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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Wir gingen bei der Pforte hinaus, die gegen den
Meierhof führt, gingen aber nicht in den Meierhof,
sondern machten einen großen Bogen durch die Fel¬
der, und kamen dann schief über den südlichen Ab¬
hang des Hügels wieder zu dem Hause hinauf.

Da die Täge sehr lang waren, so leuchtete noch
die Abendröthe, wenn wir von unserem Abendessen,
das pünktlich immer zur gleichen Zeit sein mußte,
aufstanden. Wir gingen daher heute auch noch nach
dem Abendessen in den Garten. Wir gingen zu dem
großen Kirschbaume empor. Dort sezten wir uns auf
das Bänklein. Mein Gastfreund und Mathilde saßen
in der Mitte, so daß ihre Angesichter gegen den Gar¬
ten hinab gerichtet waren. Links von meinem Gast¬
freunde saß ich, rechts von der Mutter saß Natalie
und Gustav. Die Lüfte dunkelten immer mehr, ein
blasser Schein war über die Wipfel des Gartens, der
jezt schwieg, und über das Dach des Hauses gebrei¬
tet. Das Gespräch war heiter und ruhig, und die
Kinder wendeten oft ihr Angesicht herüber, um an
dem Gespräche Antheil zu nehmen, und gelegentlich
selber ein Wort zu reden.

Da sich der eine und der andere Stern an dem
Himmel entzündete, und in den Tiefen der Garten¬

Wir gingen bei der Pforte hinaus, die gegen den
Meierhof führt, gingen aber nicht in den Meierhof,
ſondern machten einen großen Bogen durch die Fel¬
der, und kamen dann ſchief über den ſüdlichen Ab¬
hang des Hügels wieder zu dem Hauſe hinauf.

Da die Täge ſehr lang waren, ſo leuchtete noch
die Abendröthe, wenn wir von unſerem Abendeſſen,
das pünktlich immer zur gleichen Zeit ſein mußte,
aufſtanden. Wir gingen daher heute auch noch nach
dem Abendeſſen in den Garten. Wir gingen zu dem
großen Kirſchbaume empor. Dort ſezten wir uns auf
das Bänklein. Mein Gaſtfreund und Mathilde ſaßen
in der Mitte, ſo daß ihre Angeſichter gegen den Gar¬
ten hinab gerichtet waren. Links von meinem Gaſt¬
freunde ſaß ich, rechts von der Mutter ſaß Natalie
und Guſtav. Die Lüfte dunkelten immer mehr, ein
blaſſer Schein war über die Wipfel des Gartens, der
jezt ſchwieg, und über das Dach des Hauſes gebrei¬
tet. Das Geſpräch war heiter und ruhig, und die
Kinder wendeten oft ihr Angeſicht herüber, um an
dem Geſpräche Antheil zu nehmen, und gelegentlich
ſelber ein Wort zu reden.

Da ſich der eine und der andere Stern an dem
Himmel entzündete, und in den Tiefen der Garten¬

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[394/0408] Wir gingen bei der Pforte hinaus, die gegen den Meierhof führt, gingen aber nicht in den Meierhof, ſondern machten einen großen Bogen durch die Fel¬ der, und kamen dann ſchief über den ſüdlichen Ab¬ hang des Hügels wieder zu dem Hauſe hinauf. Da die Täge ſehr lang waren, ſo leuchtete noch die Abendröthe, wenn wir von unſerem Abendeſſen, das pünktlich immer zur gleichen Zeit ſein mußte, aufſtanden. Wir gingen daher heute auch noch nach dem Abendeſſen in den Garten. Wir gingen zu dem großen Kirſchbaume empor. Dort ſezten wir uns auf das Bänklein. Mein Gaſtfreund und Mathilde ſaßen in der Mitte, ſo daß ihre Angeſichter gegen den Gar¬ ten hinab gerichtet waren. Links von meinem Gaſt¬ freunde ſaß ich, rechts von der Mutter ſaß Natalie und Guſtav. Die Lüfte dunkelten immer mehr, ein blaſſer Schein war über die Wipfel des Gartens, der jezt ſchwieg, und über das Dach des Hauſes gebrei¬ tet. Das Geſpräch war heiter und ruhig, und die Kinder wendeten oft ihr Angeſicht herüber, um an dem Geſpräche Antheil zu nehmen, und gelegentlich ſelber ein Wort zu reden. Da ſich der eine und der andere Stern an dem Himmel entzündete, und in den Tiefen der Garten¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/408>, abgerufen am 22.11.2024.