mer die Schlüssel zu seinen Gemächern, um auch in der Nacht von Außen aufsperren zu können. Diese Vorrichtungen waren eine Erfindung Eustachs, weil der alte Mann jede Einschränkung durch Dienerschaft ja die Nähe derselben nicht wollte, um nicht gestört zu werden. Er ließ auch nicht zu, daß Gustav in einem Zimmer neben ihm schlafe, um sich nicht an ihn zu gewöhnen, und ihn dann zu vermissen, da der Jüng¬ ling doch einmal fort müsse. Wenn man in dem Ar¬ beitszimmer meines Gastfreundes versammelt war, besprach man gewöhnlich Angelegenheiten des Besiz¬ thums, Veränderungen, die nothwendig sind, Arbei¬ ten, die man vornehmen müsse, und Gegenstände der Kunst. Hieher wurden die Pläne und Entwürfe von Dingen gebracht, die man entweder in Holz ausfüh¬ ren wollte, oder die Anlagen in dem Garten oder Umänderungen an Gebäuden betrafen. Es war gut, diese Entwürfe gerade in dieses Zimmer zu bringen, weil sie da eine sehr schöne und ausgezeichnete Um¬ gebung antrafen, und sich daher jeder Fehler und jede Unzulänglichkeit, wenn derlei in dem Entwurfe wa¬ ren, sogleich aufzeigte, und verbessert werden konnte. An dem Tage, wo mehrere Menschen in das Arbeits¬ zimmer des alten Mannes kamen, war immer ein
mer die Schlüſſel zu ſeinen Gemächern, um auch in der Nacht von Außen aufſperren zu können. Dieſe Vorrichtungen waren eine Erfindung Euſtachs, weil der alte Mann jede Einſchränkung durch Dienerſchaft ja die Nähe derſelben nicht wollte, um nicht geſtört zu werden. Er ließ auch nicht zu, daß Guſtav in einem Zimmer neben ihm ſchlafe, um ſich nicht an ihn zu gewöhnen, und ihn dann zu vermiſſen, da der Jüng¬ ling doch einmal fort müſſe. Wenn man in dem Ar¬ beitszimmer meines Gaſtfreundes verſammelt war, beſprach man gewöhnlich Angelegenheiten des Beſiz¬ thums, Veränderungen, die nothwendig ſind, Arbei¬ ten, die man vornehmen müſſe, und Gegenſtände der Kunſt. Hieher wurden die Pläne und Entwürfe von Dingen gebracht, die man entweder in Holz ausfüh¬ ren wollte, oder die Anlagen in dem Garten oder Umänderungen an Gebäuden betrafen. Es war gut, dieſe Entwürfe gerade in dieſes Zimmer zu bringen, weil ſie da eine ſehr ſchöne und ausgezeichnete Um¬ gebung antrafen, und ſich daher jeder Fehler und jede Unzulänglichkeit, wenn derlei in dem Entwurfe wa¬ ren, ſogleich aufzeigte, und verbeſſert werden konnte. An dem Tage, wo mehrere Menſchen in das Arbeits¬ zimmer des alten Mannes kamen, war immer ein
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0362"n="348"/>
mer die Schlüſſel zu ſeinen Gemächern, um auch in<lb/>
der Nacht von Außen aufſperren zu können. Dieſe<lb/>
Vorrichtungen waren eine Erfindung Euſtachs, weil<lb/>
der alte Mann jede Einſchränkung durch Dienerſchaft<lb/>
ja die Nähe derſelben nicht wollte, um nicht geſtört<lb/>
zu werden. Er ließ auch nicht zu, daß Guſtav in einem<lb/>
Zimmer neben ihm ſchlafe, um ſich nicht an ihn zu<lb/>
gewöhnen, und ihn dann zu vermiſſen, da der Jüng¬<lb/>
ling doch einmal fort müſſe. Wenn man in dem Ar¬<lb/>
beitszimmer meines Gaſtfreundes verſammelt war,<lb/>
beſprach man gewöhnlich Angelegenheiten des Beſiz¬<lb/>
thums, Veränderungen, die nothwendig ſind, Arbei¬<lb/>
ten, die man vornehmen müſſe, und Gegenſtände der<lb/>
Kunſt. Hieher wurden die Pläne und Entwürfe von<lb/>
Dingen gebracht, die man entweder in Holz ausfüh¬<lb/>
ren wollte, oder die Anlagen in dem Garten oder<lb/>
Umänderungen an Gebäuden betrafen. Es war gut,<lb/>
dieſe Entwürfe gerade in dieſes Zimmer zu bringen,<lb/>
weil ſie da eine ſehr ſchöne und ausgezeichnete Um¬<lb/>
gebung antrafen, und ſich daher jeder Fehler und jede<lb/>
Unzulänglichkeit, wenn derlei in dem Entwurfe wa¬<lb/>
ren, ſogleich aufzeigte, und verbeſſert werden konnte.<lb/>
An dem Tage, wo mehrere Menſchen in das Arbeits¬<lb/>
zimmer des alten Mannes kamen, war immer ein<lb/></p></div></body></text></TEI>
[348/0362]
mer die Schlüſſel zu ſeinen Gemächern, um auch in
der Nacht von Außen aufſperren zu können. Dieſe
Vorrichtungen waren eine Erfindung Euſtachs, weil
der alte Mann jede Einſchränkung durch Dienerſchaft
ja die Nähe derſelben nicht wollte, um nicht geſtört
zu werden. Er ließ auch nicht zu, daß Guſtav in einem
Zimmer neben ihm ſchlafe, um ſich nicht an ihn zu
gewöhnen, und ihn dann zu vermiſſen, da der Jüng¬
ling doch einmal fort müſſe. Wenn man in dem Ar¬
beitszimmer meines Gaſtfreundes verſammelt war,
beſprach man gewöhnlich Angelegenheiten des Beſiz¬
thums, Veränderungen, die nothwendig ſind, Arbei¬
ten, die man vornehmen müſſe, und Gegenſtände der
Kunſt. Hieher wurden die Pläne und Entwürfe von
Dingen gebracht, die man entweder in Holz ausfüh¬
ren wollte, oder die Anlagen in dem Garten oder
Umänderungen an Gebäuden betrafen. Es war gut,
dieſe Entwürfe gerade in dieſes Zimmer zu bringen,
weil ſie da eine ſehr ſchöne und ausgezeichnete Um¬
gebung antrafen, und ſich daher jeder Fehler und jede
Unzulänglichkeit, wenn derlei in dem Entwurfe wa¬
ren, ſogleich aufzeigte, und verbeſſert werden konnte.
An dem Tage, wo mehrere Menſchen in das Arbeits¬
zimmer des alten Mannes kamen, war immer ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/362>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.