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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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ganz waren, ließen indessen ahnen, daß das Gemälde
einen nicht zu geringen Werth haben dürfte. Wir
gingen nun daran, ein Brett zu verfertigen, auf wel¬
ches das Bild geklebt werden könnte. Wir bereiten
solche Bretter gewöhnlich aus Eichenholz, das aus
zwei übereinanderliegenden Stücken, deren Fasern auf
einander senkrecht sind, und einem Roste besteht, da¬
mit dem sogenannten Werfen oder Verbiegen des
Holzes vorgebeugt werde. Als das Brett fertig und
die Verkittung an demselben vollkommen ausgetrock¬
net war, wurde das Gemälde auf dasselbe aufgezo¬
gen. Wir hatten dort, wo die Ränder des Bildes
weggeschnitten waren, die Holzfläche größer gemacht,
und die neu entstandenen Stellen mit passender Lein¬
wand gut ausgeklebt, um dem Gemälde annähernd
wieder eine Gestalt geben zu können, die es ursprüng¬
lich gehabt haben mochte, und in der es sich den
Augen wohlgefällig zeigte. Hierauf wurde daran ge¬
gangen, das Bild von dem alten hie und da noch
vorfindlichen Firnisse und von dem Schmuze, den es
hatte, zu reinigen. Der Firniß war durch die ge¬
wöhnlichen Mittel leicht wegzubringen, nicht so leicht
aber der durch Jahrhunderte veraltete Schmuz, ohne
daß man in Gefahr kam, auch die Farben zu beschä¬

ganz waren, ließen indeſſen ahnen, daß das Gemälde
einen nicht zu geringen Werth haben dürfte. Wir
gingen nun daran, ein Brett zu verfertigen, auf wel¬
ches das Bild geklebt werden könnte. Wir bereiten
ſolche Bretter gewöhnlich aus Eichenholz, das aus
zwei übereinanderliegenden Stücken, deren Faſern auf
einander ſenkrecht ſind, und einem Roſte beſteht, da¬
mit dem ſogenannten Werfen oder Verbiegen des
Holzes vorgebeugt werde. Als das Brett fertig und
die Verkittung an demſelben vollkommen ausgetrock¬
net war, wurde das Gemälde auf dasſelbe aufgezo¬
gen. Wir hatten dort, wo die Ränder des Bildes
weggeſchnitten waren, die Holzfläche größer gemacht,
und die neu entſtandenen Stellen mit paſſender Lein¬
wand gut ausgeklebt, um dem Gemälde annähernd
wieder eine Geſtalt geben zu können, die es urſprüng¬
lich gehabt haben mochte, und in der es ſich den
Augen wohlgefällig zeigte. Hierauf wurde daran ge¬
gangen, das Bild von dem alten hie und da noch
vorfindlichen Firniſſe und von dem Schmuze, den es
hatte, zu reinigen. Der Firniß war durch die ge¬
wöhnlichen Mittel leicht wegzubringen, nicht ſo leicht
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[155/0169] ganz waren, ließen indeſſen ahnen, daß das Gemälde einen nicht zu geringen Werth haben dürfte. Wir gingen nun daran, ein Brett zu verfertigen, auf wel¬ ches das Bild geklebt werden könnte. Wir bereiten ſolche Bretter gewöhnlich aus Eichenholz, das aus zwei übereinanderliegenden Stücken, deren Faſern auf einander ſenkrecht ſind, und einem Roſte beſteht, da¬ mit dem ſogenannten Werfen oder Verbiegen des Holzes vorgebeugt werde. Als das Brett fertig und die Verkittung an demſelben vollkommen ausgetrock¬ net war, wurde das Gemälde auf dasſelbe aufgezo¬ gen. Wir hatten dort, wo die Ränder des Bildes weggeſchnitten waren, die Holzfläche größer gemacht, und die neu entſtandenen Stellen mit paſſender Lein¬ wand gut ausgeklebt, um dem Gemälde annähernd wieder eine Geſtalt geben zu können, die es urſprüng¬ lich gehabt haben mochte, und in der es ſich den Augen wohlgefällig zeigte. Hierauf wurde daran ge¬ gangen, das Bild von dem alten hie und da noch vorfindlichen Firniſſe und von dem Schmuze, den es hatte, zu reinigen. Der Firniß war durch die ge¬ wöhnlichen Mittel leicht wegzubringen, nicht ſo leicht aber der durch Jahrhunderte veraltete Schmuz, ohne daß man in Gefahr kam, auch die Farben zu beſchä¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/169>, abgerufen am 24.11.2024.