Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

dürfte. Es liege somit in meiner Hand, für die Zu¬
kunft, die etwa größere Ausgaben bringen könnte,
mir auch eine größere Einnahme zu sichern. Meine
Wohnung und meinen Tisch dürfe ich nicht mehr,
wenn ich nicht wolle, in dem Hause der Eltern neh¬
men, sondern wo ich immer wollte. Das Stammver¬
mögen selber werde er an dem Orte, an welchem es
sich bisher befand, liegen lassen. Er fügte bei, er
werde mir dasselbe, sobald ich das vier und zwanzigste
Jahr erreicht habe, einhändigen. Dann könne ich es
nach meinem eigenen Ermessen verwalten. "Ich rathe
dir aber," fuhr er fort, "dann nicht nach einer größeren
Rente zu geizen, weil eine solche meistens nur mit
einer größeren Unsicherheit des Stammvermögens zu
erzielen ist. Sei immer deines Grundvermögens
sicher, und mache die dadurch entstehende kleinere
Rente durch Mäßigkeit größer. Solltest du den Rath
deines Vaters einholen wollen, so wird dir derselbe
nie entzogen werden. Wenn ich sterbe, oder freiwillig
aus den Geschäften zurück trete, so werdet ihr beide
auch noch von mir eine Vermehrung eures Eigenthums
erhalten. Wie groß dieselbe sein wird, kann ich noch
nicht sagen, ich bemühe mich, durch Vorsicht und durch
gut gegründete Geschäftsführung sie so groß als mög¬

dürfte. Es liege ſomit in meiner Hand, für die Zu¬
kunft, die etwa größere Ausgaben bringen könnte,
mir auch eine größere Einnahme zu ſichern. Meine
Wohnung und meinen Tiſch dürfe ich nicht mehr,
wenn ich nicht wolle, in dem Hauſe der Eltern neh¬
men, ſondern wo ich immer wollte. Das Stammver¬
mögen ſelber werde er an dem Orte, an welchem es
ſich bisher befand, liegen laſſen. Er fügte bei, er
werde mir dasſelbe, ſobald ich das vier und zwanzigſte
Jahr erreicht habe, einhändigen. Dann könne ich es
nach meinem eigenen Ermeſſen verwalten. „Ich rathe
dir aber,“ fuhr er fort, „dann nicht nach einer größeren
Rente zu geizen, weil eine ſolche meiſtens nur mit
einer größeren Unſicherheit des Stammvermögens zu
erzielen iſt. Sei immer deines Grundvermögens
ſicher, und mache die dadurch entſtehende kleinere
Rente durch Mäßigkeit größer. Sollteſt du den Rath
deines Vaters einholen wollen, ſo wird dir derſelbe
nie entzogen werden. Wenn ich ſterbe, oder freiwillig
aus den Geſchäften zurück trete, ſo werdet ihr beide
auch noch von mir eine Vermehrung eures Eigenthums
erhalten. Wie groß dieſelbe ſein wird, kann ich noch
nicht ſagen, ich bemühe mich, durch Vorſicht und durch
gut gegründete Geſchäftsführung ſie ſo groß als mög¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0057" n="43"/>
dürfte. Es liege &#x017F;omit in meiner Hand, für die Zu¬<lb/>
kunft, die etwa größere Ausgaben bringen könnte,<lb/>
mir auch eine größere Einnahme zu &#x017F;ichern. Meine<lb/>
Wohnung und meinen Ti&#x017F;ch dürfe ich nicht mehr,<lb/>
wenn ich nicht wolle, in dem Hau&#x017F;e der Eltern neh¬<lb/>
men, &#x017F;ondern wo ich immer wollte. Das Stammver¬<lb/>
mögen &#x017F;elber werde er an dem Orte, an welchem es<lb/>
&#x017F;ich bisher befand, liegen la&#x017F;&#x017F;en. Er fügte bei, er<lb/>
werde mir das&#x017F;elbe, &#x017F;obald ich das vier und zwanzig&#x017F;te<lb/>
Jahr erreicht habe, einhändigen. Dann könne ich es<lb/>
nach meinem eigenen Erme&#x017F;&#x017F;en verwalten. &#x201E;Ich rathe<lb/>
dir aber,&#x201C; fuhr er fort, &#x201E;dann nicht nach einer größeren<lb/>
Rente zu geizen, weil eine &#x017F;olche mei&#x017F;tens nur mit<lb/>
einer größeren Un&#x017F;icherheit des Stammvermögens zu<lb/>
erzielen i&#x017F;t. Sei immer deines Grundvermögens<lb/>
&#x017F;icher, und mache die dadurch ent&#x017F;tehende kleinere<lb/>
Rente durch Mäßigkeit größer. Sollte&#x017F;t du den Rath<lb/>
deines Vaters einholen wollen, &#x017F;o wird dir der&#x017F;elbe<lb/>
nie entzogen werden. Wenn ich &#x017F;terbe, oder freiwillig<lb/>
aus den Ge&#x017F;chäften zurück trete, &#x017F;o werdet ihr beide<lb/>
auch noch von mir eine Vermehrung eures Eigenthums<lb/>
erhalten. Wie groß die&#x017F;elbe &#x017F;ein wird, kann ich noch<lb/>
nicht &#x017F;agen, ich bemühe mich, durch Vor&#x017F;icht und durch<lb/>
gut gegründete Ge&#x017F;chäftsführung &#x017F;ie &#x017F;o groß als mög¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0057] dürfte. Es liege ſomit in meiner Hand, für die Zu¬ kunft, die etwa größere Ausgaben bringen könnte, mir auch eine größere Einnahme zu ſichern. Meine Wohnung und meinen Tiſch dürfe ich nicht mehr, wenn ich nicht wolle, in dem Hauſe der Eltern neh¬ men, ſondern wo ich immer wollte. Das Stammver¬ mögen ſelber werde er an dem Orte, an welchem es ſich bisher befand, liegen laſſen. Er fügte bei, er werde mir dasſelbe, ſobald ich das vier und zwanzigſte Jahr erreicht habe, einhändigen. Dann könne ich es nach meinem eigenen Ermeſſen verwalten. „Ich rathe dir aber,“ fuhr er fort, „dann nicht nach einer größeren Rente zu geizen, weil eine ſolche meiſtens nur mit einer größeren Unſicherheit des Stammvermögens zu erzielen iſt. Sei immer deines Grundvermögens ſicher, und mache die dadurch entſtehende kleinere Rente durch Mäßigkeit größer. Sollteſt du den Rath deines Vaters einholen wollen, ſo wird dir derſelbe nie entzogen werden. Wenn ich ſterbe, oder freiwillig aus den Geſchäften zurück trete, ſo werdet ihr beide auch noch von mir eine Vermehrung eures Eigenthums erhalten. Wie groß dieſelbe ſein wird, kann ich noch nicht ſagen, ich bemühe mich, durch Vorſicht und durch gut gegründete Geſchäftsführung ſie ſo groß als mög¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/57
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/57>, abgerufen am 24.11.2024.