¬
eignet sei.

Natalie stand vor mir, da dieses gesprochen wor¬
den war. Sie erschien mir in diesem Jahre vollkom¬
mener geworden, und war so außerordentlich schön,
wie ich nie in meinem ganzen Leben ein weibliches
Wesen gesehen habe.

Sie sagte kein Wort zu mir, sondern sah mich
nur an. Ich war nicht im Stande, etwas aufzufin¬
den, was ich zur Bewillkommung hätte sagen kön¬
nen. Ich verbeugte mich stumm, und sie erwiederte
diese Verbeugung durch eine gleiche.

Hierauf gingen wir in das Haus.

Die Tage verflossen wie die in den vergangenen
Jahren. Nur eine einzige Ausnahme trat ein. Man
begann nach und nach von den Bildern zu sprechen,
man sprach von der Marmorgestalt, welche auf der
schönen Treppe des Hauses stand, man ging öfter in
das Bilderzimmer, und besah Verschiedenes, und
man verweilte manche Augenblicke in der dämmerigen

den ganzen Sommer über blos für mein Vergnügen
zu leben, und daß ich es mit großem Danke anerken¬
nen müſſe, daß mir erlaubt ſei, auf dieſem Size ver¬
weilen zu dürfen, der das Herz den Verſtand und das
ganze Weſen eines jungen Mannes ſo zu bilden ge¬
eignet ſei.

Natalie ſtand vor mir, da dieſes geſprochen wor¬
den war. Sie erſchien mir in dieſem Jahre vollkom¬
mener geworden, und war ſo außerordentlich ſchön,
wie ich nie in meinem ganzen Leben ein weibliches
Weſen geſehen habe.

Sie ſagte kein Wort zu mir, ſondern ſah mich
nur an. Ich war nicht im Stande, etwas aufzufin¬
den, was ich zur Bewillkommung hätte ſagen kön¬
nen. Ich verbeugte mich ſtumm, und ſie erwiederte
dieſe Verbeugung durch eine gleiche.

Hierauf gingen wir in das Haus.

Die Tage verfloſſen wie die in den vergangenen
Jahren. Nur eine einzige Ausnahme trat ein. Man
begann nach und nach von den Bildern zu ſprechen,
man ſprach von der Marmorgeſtalt, welche auf der
ſchönen Treppe des Hauſes ſtand, man ging öfter in
das Bilderzimmer, und beſah Verſchiedenes, und
man verweilte manche Augenblicke in der dämmerigen

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[178/0192] den ganzen Sommer über blos für mein Vergnügen zu leben, und daß ich es mit großem Danke anerken¬ nen müſſe, daß mir erlaubt ſei, auf dieſem Size ver¬ weilen zu dürfen, der das Herz den Verſtand und das ganze Weſen eines jungen Mannes ſo zu bilden ge¬ eignet ſei. Natalie ſtand vor mir, da dieſes geſprochen wor¬ den war. Sie erſchien mir in dieſem Jahre vollkom¬ mener geworden, und war ſo außerordentlich ſchön, wie ich nie in meinem ganzen Leben ein weibliches Weſen geſehen habe. Sie ſagte kein Wort zu mir, ſondern ſah mich nur an. Ich war nicht im Stande, etwas aufzufin¬ den, was ich zur Bewillkommung hätte ſagen kön¬ nen. Ich verbeugte mich ſtumm, und ſie erwiederte dieſe Verbeugung durch eine gleiche. Hierauf gingen wir in das Haus. Die Tage verfloſſen wie die in den vergangenen Jahren. Nur eine einzige Ausnahme trat ein. Man begann nach und nach von den Bildern zu ſprechen, man ſprach von der Marmorgeſtalt, welche auf der ſchönen Treppe des Hauſes ſtand, man ging öfter in das Bilderzimmer, und beſah Verſchiedenes, und man verweilte manche Augenblicke in der dämmerigen

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/192>, abgerufen am 25.11.2024.