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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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öffnete ein Pförtchen, wir traten hinaus, und er schloß
hinter uns das Pförtchen wieder zu.

Hinter dem Garten fingen Felder an, auf denen
die verschiedensten Getreide standen. Die Getreide,
welche sonst wohl bei dem geringsten Luftzuge zu wan¬
ken beginnen mochten, standen ganz stille und pfeilrecht
empor, das feine Haar der Ähren, über welches un¬
sere Augen streiften, war gleichsam in einem unbe¬
weglichen goldgrünen Schimmer.

Zwischen dem Getreide lief ein Fußpfad durch.
Derselbe war breit und ziemlich ausgetreten. Er ging
den Hügel entlang, nicht steigend und nicht sinkend,
so daß er immer auf dem höchsten Theile der Anhöhe
blieb. Auf diesem Pfade gingen wir dahin.

Zu beiden Seiten des Weges stand glührother
Mohn in dem Getreide, und auch er regte die leichten
Blätter nicht.

Es war überall ein Zirpen der Grillen; aber die¬
ses war gleichsam eine andere Stille, und erhöhte die
Erwartung, die aller Orten war. Durch die über den
ganzen Himmel liegende Wolkendecke ging zuweilen
ein tiefes Donnern, und ein blasser Bliz lüftete zeit¬
weilig ihr Dunkel.

Mein Begleiter ging ruhig neben mir, und strich

öffnete ein Pförtchen, wir traten hinaus, und er ſchloß
hinter uns das Pförtchen wieder zu.

Hinter dem Garten fingen Felder an, auf denen
die verſchiedenſten Getreide ſtanden. Die Getreide,
welche ſonst wohl bei dem geringſten Luftzuge zu wan¬
ken beginnen mochten, ſtanden ganz ſtille und pfeilrecht
empor, das feine Haar der Ähren, über welches un¬
ſere Augen ſtreiften, war gleichſam in einem unbe¬
weglichen goldgrünen Schimmer.

Zwiſchen dem Getreide lief ein Fußpfad durch.
Derſelbe war breit und ziemlich ausgetreten. Er ging
den Hügel entlang, nicht ſteigend und nicht ſinkend,
ſo daß er immer auf dem höchſten Theile der Anhöhe
blieb. Auf dieſem Pfade gingen wir dahin.

Zu beiden Seiten des Weges ſtand glührother
Mohn in dem Getreide, und auch er regte die leichten
Blätter nicht.

Es war überall ein Zirpen der Grillen; aber die¬
ſes war gleichſam eine andere Stille, und erhöhte die
Erwartung, die aller Orten war. Durch die über den
ganzen Himmel liegende Wolkendecke ging zuweilen
ein tiefes Donnern, und ein blaſſer Bliz lüftete zeit¬
weilig ihr Dunkel.

Mein Begleiter ging ruhig neben mir, und ſtrich

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[94/0108] öffnete ein Pförtchen, wir traten hinaus, und er ſchloß hinter uns das Pförtchen wieder zu. Hinter dem Garten fingen Felder an, auf denen die verſchiedenſten Getreide ſtanden. Die Getreide, welche ſonst wohl bei dem geringſten Luftzuge zu wan¬ ken beginnen mochten, ſtanden ganz ſtille und pfeilrecht empor, das feine Haar der Ähren, über welches un¬ ſere Augen ſtreiften, war gleichſam in einem unbe¬ weglichen goldgrünen Schimmer. Zwiſchen dem Getreide lief ein Fußpfad durch. Derſelbe war breit und ziemlich ausgetreten. Er ging den Hügel entlang, nicht ſteigend und nicht ſinkend, ſo daß er immer auf dem höchſten Theile der Anhöhe blieb. Auf dieſem Pfade gingen wir dahin. Zu beiden Seiten des Weges ſtand glührother Mohn in dem Getreide, und auch er regte die leichten Blätter nicht. Es war überall ein Zirpen der Grillen; aber die¬ ſes war gleichſam eine andere Stille, und erhöhte die Erwartung, die aller Orten war. Durch die über den ganzen Himmel liegende Wolkendecke ging zuweilen ein tiefes Donnern, und ein blaſſer Bliz lüftete zeit¬ weilig ihr Dunkel. Mein Begleiter ging ruhig neben mir, und ſtrich

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/108>, abgerufen am 21.11.2024.