befremdeten und beengten mich beinahe als ein Ge¬ gensaz zu meinem Landaufenthalte; aber ich fand mich nach und nach wieder hinein, und es stellte sich als das Langgewohnte und Allbekannte wieder dar. Ich ging nicht zu meinen Freunden, an deren Wohnung ich vorüberkam, ich ging nicht in die Buchhandlung, in der ich manche Stunde des Abends zuzubringen gewohnt war, und die an meinem Wege lag, sondern ich eilte zu meinem Vater. Ich fand ihn an dem Schreibtische, und grüßte ihn ehrerbiethig, und wurde auch von ihm auf das Herzlichste empfangen. Nach kurzer Unterredung über Wohlbefinden und an¬ dere allgemeine Dinge sagte er, daß ich nach Hause gehen möchte, er habe noch Einiges zu thun, werde aber bald nachkommen, um mit der Mutter, der Schwester und mir den Abend zuzubringen.
Ich ging wieder gerades Weges nach Hause. Dort machte ich einen Gang durch den Garten, sprach einige liebkosende Worte zu dem Hofhunde, der mich mit Heulen und Freudensprüngen begrüßte, und brachte dann noch eine Weile bei der Mutter und der Schwe¬ ster zu. Hierauf ging ich in alle Zimmer unserer Wohnung, besonders in die mit den alten Geräthen
befremdeten und beengten mich beinahe als ein Ge¬ genſaz zu meinem Landaufenthalte; aber ich fand mich nach und nach wieder hinein, und es ſtellte ſich als das Langgewohnte und Allbekannte wieder dar. Ich ging nicht zu meinen Freunden, an deren Wohnung ich vorüberkam, ich ging nicht in die Buchhandlung, in der ich manche Stunde des Abends zuzubringen gewohnt war, und die an meinem Wege lag, ſondern ich eilte zu meinem Vater. Ich fand ihn an dem Schreibtiſche, und grüßte ihn ehrerbiethig, und wurde auch von ihm auf das Herzlichſte empfangen. Nach kurzer Unterredung über Wohlbefinden und an¬ dere allgemeine Dinge ſagte er, daß ich nach Hauſe gehen möchte, er habe noch Einiges zu thun, werde aber bald nachkommen, um mit der Mutter, der Schweſter und mir den Abend zuzubringen.
Ich ging wieder gerades Weges nach Hauſe. Dort machte ich einen Gang durch den Garten, ſprach einige liebkoſende Worte zu dem Hofhunde, der mich mit Heulen und Freudenſprüngen begrüßte, und brachte dann noch eine Weile bei der Mutter und der Schwe¬ ſter zu. Hierauf ging ich in alle Zimmer unſerer Wohnung, beſonders in die mit den alten Geräthen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0293"n="279"/>
befremdeten und beengten mich beinahe als ein Ge¬<lb/>
genſaz zu meinem Landaufenthalte; aber ich fand mich<lb/>
nach und nach wieder hinein, und es ſtellte ſich als<lb/>
das Langgewohnte und Allbekannte wieder dar. Ich<lb/>
ging nicht zu meinen Freunden, an deren Wohnung<lb/>
ich vorüberkam, ich ging nicht in die Buchhandlung,<lb/>
in der ich manche Stunde des Abends zuzubringen<lb/>
gewohnt war, und die an meinem Wege lag, ſondern<lb/>
ich eilte zu meinem Vater. Ich fand ihn an dem<lb/>
Schreibtiſche, und grüßte ihn ehrerbiethig, und<lb/>
wurde auch von ihm auf das Herzlichſte empfangen.<lb/>
Nach kurzer Unterredung über Wohlbefinden und an¬<lb/>
dere allgemeine Dinge ſagte er, daß ich nach Hauſe<lb/>
gehen möchte, er habe noch Einiges zu thun, werde<lb/>
aber bald nachkommen, um mit der Mutter, der<lb/>
Schweſter und mir den Abend zuzubringen.</p><lb/><p>Ich ging wieder gerades Weges nach Hauſe. Dort<lb/>
machte ich einen Gang durch den Garten, ſprach einige<lb/>
liebkoſende Worte zu dem Hofhunde, der mich mit<lb/>
Heulen und Freudenſprüngen begrüßte, und brachte<lb/>
dann noch eine Weile bei der Mutter und der Schwe¬<lb/>ſter zu. Hierauf ging ich in alle Zimmer unſerer<lb/>
Wohnung, beſonders in die mit den alten Geräthen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[279/0293]
befremdeten und beengten mich beinahe als ein Ge¬
genſaz zu meinem Landaufenthalte; aber ich fand mich
nach und nach wieder hinein, und es ſtellte ſich als
das Langgewohnte und Allbekannte wieder dar. Ich
ging nicht zu meinen Freunden, an deren Wohnung
ich vorüberkam, ich ging nicht in die Buchhandlung,
in der ich manche Stunde des Abends zuzubringen
gewohnt war, und die an meinem Wege lag, ſondern
ich eilte zu meinem Vater. Ich fand ihn an dem
Schreibtiſche, und grüßte ihn ehrerbiethig, und
wurde auch von ihm auf das Herzlichſte empfangen.
Nach kurzer Unterredung über Wohlbefinden und an¬
dere allgemeine Dinge ſagte er, daß ich nach Hauſe
gehen möchte, er habe noch Einiges zu thun, werde
aber bald nachkommen, um mit der Mutter, der
Schweſter und mir den Abend zuzubringen.
Ich ging wieder gerades Weges nach Hauſe. Dort
machte ich einen Gang durch den Garten, ſprach einige
liebkoſende Worte zu dem Hofhunde, der mich mit
Heulen und Freudenſprüngen begrüßte, und brachte
dann noch eine Weile bei der Mutter und der Schwe¬
ſter zu. Hierauf ging ich in alle Zimmer unſerer
Wohnung, beſonders in die mit den alten Geräthen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/293>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.