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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Vögel ernsthaft, sie sind rastlos beschäftigt, ihre Nach¬
kommen zu füttern, sie zu erziehen und zu unterrichten,
daß sie zu etwas Tüchtigem tauglich werden, nament¬
lich zu der großen bevorstehenden Reise. Gegen den
Herbst kömmt wieder eine freiere Zeit. Da haben sie
gleichsam einen Nachsommer, und spielen eine Weile,
ehe sie fort gehen."

Als wir von dem Spaziergange zurückgekehrt wa¬
ren, und es Abend wurde, versammelten wir uns an
dem Kamine des Speisezimmers, in welchem ein
lustiges Feuer brannte. Auch Eustach wurde herüber
geholt, und der weiße Gärtner mußte kommen und
sagen, welche Fortschritte die Pflanzen in den Win¬
terbeeten und in den Gewächshäusern gemacht hat¬
ten. Die Haushälterin Katharina sezte hie und da
ein warmes Getränke auf ein Tischchen.

Am andern Tage Morgens ging ich zu meinem
Gastfreunde in das Fütterungszimmer, um zuzusehen.
Er suchte sich alle Gattungen Nahrung aus den Fä¬
chern zurecht, öffnete dann die Fenster, und that das
Futter auf die Brettchen. Er blieb an dem Fenster
stehen, und ich bei ihm. Trozdem kamen die Vögel in
Bögen oder geraden Linien herbei geflogen. Ihn
fürchteten sie nicht, weil sie ihn als den Nährvater

Vögel ernſthaft, ſie ſind raſtlos beſchäftigt, ihre Nach¬
kommen zu füttern, ſie zu erziehen und zu unterrichten,
daß ſie zu etwas Tüchtigem tauglich werden, nament¬
lich zu der großen bevorſtehenden Reiſe. Gegen den
Herbſt kömmt wieder eine freiere Zeit. Da haben ſie
gleichſam einen Nachſommer, und ſpielen eine Weile,
ehe ſie fort gehen.“

Als wir von dem Spaziergange zurückgekehrt wa¬
ren, und es Abend wurde, verſammelten wir uns an
dem Kamine des Speiſezimmers, in welchem ein
luſtiges Feuer brannte. Auch Euſtach wurde herüber
geholt, und der weiße Gärtner mußte kommen und
ſagen, welche Fortſchritte die Pflanzen in den Win¬
terbeeten und in den Gewächshäuſern gemacht hat¬
ten. Die Haushälterin Katharina ſezte hie und da
ein warmes Getränke auf ein Tiſchchen.

Am andern Tage Morgens ging ich zu meinem
Gaſtfreunde in das Fütterungszimmer, um zuzuſehen.
Er ſuchte ſich alle Gattungen Nahrung aus den Fä¬
chern zurecht, öffnete dann die Fenſter, und that das
Futter auf die Brettchen. Er blieb an dem Fenſter
ſtehen, und ich bei ihm. Trozdem kamen die Vögel in
Bögen oder geraden Linien herbei geflogen. Ihn
fürchteten ſie nicht, weil ſie ihn als den Nährvater

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[334/0348] Vögel ernſthaft, ſie ſind raſtlos beſchäftigt, ihre Nach¬ kommen zu füttern, ſie zu erziehen und zu unterrichten, daß ſie zu etwas Tüchtigem tauglich werden, nament¬ lich zu der großen bevorſtehenden Reiſe. Gegen den Herbſt kömmt wieder eine freiere Zeit. Da haben ſie gleichſam einen Nachſommer, und ſpielen eine Weile, ehe ſie fort gehen.“ Als wir von dem Spaziergange zurückgekehrt wa¬ ren, und es Abend wurde, verſammelten wir uns an dem Kamine des Speiſezimmers, in welchem ein luſtiges Feuer brannte. Auch Euſtach wurde herüber geholt, und der weiße Gärtner mußte kommen und ſagen, welche Fortſchritte die Pflanzen in den Win¬ terbeeten und in den Gewächshäuſern gemacht hat¬ ten. Die Haushälterin Katharina ſezte hie und da ein warmes Getränke auf ein Tiſchchen. Am andern Tage Morgens ging ich zu meinem Gaſtfreunde in das Fütterungszimmer, um zuzuſehen. Er ſuchte ſich alle Gattungen Nahrung aus den Fä¬ chern zurecht, öffnete dann die Fenſter, und that das Futter auf die Brettchen. Er blieb an dem Fenſter ſtehen, und ich bei ihm. Trozdem kamen die Vögel in Bögen oder geraden Linien herbei geflogen. Ihn fürchteten ſie nicht, weil ſie ihn als den Nährvater

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/348>, abgerufen am 22.11.2024.