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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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mein Gastfreund gesprochen hatte, und begannen nicht
nur den Garten sondern den ganzen Getreidehügel,
auf dem das Haus steht, zu umgehen.

Da die Sonne immer wärmer wenn auch nicht
gar heiß schien wunderte ich mich, daß keiner von
meinen zwei Begleitern eine Bedeckung auf dem
Haupte trug. Sie waren ohne einer solchen von dem
Hause fortgegangen. Der alte Mann breitete dem
Glanze vor Sonne die Fülle seiner weißen Haare
unter, und der Zögling trug auf seinem Scheitel die
dichten glänzenden braunen Locken. Ich wußte nicht,
kamen mir die beiden ohne Kopfbedeckung sonderbar
vor, oder ich neben ihnen mit meinem Reisehute auf
dem Haupte. Der Jüngling hatte wenigstens den
Vortheil, daß ihm die Sonne die Wangen noch mehr
röthete, und noch schöner färbte, als sie sonst waren.

Ich betrachtete ihn überhaupt gerne. Sein leichter
Gang war ein heiterer Frühlingstag gegen den zwar
auch noch kräftigen aber bestimmten und abgemesse¬
nen Schritt seines Begleiters, seine schlanke Gestalt
war der fröhliche Anfang, die seines Erziehers das
Hinneigen zum Ende. Was sein Benehmen anbe¬
langt, so war er zurückgezogen und bescheiden, und
mischte sich nicht in die Gespräche, außer wenn er ge¬

mein Gaſtfreund geſprochen hatte, und begannen nicht
nur den Garten ſondern den ganzen Getreidehügel,
auf dem das Haus ſteht, zu umgehen.

Da die Sonne immer wärmer wenn auch nicht
gar heiß ſchien wunderte ich mich, daß keiner von
meinen zwei Begleitern eine Bedeckung auf dem
Haupte trug. Sie waren ohne einer ſolchen von dem
Hauſe fortgegangen. Der alte Mann breitete dem
Glanze vor Sonne die Fülle ſeiner weißen Haare
unter, und der Zögling trug auf ſeinem Scheitel die
dichten glänzenden braunen Locken. Ich wußte nicht,
kamen mir die beiden ohne Kopfbedeckung ſonderbar
vor, oder ich neben ihnen mit meinem Reiſehute auf
dem Haupte. Der Jüngling hatte wenigſtens den
Vortheil, daß ihm die Sonne die Wangen noch mehr
röthete, und noch ſchöner färbte, als ſie ſonſt waren.

Ich betrachtete ihn überhaupt gerne. Sein leichter
Gang war ein heiterer Frühlingstag gegen den zwar
auch noch kräftigen aber beſtimmten und abgemeſſe¬
nen Schritt ſeines Begleiters, ſeine ſchlanke Geſtalt
war der fröhliche Anfang, die ſeines Erziehers das
Hinneigen zum Ende. Was ſein Benehmen anbe¬
langt, ſo war er zurückgezogen und beſcheiden, und
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[212/0226] mein Gaſtfreund geſprochen hatte, und begannen nicht nur den Garten ſondern den ganzen Getreidehügel, auf dem das Haus ſteht, zu umgehen. Da die Sonne immer wärmer wenn auch nicht gar heiß ſchien wunderte ich mich, daß keiner von meinen zwei Begleitern eine Bedeckung auf dem Haupte trug. Sie waren ohne einer ſolchen von dem Hauſe fortgegangen. Der alte Mann breitete dem Glanze vor Sonne die Fülle ſeiner weißen Haare unter, und der Zögling trug auf ſeinem Scheitel die dichten glänzenden braunen Locken. Ich wußte nicht, kamen mir die beiden ohne Kopfbedeckung ſonderbar vor, oder ich neben ihnen mit meinem Reiſehute auf dem Haupte. Der Jüngling hatte wenigſtens den Vortheil, daß ihm die Sonne die Wangen noch mehr röthete, und noch ſchöner färbte, als ſie ſonſt waren. Ich betrachtete ihn überhaupt gerne. Sein leichter Gang war ein heiterer Frühlingstag gegen den zwar auch noch kräftigen aber beſtimmten und abgemeſſe¬ nen Schritt ſeines Begleiters, ſeine ſchlanke Geſtalt war der fröhliche Anfang, die ſeines Erziehers das Hinneigen zum Ende. Was ſein Benehmen anbe¬ langt, ſo war er zurückgezogen und beſcheiden, und miſchte ſich nicht in die Geſpräche, außer wenn er ge¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/226>, abgerufen am 25.11.2024.