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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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und mächtiges Geschlecht gewohnt. Einer von ihnen
hatte in dem kleinen Orte die Kirche bauen und aus¬
zieren lassen. Er hat die Kirche im altdeutschen Stile
gebaut, Spizbogen schließen sie, schlanke Säulen
aus Stein theilen sie in drei Schiffe, und hohe
Fenster mit Steinrosen in ihren Bögen und mit den
kleinen vieleckigen Täfelchen geben ihr Licht. Der
Hochaltar ist aus Lindenholz geschnizt, steht wie eine
Monstranze auf dem Priesterplaze, und ist von fünf
Fenstern umgeben. Viele Zeiten sind vorübergegan¬
gen. Der Gründer ist gestorben, man zeigt sein Bild
aus rothem Marmor in Halbarbeit auf einer Platte
in der Kirche. Andere Menschen sind gekommen, man
machte Zuthaten in der Kirche, man bemalte und be¬
strich die steinernen Säulen und die aus gehauenen
Steinen gebauten Wände, man ersezte die zwei Sei¬
tenaltäre, von deren Gestalt man jezt nichts mehr
weiß, durch neue, und es geht die Sage, daß schöne
Glasgemälde die Monstranze umstanden haben, daß
sie fortgekommen seien, und daß gemeine viereckige
Tafeln in die fünf Fenster gesezt wurden. Sie ver¬
unzieren in der That noch jezt die Kirche. Die neuen
Besizer des Schlosses waren nicht mehr so reich und
mächtig, andere Zeiten hatten andere Gedanken be¬

und mächtiges Geſchlecht gewohnt. Einer von ihnen
hatte in dem kleinen Orte die Kirche bauen und aus¬
zieren laſſen. Er hat die Kirche im altdeutſchen Stile
gebaut, Spizbogen ſchließen ſie, ſchlanke Säulen
aus Stein theilen ſie in drei Schiffe, und hohe
Fenſter mit Steinroſen in ihren Bögen und mit den
kleinen vieleckigen Täfelchen geben ihr Licht. Der
Hochaltar iſt aus Lindenholz geſchnizt, ſteht wie eine
Monſtranze auf dem Prieſterplaze, und iſt von fünf
Fenſtern umgeben. Viele Zeiten ſind vorübergegan¬
gen. Der Gründer iſt geſtorben, man zeigt ſein Bild
aus rothem Marmor in Halbarbeit auf einer Platte
in der Kirche. Andere Menſchen ſind gekommen, man
machte Zuthaten in der Kirche, man bemalte und be¬
ſtrich die ſteinernen Säulen und die aus gehauenen
Steinen gebauten Wände, man erſezte die zwei Sei¬
tenaltäre, von deren Geſtalt man jezt nichts mehr
weiß, durch neue, und es geht die Sage, daß ſchöne
Glasgemälde die Monſtranze umſtanden haben, daß
ſie fortgekommen ſeien, und daß gemeine viereckige
Tafeln in die fünf Fenſter geſezt wurden. Sie ver¬
unzieren in der That noch jezt die Kirche. Die neuen
Beſizer des Schloſſes waren nicht mehr ſo reich und
mächtig, andere Zeiten hatten andere Gedanken be¬

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[443/0457] und mächtiges Geſchlecht gewohnt. Einer von ihnen hatte in dem kleinen Orte die Kirche bauen und aus¬ zieren laſſen. Er hat die Kirche im altdeutſchen Stile gebaut, Spizbogen ſchließen ſie, ſchlanke Säulen aus Stein theilen ſie in drei Schiffe, und hohe Fenſter mit Steinroſen in ihren Bögen und mit den kleinen vieleckigen Täfelchen geben ihr Licht. Der Hochaltar iſt aus Lindenholz geſchnizt, ſteht wie eine Monſtranze auf dem Prieſterplaze, und iſt von fünf Fenſtern umgeben. Viele Zeiten ſind vorübergegan¬ gen. Der Gründer iſt geſtorben, man zeigt ſein Bild aus rothem Marmor in Halbarbeit auf einer Platte in der Kirche. Andere Menſchen ſind gekommen, man machte Zuthaten in der Kirche, man bemalte und be¬ ſtrich die ſteinernen Säulen und die aus gehauenen Steinen gebauten Wände, man erſezte die zwei Sei¬ tenaltäre, von deren Geſtalt man jezt nichts mehr weiß, durch neue, und es geht die Sage, daß ſchöne Glasgemälde die Monſtranze umſtanden haben, daß ſie fortgekommen ſeien, und daß gemeine viereckige Tafeln in die fünf Fenſter geſezt wurden. Sie ver¬ unzieren in der That noch jezt die Kirche. Die neuen Beſizer des Schloſſes waren nicht mehr ſo reich und mächtig, andere Zeiten hatten andere Gedanken be¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/457>, abgerufen am 22.11.2024.