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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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fragt wurde. Ich wendete mich häufig an ihn, und
fragte ihn um verschiedene Dinge, besonders um
solche, die die Gegend umher betrafen, und deren
Kenntniß ich bei ihm voraussezen mußte. Er antwor¬
tete sicher, und mit einer gewissen Ehrerbiethung ge¬
gen mich, obwohl ich ihm an Jahren nicht so ferne
stand als sein Erzieher. Er ging meistens, auch wenn
der Weg breit genug gewesen wäre, hinter uns.

Als wir den Hügel vollends umgangen hatten,
und an mehreren ländlichen Wohnungen vorbeigekom¬
men waren, stiegen wir auf der nehmlichen Seite und
auf dem nehmlichen Wege gegen das Haus empor, auf
welchem ich gestern gegen dasselbe hinangekommen
war. Da wir es erreicht hatten, traten uns die Rosen
entgegen, wie sie mir gestern entgegengetreten waren.
Ich nahm von diesem Anblicke Gelegenheit, meinen
Gastfreund der Rosen wegen zu fragen, da ich über¬
haupt gesonnen war, dieser Blumen willen einmal
eine Frage zu thun. Ich bath ihn, ob wir denn zu
besserer Betrachtung nicht näher auf den großen
Sandplaz treten wollten. Wir thaten es, und stan¬
den vor der ganzen Wand von Blumen, die den un¬
teren Theil des weißen Hauses deckte.

Ich sagte, er müsse ein besonderer Freund dieser

fragt wurde. Ich wendete mich häufig an ihn, und
fragte ihn um verſchiedene Dinge, beſonders um
ſolche, die die Gegend umher betrafen, und deren
Kenntniß ich bei ihm vorausſezen mußte. Er antwor¬
tete ſicher, und mit einer gewiſſen Ehrerbiethung ge¬
gen mich, obwohl ich ihm an Jahren nicht ſo ferne
ſtand als ſein Erzieher. Er ging meiſtens, auch wenn
der Weg breit genug geweſen wäre, hinter uns.

Als wir den Hügel vollends umgangen hatten,
und an mehreren ländlichen Wohnungen vorbeigekom¬
men waren, ſtiegen wir auf der nehmlichen Seite und
auf dem nehmlichen Wege gegen das Haus empor, auf
welchem ich geſtern gegen dasſelbe hinangekommen
war. Da wir es erreicht hatten, traten uns die Roſen
entgegen, wie ſie mir geſtern entgegengetreten waren.
Ich nahm von dieſem Anblicke Gelegenheit, meinen
Gaſtfreund der Roſen wegen zu fragen, da ich über¬
haupt geſonnen war, dieſer Blumen willen einmal
eine Frage zu thun. Ich bath ihn, ob wir denn zu
beſſerer Betrachtung nicht näher auf den großen
Sandplaz treten wollten. Wir thaten es, und ſtan¬
den vor der ganzen Wand von Blumen, die den un¬
teren Theil des weißen Hauſes deckte.

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[213/0227] fragt wurde. Ich wendete mich häufig an ihn, und fragte ihn um verſchiedene Dinge, beſonders um ſolche, die die Gegend umher betrafen, und deren Kenntniß ich bei ihm vorausſezen mußte. Er antwor¬ tete ſicher, und mit einer gewiſſen Ehrerbiethung ge¬ gen mich, obwohl ich ihm an Jahren nicht ſo ferne ſtand als ſein Erzieher. Er ging meiſtens, auch wenn der Weg breit genug geweſen wäre, hinter uns. Als wir den Hügel vollends umgangen hatten, und an mehreren ländlichen Wohnungen vorbeigekom¬ men waren, ſtiegen wir auf der nehmlichen Seite und auf dem nehmlichen Wege gegen das Haus empor, auf welchem ich geſtern gegen dasſelbe hinangekommen war. Da wir es erreicht hatten, traten uns die Roſen entgegen, wie ſie mir geſtern entgegengetreten waren. Ich nahm von dieſem Anblicke Gelegenheit, meinen Gaſtfreund der Roſen wegen zu fragen, da ich über¬ haupt geſonnen war, dieſer Blumen willen einmal eine Frage zu thun. Ich bath ihn, ob wir denn zu beſſerer Betrachtung nicht näher auf den großen Sandplaz treten wollten. Wir thaten es, und ſtan¬ den vor der ganzen Wand von Blumen, die den un¬ teren Theil des weißen Hauſes deckte. Ich ſagte, er müſſe ein beſonderer Freund dieſer

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/227>, abgerufen am 25.11.2024.