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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Da er jezt länger vor uns stehen blieb, konnte ich ihn
genauer betrachten. Sein Angesicht erschien mir sehr
rosig und schön, und besonders einnehmend zeigten
sich die großen schwarzen Augen unter den braunen
Locken, die ich schon früher beobachtet hatte.

"Gustav," sagte mein Begleiter, "wenn du noch an
deinem Tische oder sonst irgendwo in dem Garten blei¬
ben willst, so erinnere dich an das, was ich dir über
Gewitter gesagt habe. Da die Wolken über den gan¬
zen Himmel stehen, so weiß man nicht, wann über¬
haupt ein Bliz auf die Erde niederfährt, und an wel¬
cher Stelle er sie treffen wird. Darum verweile unter
keinem höheren Baume. Sonst kannst du hier bleiben,
wie du willst. Dieser Herr bleibt heute bei uns, und
du wirst zur Abendspeisestunde in dem Speisezimmer
eintreffen."

"Ja," sagte der Knabe, verneigte sich, und ging
wieder auf einem Sandwege in die Gesträuche des
Gartens zurück.

"Dieser Knabe ist mein Pflegesohn," sagte mein
Begleiter, "er ist gewohnt, zu dieser Tageszeit einen
Spaziergang mit mir zu machen, darum kam er da wir
bei dem Kirschbaume saßen von seinem Arbeitstische, den
er im Garten hat, zu uns empor, um mich zu suchen;

Da er jezt länger vor uns ſtehen blieb, konnte ich ihn
genauer betrachten. Sein Angeſicht erſchien mir ſehr
roſig und ſchön, und beſonders einnehmend zeigten
ſich die großen ſchwarzen Augen unter den braunen
Locken, die ich ſchon früher beobachtet hatte.

„Guſtav,“ ſagte mein Begleiter, „wenn du noch an
deinem Tiſche oder ſonſt irgendwo in dem Garten blei¬
ben willſt, ſo erinnere dich an das, was ich dir über
Gewitter geſagt habe. Da die Wolken über den gan¬
zen Himmel ſtehen, ſo weiß man nicht, wann über¬
haupt ein Bliz auf die Erde niederfährt, und an wel¬
cher Stelle er ſie treffen wird. Darum verweile unter
keinem höheren Baume. Sonſt kannſt du hier bleiben,
wie du willſt. Dieſer Herr bleibt heute bei uns, und
du wirſt zur Abendſpeiſeſtunde in dem Speiſezimmer
eintreffen.“

„Ja,“ ſagte der Knabe, verneigte ſich, und ging
wieder auf einem Sandwege in die Geſträuche des
Gartens zurück.

„Dieſer Knabe iſt mein Pflegeſohn,“ ſagte mein
Begleiter, „er iſt gewohnt, zu dieſer Tageszeit einen
Spaziergang mit mir zu machen, darum kam er da wir
bei dem Kirſchbaume ſaßen von ſeinem Arbeitstiſche, den
er im Garten hat, zu uns empor, um mich zu ſuchen;

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[108/0122] Da er jezt länger vor uns ſtehen blieb, konnte ich ihn genauer betrachten. Sein Angeſicht erſchien mir ſehr roſig und ſchön, und beſonders einnehmend zeigten ſich die großen ſchwarzen Augen unter den braunen Locken, die ich ſchon früher beobachtet hatte. „Guſtav,“ ſagte mein Begleiter, „wenn du noch an deinem Tiſche oder ſonſt irgendwo in dem Garten blei¬ ben willſt, ſo erinnere dich an das, was ich dir über Gewitter geſagt habe. Da die Wolken über den gan¬ zen Himmel ſtehen, ſo weiß man nicht, wann über¬ haupt ein Bliz auf die Erde niederfährt, und an wel¬ cher Stelle er ſie treffen wird. Darum verweile unter keinem höheren Baume. Sonſt kannſt du hier bleiben, wie du willſt. Dieſer Herr bleibt heute bei uns, und du wirſt zur Abendſpeiſeſtunde in dem Speiſezimmer eintreffen.“ „Ja,“ ſagte der Knabe, verneigte ſich, und ging wieder auf einem Sandwege in die Geſträuche des Gartens zurück. „Dieſer Knabe iſt mein Pflegeſohn,“ ſagte mein Begleiter, „er iſt gewohnt, zu dieſer Tageszeit einen Spaziergang mit mir zu machen, darum kam er da wir bei dem Kirſchbaume ſaßen von ſeinem Arbeitstiſche, den er im Garten hat, zu uns empor, um mich zu ſuchen;

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/122>, abgerufen am 24.11.2024.