als der Nadeln der Gebirge. Die Betrachtung der unter mir liegenden Erde, der ich oft mehrere Stun¬ den widmete, erhob mein Herz zu höherer Bewegung, und es erschien mir als ein würdiges Bestreben, ja als ein Bestreben, zu dem alle meine bisherigen Bemüh¬ ungen nur Vorarbeiten gewesen waren, dem Ent¬ stehen dieser Erdoberfläche nachzuspüren, und durch Sammlung vieler kleiner Thatsachen an den verschie¬ densten Stellen sich in das große und erhabene Ganze auszubreiten, das sich unsern Blicken darstellt, wenn wir von Hochpunkt zu Hochpunkt auf unserer Erde reisen, und sie endlich alle erfüllt haben, und keine Bildung dem Auge mehr zu untersuchen bleibt als die Weite und die Wölbung des Meeres.
Ich begann, durch diese Gefühle und Betrach¬ tungen angeregt, gleichsam als Schlußstein oder Zu¬ sammenfassung aller meiner bisherigen Arbeiten die Wissenschaft der Bildung der Erdoberfläche und da¬ durch vielleicht der Bildung der Erde selber zu betrei¬ ben. Nebstdem, daß ich gelegentlich von hohen Stellen aus die Gestaltung der Erdoberfläche genau zeichnete, gleichsam als wäre sie durch einen Spiegel gesehen worden, schaffte ich mir die vorzüglichsten Werke an, welche über diese Wissenschaft handeln, machte mich
als der Nadeln der Gebirge. Die Betrachtung der unter mir liegenden Erde, der ich oft mehrere Stun¬ den widmete, erhob mein Herz zu höherer Bewegung, und es erſchien mir als ein würdiges Beſtreben, ja als ein Beſtreben, zu dem alle meine bisherigen Bemüh¬ ungen nur Vorarbeiten geweſen waren, dem Ent¬ ſtehen dieſer Erdoberfläche nachzuſpüren, und durch Sammlung vieler kleiner Thatſachen an den verſchie¬ denſten Stellen ſich in das große und erhabene Ganze auszubreiten, das ſich unſern Blicken darſtellt, wenn wir von Hochpunkt zu Hochpunkt auf unſerer Erde reiſen, und ſie endlich alle erfüllt haben, und keine Bildung dem Auge mehr zu unterſuchen bleibt als die Weite und die Wölbung des Meeres.
Ich begann, durch dieſe Gefühle und Betrach¬ tungen angeregt, gleichſam als Schlußſtein oder Zu¬ ſammenfaſſung aller meiner bisherigen Arbeiten die Wiſſenſchaft der Bildung der Erdoberfläche und da¬ durch vielleicht der Bildung der Erde ſelber zu betrei¬ ben. Nebſtdem, daß ich gelegentlich von hohen Stellen aus die Geſtaltung der Erdoberfläche genau zeichnete, gleichſam als wäre ſie durch einen Spiegel geſehen worden, ſchaffte ich mir die vorzüglichſten Werke an, welche über dieſe Wiſſenſchaft handeln, machte mich
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als der Nadeln der Gebirge. Die Betrachtung der
unter mir liegenden Erde, der ich oft mehrere Stun¬
den widmete, erhob mein Herz zu höherer Bewegung,
und es erſchien mir als ein würdiges Beſtreben, ja als
ein Beſtreben, zu dem alle meine bisherigen Bemüh¬
ungen nur Vorarbeiten geweſen waren, dem Ent¬
ſtehen dieſer Erdoberfläche nachzuſpüren, und durch
Sammlung vieler kleiner Thatſachen an den verſchie¬
denſten Stellen ſich in das große und erhabene Ganze
auszubreiten, das ſich unſern Blicken darſtellt, wenn
wir von Hochpunkt zu Hochpunkt auf unſerer Erde
reiſen, und ſie endlich alle erfüllt haben, und keine
Bildung dem Auge mehr zu unterſuchen bleibt als die
Weite und die Wölbung des Meeres.
Ich begann, durch dieſe Gefühle und Betrach¬
tungen angeregt, gleichſam als Schlußſtein oder Zu¬
ſammenfaſſung aller meiner bisherigen Arbeiten die
Wiſſenſchaft der Bildung der Erdoberfläche und da¬
durch vielleicht der Bildung der Erde ſelber zu betrei¬
ben. Nebſtdem, daß ich gelegentlich von hohen Stellen
aus die Geſtaltung der Erdoberfläche genau zeichnete,
gleichſam als wäre ſie durch einen Spiegel geſehen
worden, ſchaffte ich mir die vorzüglichſten Werke an,
welche über dieſe Wiſſenſchaft handeln, machte mich
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/71>, abgerufen am 22.11.2024.
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