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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Wohnung nichts, und ich konnte natürlich nicht darum
fragen.

Als wir auf den Gang hinausgekommen waren,
sagte er: "Nun habt ihr mein ganzes Haus gesehen;
wenn ihr wieder einmal in der Zukunft vorüberkommt,
oder euch gar in der Ferne desselben erinnert, so könnt
ihr euch gleich vorstellen, wie es im Inneren aus¬
sieht."

Bei diesen Worten nestelte er den Ring mit den
Schlüsseln in irgend eine Tasche seines seltsamen
Obergewandes.

"Es ist ein Bild," erwiederte ich auf seine Rede,
"das sich mir tief eingeprägt hat, und das ich nicht so
bald vergessen werde."

"Ich habe mir das beinahe gedacht," antwor¬
tete er.

Da wir in die Nähe meines Zimmers gekommen
waren, verabschiedete er sich, indem er sagte, daß er
nun einen großen Theil meiner Zeit in Anspruch ge¬
nommen habe, und daß er, um mich nicht noch mehr
einzuengen, mir nichts weiter davon entziehen wolle.

Ich dankte ihm für seine Gefälligkeit und Freund¬
lichkeit, mit welcher er mir einen Theil des Tages ge¬
widmet, und mir seine Häuslichkeit gezeigt habe, und

Wohnung nichts, und ich konnte natürlich nicht darum
fragen.

Als wir auf den Gang hinausgekommen waren,
ſagte er: „Nun habt ihr mein ganzes Haus geſehen;
wenn ihr wieder einmal in der Zukunft vorüberkommt,
oder euch gar in der Ferne desſelben erinnert, ſo könnt
ihr euch gleich vorſtellen, wie es im Inneren aus¬
ſieht.“

Bei dieſen Worten neſtelte er den Ring mit den
Schlüſſeln in irgend eine Taſche ſeines ſeltſamen
Obergewandes.

„Es iſt ein Bild,“ erwiederte ich auf ſeine Rede,
„das ſich mir tief eingeprägt hat, und das ich nicht ſo
bald vergeſſen werde.“

„Ich habe mir das beinahe gedacht,“ antwor¬
tete er.

Da wir in die Nähe meines Zimmers gekommen
waren, verabſchiedete er ſich, indem er ſagte, daß er
nun einen großen Theil meiner Zeit in Anſpruch ge¬
nommen habe, und daß er, um mich nicht noch mehr
einzuengen, mir nichts weiter davon entziehen wolle.

Ich dankte ihm für ſeine Gefälligkeit und Freund¬
lichkeit, mit welcher er mir einen Theil des Tages ge¬
widmet, und mir ſeine Häuslichkeit gezeigt habe, und

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[265/0279] Wohnung nichts, und ich konnte natürlich nicht darum fragen. Als wir auf den Gang hinausgekommen waren, ſagte er: „Nun habt ihr mein ganzes Haus geſehen; wenn ihr wieder einmal in der Zukunft vorüberkommt, oder euch gar in der Ferne desſelben erinnert, ſo könnt ihr euch gleich vorſtellen, wie es im Inneren aus¬ ſieht.“ Bei dieſen Worten neſtelte er den Ring mit den Schlüſſeln in irgend eine Taſche ſeines ſeltſamen Obergewandes. „Es iſt ein Bild,“ erwiederte ich auf ſeine Rede, „das ſich mir tief eingeprägt hat, und das ich nicht ſo bald vergeſſen werde.“ „Ich habe mir das beinahe gedacht,“ antwor¬ tete er. Da wir in die Nähe meines Zimmers gekommen waren, verabſchiedete er ſich, indem er ſagte, daß er nun einen großen Theil meiner Zeit in Anſpruch ge¬ nommen habe, und daß er, um mich nicht noch mehr einzuengen, mir nichts weiter davon entziehen wolle. Ich dankte ihm für ſeine Gefälligkeit und Freund¬ lichkeit, mit welcher er mir einen Theil des Tages ge¬ widmet, und mir ſeine Häuslichkeit gezeigt habe, und

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/279>, abgerufen am 04.06.2024.