sichtlich gewesen, so war es hier noch mehr der Fall. In den Handlungen meines Gastfreundes und in dem kleinen Theile, den ich von seinen Gesprächen mit Mathilde über häusliche Dinge hörte, zeigte er sich als ein Mann, der mit der Bewirthschaftung eines großen Besizes vertraut ist, und die Pflichten, die ihm in dieser Hinsicht zufallen, mit Eifer mit Umsicht und mit einem Blicke über das Ganze erfüllt, ohne eben deßhalb die Grenzen zu berühren, innerhalb wel¬ cher die Geschäfte einer Frau liegen. Das geschah so natürlich, als müßte es so sein, und als wäre es nicht anders möglich.
Von dem Meierhofe gingen wir in die Wiesen und auf die Felder, welche zu der Besizung gehörten. Wir gingen endlich über die Grenzen des Besizthu¬ mes hinaus, gingen über den Boden anderer Men¬ schen, die wir zum Theile arbeitend auf den Feldern trafen, und mit denen wir redeten. Wir gelangten endlich auf eine Anhöhe, die eine große Umsicht ge¬ währte. Wir blieben hier stehen. Das erste, auf das wir blickten, war das Schloß mit seinem grünen Hü¬ gel und im Schoße seiner umgürtenden Ahorne und des begrenzenden Gartenwaldes. Dann gingen wir auf andere Punkte über. Man zeigte und nannte mir
ſichtlich geweſen, ſo war es hier noch mehr der Fall. In den Handlungen meines Gaſtfreundes und in dem kleinen Theile, den ich von ſeinen Geſprächen mit Mathilde über häusliche Dinge hörte, zeigte er ſich als ein Mann, der mit der Bewirthſchaftung eines großen Beſizes vertraut iſt, und die Pflichten, die ihm in dieſer Hinſicht zufallen, mit Eifer mit Umſicht und mit einem Blicke über das Ganze erfüllt, ohne eben deßhalb die Grenzen zu berühren, innerhalb wel¬ cher die Geſchäfte einer Frau liegen. Das geſchah ſo natürlich, als müßte es ſo ſein, und als wäre es nicht anders möglich.
Von dem Meierhofe gingen wir in die Wieſen und auf die Felder, welche zu der Beſizung gehörten. Wir gingen endlich über die Grenzen des Beſizthu¬ mes hinaus, gingen über den Boden anderer Men¬ ſchen, die wir zum Theile arbeitend auf den Feldern trafen, und mit denen wir redeten. Wir gelangten endlich auf eine Anhöhe, die eine große Umſicht ge¬ währte. Wir blieben hier ſtehen. Das erſte, auf das wir blickten, war das Schloß mit ſeinem grünen Hü¬ gel und im Schoße ſeiner umgürtenden Ahorne und des begrenzenden Gartenwaldes. Dann gingen wir auf andere Punkte über. Man zeigte und nannte mir
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0494"n="480"/>ſichtlich geweſen, ſo war es hier noch mehr der Fall.<lb/>
In den Handlungen meines Gaſtfreundes und in dem<lb/>
kleinen Theile, den ich von ſeinen Geſprächen mit<lb/>
Mathilde über häusliche Dinge hörte, zeigte er ſich<lb/>
als ein Mann, der mit der Bewirthſchaftung eines<lb/>
großen Beſizes vertraut iſt, und die Pflichten, die<lb/>
ihm in dieſer Hinſicht zufallen, mit Eifer mit Umſicht<lb/>
und mit einem Blicke über das Ganze erfüllt, ohne<lb/>
eben deßhalb die Grenzen zu berühren, innerhalb wel¬<lb/>
cher die Geſchäfte einer Frau liegen. Das geſchah ſo<lb/>
natürlich, als müßte es ſo ſein, und als wäre es nicht<lb/>
anders möglich.</p><lb/><p>Von dem Meierhofe gingen wir in die Wieſen<lb/>
und auf die Felder, welche zu der Beſizung gehörten.<lb/>
Wir gingen endlich über die Grenzen des Beſizthu¬<lb/>
mes hinaus, gingen über den Boden anderer Men¬<lb/>ſchen, die wir zum Theile arbeitend auf den Feldern<lb/>
trafen, und mit denen wir redeten. Wir gelangten<lb/>
endlich auf eine Anhöhe, die eine große Umſicht ge¬<lb/>
währte. Wir blieben hier ſtehen. Das erſte, auf das<lb/>
wir blickten, war das Schloß mit ſeinem grünen Hü¬<lb/>
gel und im Schoße ſeiner umgürtenden Ahorne und<lb/>
des begrenzenden Gartenwaldes. Dann gingen wir<lb/>
auf andere Punkte über. Man zeigte und nannte mir<lb/></p></div></body></text></TEI>
[480/0494]
ſichtlich geweſen, ſo war es hier noch mehr der Fall.
In den Handlungen meines Gaſtfreundes und in dem
kleinen Theile, den ich von ſeinen Geſprächen mit
Mathilde über häusliche Dinge hörte, zeigte er ſich
als ein Mann, der mit der Bewirthſchaftung eines
großen Beſizes vertraut iſt, und die Pflichten, die
ihm in dieſer Hinſicht zufallen, mit Eifer mit Umſicht
und mit einem Blicke über das Ganze erfüllt, ohne
eben deßhalb die Grenzen zu berühren, innerhalb wel¬
cher die Geſchäfte einer Frau liegen. Das geſchah ſo
natürlich, als müßte es ſo ſein, und als wäre es nicht
anders möglich.
Von dem Meierhofe gingen wir in die Wieſen
und auf die Felder, welche zu der Beſizung gehörten.
Wir gingen endlich über die Grenzen des Beſizthu¬
mes hinaus, gingen über den Boden anderer Men¬
ſchen, die wir zum Theile arbeitend auf den Feldern
trafen, und mit denen wir redeten. Wir gelangten
endlich auf eine Anhöhe, die eine große Umſicht ge¬
währte. Wir blieben hier ſtehen. Das erſte, auf das
wir blickten, war das Schloß mit ſeinem grünen Hü¬
gel und im Schoße ſeiner umgürtenden Ahorne und
des begrenzenden Gartenwaldes. Dann gingen wir
auf andere Punkte über. Man zeigte und nannte mir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/494>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.