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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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fruchtende Erde, die sie im Winter für den neuen
Nachwuchs werden sollten, die Bewohner der Berg¬
thäler und der Halden, die wohl gelegentlich in jeder
Jahreszeit Feuer machen, unterhielten es schon den
ganzen Tag in ihrem Ofen, um sich zu wärmen, und
an heiteren Morgen glänzte der Reif auf den Berg¬
wiesen, und hatte bereits das Grün der Farenkräuter
in ein dürres Rostbraun verwandelt: da ich aber in
die Ebene gelangt war, und die Berge mir am Rande
derselben nur mehr wie ein blauer Saum erschienen,
und da ich endlich gar auf dem breiten Strome zu un¬
serer Hauptstadt hinabfuhr, umfächelten mich so weiche
und warme Lüfte, daß ich meinte, ich hätte die Berge
zu früh verlassen. Es war aber nur der Unterschied
der Himmelsbeschaffenheit in dem Gebirge und in den
entfernten Niederungen. Als ich das Schif verlassen
hatte, und an den Thoren meiner Heimathstadt an¬
gekommen war, trugen die Akazien noch ihr Laub,
warmer Sonnenschein legte sich auf die Umfassungs¬
mauern und auf die Häuser, und schöngekleidete
Menschen lustwandelten in den Stunden des Nach¬
mittages. Die liebliche röthliche und dunkelblaue
Farbe der Weintrauben, die man an dem Thore und
auf dem Plaze innerhalb desselben feil both, brachte

fruchtende Erde, die ſie im Winter für den neuen
Nachwuchs werden ſollten, die Bewohner der Berg¬
thäler und der Halden, die wohl gelegentlich in jeder
Jahreszeit Feuer machen, unterhielten es ſchon den
ganzen Tag in ihrem Ofen, um ſich zu wärmen, und
an heiteren Morgen glänzte der Reif auf den Berg¬
wieſen, und hatte bereits das Grün der Farenkräuter
in ein dürres Roſtbraun verwandelt: da ich aber in
die Ebene gelangt war, und die Berge mir am Rande
derſelben nur mehr wie ein blauer Saum erſchienen,
und da ich endlich gar auf dem breiten Strome zu un¬
ſerer Hauptſtadt hinabfuhr, umfächelten mich ſo weiche
und warme Lüfte, daß ich meinte, ich hätte die Berge
zu früh verlaſſen. Es war aber nur der Unterſchied
der Himmelsbeſchaffenheit in dem Gebirge und in den
entfernten Niederungen. Als ich das Schif verlaſſen
hatte, und an den Thoren meiner Heimathſtadt an¬
gekommen war, trugen die Akazien noch ihr Laub,
warmer Sonnenſchein legte ſich auf die Umfaſſungs¬
mauern und auf die Häuſer, und ſchöngekleidete
Menſchen luſtwandelten in den Stunden des Nach¬
mittages. Die liebliche röthliche und dunkelblaue
Farbe der Weintrauben, die man an dem Thore und
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[277/0291] fruchtende Erde, die ſie im Winter für den neuen Nachwuchs werden ſollten, die Bewohner der Berg¬ thäler und der Halden, die wohl gelegentlich in jeder Jahreszeit Feuer machen, unterhielten es ſchon den ganzen Tag in ihrem Ofen, um ſich zu wärmen, und an heiteren Morgen glänzte der Reif auf den Berg¬ wieſen, und hatte bereits das Grün der Farenkräuter in ein dürres Roſtbraun verwandelt: da ich aber in die Ebene gelangt war, und die Berge mir am Rande derſelben nur mehr wie ein blauer Saum erſchienen, und da ich endlich gar auf dem breiten Strome zu un¬ ſerer Hauptſtadt hinabfuhr, umfächelten mich ſo weiche und warme Lüfte, daß ich meinte, ich hätte die Berge zu früh verlaſſen. Es war aber nur der Unterſchied der Himmelsbeſchaffenheit in dem Gebirge und in den entfernten Niederungen. Als ich das Schif verlaſſen hatte, und an den Thoren meiner Heimathſtadt an¬ gekommen war, trugen die Akazien noch ihr Laub, warmer Sonnenſchein legte ſich auf die Umfaſſungs¬ mauern und auf die Häuſer, und ſchöngekleidete Menſchen luſtwandelten in den Stunden des Nach¬ mittages. Die liebliche röthliche und dunkelblaue Farbe der Weintrauben, die man an dem Thore und auf dem Plaze innerhalb deſſelben feil both, brachte

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/291>, abgerufen am 22.11.2024.