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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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mer die Schlüssel zu seinen Gemächern, um auch in
der Nacht von Außen aufsperren zu können. Diese
Vorrichtungen waren eine Erfindung Eustachs, weil
der alte Mann jede Einschränkung durch Dienerschaft
ja die Nähe derselben nicht wollte, um nicht gestört
zu werden. Er ließ auch nicht zu, daß Gustav in einem
Zimmer neben ihm schlafe, um sich nicht an ihn zu
gewöhnen, und ihn dann zu vermissen, da der Jüng¬
ling doch einmal fort müsse. Wenn man in dem Ar¬
beitszimmer meines Gastfreundes versammelt war,
besprach man gewöhnlich Angelegenheiten des Besiz¬
thums, Veränderungen, die nothwendig sind, Arbei¬
ten, die man vornehmen müsse, und Gegenstände der
Kunst. Hieher wurden die Pläne und Entwürfe von
Dingen gebracht, die man entweder in Holz ausfüh¬
ren wollte, oder die Anlagen in dem Garten oder
Umänderungen an Gebäuden betrafen. Es war gut,
diese Entwürfe gerade in dieses Zimmer zu bringen,
weil sie da eine sehr schöne und ausgezeichnete Um¬
gebung antrafen, und sich daher jeder Fehler und jede
Unzulänglichkeit, wenn derlei in dem Entwurfe wa¬
ren, sogleich aufzeigte, und verbessert werden konnte.
An dem Tage, wo mehrere Menschen in das Arbeits¬
zimmer des alten Mannes kamen, war immer ein

mer die Schlüſſel zu ſeinen Gemächern, um auch in
der Nacht von Außen aufſperren zu können. Dieſe
Vorrichtungen waren eine Erfindung Euſtachs, weil
der alte Mann jede Einſchränkung durch Dienerſchaft
ja die Nähe derſelben nicht wollte, um nicht geſtört
zu werden. Er ließ auch nicht zu, daß Guſtav in einem
Zimmer neben ihm ſchlafe, um ſich nicht an ihn zu
gewöhnen, und ihn dann zu vermiſſen, da der Jüng¬
ling doch einmal fort müſſe. Wenn man in dem Ar¬
beitszimmer meines Gaſtfreundes verſammelt war,
beſprach man gewöhnlich Angelegenheiten des Beſiz¬
thums, Veränderungen, die nothwendig ſind, Arbei¬
ten, die man vornehmen müſſe, und Gegenſtände der
Kunſt. Hieher wurden die Pläne und Entwürfe von
Dingen gebracht, die man entweder in Holz ausfüh¬
ren wollte, oder die Anlagen in dem Garten oder
Umänderungen an Gebäuden betrafen. Es war gut,
dieſe Entwürfe gerade in dieſes Zimmer zu bringen,
weil ſie da eine ſehr ſchöne und ausgezeichnete Um¬
gebung antrafen, und ſich daher jeder Fehler und jede
Unzulänglichkeit, wenn derlei in dem Entwurfe wa¬
ren, ſogleich aufzeigte, und verbeſſert werden konnte.
An dem Tage, wo mehrere Menſchen in das Arbeits¬
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[348/0362] mer die Schlüſſel zu ſeinen Gemächern, um auch in der Nacht von Außen aufſperren zu können. Dieſe Vorrichtungen waren eine Erfindung Euſtachs, weil der alte Mann jede Einſchränkung durch Dienerſchaft ja die Nähe derſelben nicht wollte, um nicht geſtört zu werden. Er ließ auch nicht zu, daß Guſtav in einem Zimmer neben ihm ſchlafe, um ſich nicht an ihn zu gewöhnen, und ihn dann zu vermiſſen, da der Jüng¬ ling doch einmal fort müſſe. Wenn man in dem Ar¬ beitszimmer meines Gaſtfreundes verſammelt war, beſprach man gewöhnlich Angelegenheiten des Beſiz¬ thums, Veränderungen, die nothwendig ſind, Arbei¬ ten, die man vornehmen müſſe, und Gegenſtände der Kunſt. Hieher wurden die Pläne und Entwürfe von Dingen gebracht, die man entweder in Holz ausfüh¬ ren wollte, oder die Anlagen in dem Garten oder Umänderungen an Gebäuden betrafen. Es war gut, dieſe Entwürfe gerade in dieſes Zimmer zu bringen, weil ſie da eine ſehr ſchöne und ausgezeichnete Um¬ gebung antrafen, und ſich daher jeder Fehler und jede Unzulänglichkeit, wenn derlei in dem Entwurfe wa¬ ren, ſogleich aufzeigte, und verbeſſert werden konnte. An dem Tage, wo mehrere Menſchen in das Arbeits¬ zimmer des alten Mannes kamen, war immer ein

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/362>, abgerufen am 22.11.2024.