ganz waren, ließen indessen ahnen, daß das Gemälde einen nicht zu geringen Werth haben dürfte. Wir gingen nun daran, ein Brett zu verfertigen, auf wel¬ ches das Bild geklebt werden könnte. Wir bereiten solche Bretter gewöhnlich aus Eichenholz, das aus zwei übereinanderliegenden Stücken, deren Fasern auf einander senkrecht sind, und einem Roste besteht, da¬ mit dem sogenannten Werfen oder Verbiegen des Holzes vorgebeugt werde. Als das Brett fertig und die Verkittung an demselben vollkommen ausgetrock¬ net war, wurde das Gemälde auf dasselbe aufgezo¬ gen. Wir hatten dort, wo die Ränder des Bildes weggeschnitten waren, die Holzfläche größer gemacht, und die neu entstandenen Stellen mit passender Lein¬ wand gut ausgeklebt, um dem Gemälde annähernd wieder eine Gestalt geben zu können, die es ursprüng¬ lich gehabt haben mochte, und in der es sich den Augen wohlgefällig zeigte. Hierauf wurde daran ge¬ gangen, das Bild von dem alten hie und da noch vorfindlichen Firnisse und von dem Schmuze, den es hatte, zu reinigen. Der Firniß war durch die ge¬ wöhnlichen Mittel leicht wegzubringen, nicht so leicht aber der durch Jahrhunderte veraltete Schmuz, ohne daß man in Gefahr kam, auch die Farben zu beschä¬
ganz waren, ließen indeſſen ahnen, daß das Gemälde einen nicht zu geringen Werth haben dürfte. Wir gingen nun daran, ein Brett zu verfertigen, auf wel¬ ches das Bild geklebt werden könnte. Wir bereiten ſolche Bretter gewöhnlich aus Eichenholz, das aus zwei übereinanderliegenden Stücken, deren Faſern auf einander ſenkrecht ſind, und einem Roſte beſteht, da¬ mit dem ſogenannten Werfen oder Verbiegen des Holzes vorgebeugt werde. Als das Brett fertig und die Verkittung an demſelben vollkommen ausgetrock¬ net war, wurde das Gemälde auf dasſelbe aufgezo¬ gen. Wir hatten dort, wo die Ränder des Bildes weggeſchnitten waren, die Holzfläche größer gemacht, und die neu entſtandenen Stellen mit paſſender Lein¬ wand gut ausgeklebt, um dem Gemälde annähernd wieder eine Geſtalt geben zu können, die es urſprüng¬ lich gehabt haben mochte, und in der es ſich den Augen wohlgefällig zeigte. Hierauf wurde daran ge¬ gangen, das Bild von dem alten hie und da noch vorfindlichen Firniſſe und von dem Schmuze, den es hatte, zu reinigen. Der Firniß war durch die ge¬ wöhnlichen Mittel leicht wegzubringen, nicht ſo leicht aber der durch Jahrhunderte veraltete Schmuz, ohne daß man in Gefahr kam, auch die Farben zu beſchä¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0169"n="155"/>
ganz waren, ließen indeſſen ahnen, daß das Gemälde<lb/>
einen nicht zu geringen Werth haben dürfte. Wir<lb/>
gingen nun daran, ein Brett zu verfertigen, auf wel¬<lb/>
ches das Bild geklebt werden könnte. Wir bereiten<lb/>ſolche Bretter gewöhnlich aus Eichenholz, das aus<lb/>
zwei übereinanderliegenden Stücken, deren Faſern auf<lb/>
einander ſenkrecht ſind, und einem Roſte beſteht, da¬<lb/>
mit dem ſogenannten Werfen oder Verbiegen des<lb/>
Holzes vorgebeugt werde. Als das Brett fertig und<lb/>
die Verkittung an demſelben vollkommen ausgetrock¬<lb/>
net war, wurde das Gemälde auf dasſelbe aufgezo¬<lb/>
gen. Wir hatten dort, wo die Ränder des Bildes<lb/>
weggeſchnitten waren, die Holzfläche größer gemacht,<lb/>
und die neu entſtandenen Stellen mit paſſender Lein¬<lb/>
wand gut ausgeklebt, um dem Gemälde annähernd<lb/>
wieder eine Geſtalt geben zu können, die es urſprüng¬<lb/>
lich gehabt haben mochte, und in der es ſich den<lb/>
Augen wohlgefällig zeigte. Hierauf wurde daran ge¬<lb/>
gangen, das Bild von dem alten hie und da noch<lb/>
vorfindlichen Firniſſe und von dem Schmuze, den es<lb/>
hatte, zu reinigen. Der Firniß war durch die ge¬<lb/>
wöhnlichen Mittel leicht wegzubringen, nicht ſo leicht<lb/>
aber der durch Jahrhunderte veraltete Schmuz, ohne<lb/>
daß man in Gefahr kam, auch die Farben zu beſchä¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[155/0169]
ganz waren, ließen indeſſen ahnen, daß das Gemälde
einen nicht zu geringen Werth haben dürfte. Wir
gingen nun daran, ein Brett zu verfertigen, auf wel¬
ches das Bild geklebt werden könnte. Wir bereiten
ſolche Bretter gewöhnlich aus Eichenholz, das aus
zwei übereinanderliegenden Stücken, deren Faſern auf
einander ſenkrecht ſind, und einem Roſte beſteht, da¬
mit dem ſogenannten Werfen oder Verbiegen des
Holzes vorgebeugt werde. Als das Brett fertig und
die Verkittung an demſelben vollkommen ausgetrock¬
net war, wurde das Gemälde auf dasſelbe aufgezo¬
gen. Wir hatten dort, wo die Ränder des Bildes
weggeſchnitten waren, die Holzfläche größer gemacht,
und die neu entſtandenen Stellen mit paſſender Lein¬
wand gut ausgeklebt, um dem Gemälde annähernd
wieder eine Geſtalt geben zu können, die es urſprüng¬
lich gehabt haben mochte, und in der es ſich den
Augen wohlgefällig zeigte. Hierauf wurde daran ge¬
gangen, das Bild von dem alten hie und da noch
vorfindlichen Firniſſe und von dem Schmuze, den es
hatte, zu reinigen. Der Firniß war durch die ge¬
wöhnlichen Mittel leicht wegzubringen, nicht ſo leicht
aber der durch Jahrhunderte veraltete Schmuz, ohne
daß man in Gefahr kam, auch die Farben zu beſchä¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/169>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.