Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Europäisches
4. Engelland defensor fidei genennet wird,
welche Titulaturen, so viel als zu diesem
Werck nöthig seyn wird, in folgenden Capi-
teln sollen erkläret werden.
§. 6.

Das sechste pfleget man aus der Abso-
lu
ten oder unumbschränckten Gewalt ei-
nes Potentaten zu nehmen, indem diejenigen Kö-
nige, bey welchen voluntas pro ratione gelten
kan, denen welche die rationem dem voluntati
vorziehen, oder vorzuziehen haben, wollen vorge-
setzet werden. Man giebet vor, daß

1. Ein König, welcher absolut regieret, GOtt in
seinem Regiment am ähnlichsten sey, und fol-
gentlich auch auf dem höchsten Grad der Ma-
jestät stehe.
2. Diejenigen Regenten, welche nicht absolut
herrschen, nur einen Theil der Majestät, nicht
aber die gantze hätten, weil die Majestät zwi-
schen ihnen und dem Volcke getheilet, und ei-
nes von dem andern mutuo dependent wäre.
Derjenige König aber, welcher einiger massen
von dem Volck dependire, könne keine for-
mal-
Majestät haben. Allein die doctores
juris gentium
machen diese Einwürffe durch
eine eintzige distinction unkräfftig, wenn sie
darthun, daß es gar was anders sey, plenitu-
dinem imperii,
und wiederumb etwas an-
ders, summitatem imperii zu haben.
Bey denen welche absolut herrschen, ist
pleni-
Europaͤiſches
4. Engelland defenſor fidei genennet wird,
welche Titulaturen, ſo viel als zu dieſem
Werck noͤthig ſeyn wird, in folgenden Capi-
teln ſollen erklaͤret werden.
§. 6.

Das ſechſte pfleget man aus der Abſo-
lu
ten oder unumbſchraͤnckten Gewalt ei-
nes Potentaten zu nehmen, indem diejenigen Koͤ-
nige, bey welchen voluntas pro ratione gelten
kan, denen welche die rationem dem voluntati
vorziehen, oder vorzuziehen haben, wollen vorge-
ſetzet werden. Man giebet vor, daß

1. Ein Koͤnig, welcher abſolut regieret, GOtt in
ſeinem Regiment am aͤhnlichſten ſey, und fol-
gentlich auch auf dem hoͤchſten Grad der Ma-
jeſtaͤt ſtehe.
2. Diejenigen Regenten, welche nicht abſolut
herrſchen, nur einen Theil der Majeſtaͤt, nicht
aber die gantze haͤtten, weil die Majeſtaͤt zwi-
ſchen ihnen und dem Volcke getheilet, und ei-
nes von dem andern mutuo dependent waͤre.
Derjenige Koͤnig aber, welcher einiger maſſen
von dem Volck dependire, koͤnne keine for-
mal-
Majeſtaͤt haben. Allein die doctores
juris gentium
machen dieſe Einwuͤrffe durch
eine eintzige diſtinction unkraͤfftig, wenn ſie
darthun, daß es gar was anders ſey, plenitu-
dinem imperii,
und wiederumb etwas an-
ders, ſummitatem imperii zu haben.
Bey denen welche abſolut herrſchen, iſt
pleni-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0098" n="70"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item>4. Engelland <hi rendition="#aq">defen&#x017F;or fidei</hi> genennet wird,<lb/>
welche <hi rendition="#aq">Titulatur</hi>en, &#x017F;o viel als zu die&#x017F;em<lb/>
Werck no&#x0364;thig &#x017F;eyn wird, in folgenden Capi-<lb/>
teln &#x017F;ollen erkla&#x0364;ret werden.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.</head>
            <p>Das &#x017F;ech&#x017F;te pfleget man aus der <hi rendition="#aq">Ab&#x017F;o-<lb/>
lu</hi><hi rendition="#fr">ten oder unumb&#x017F;chra&#x0364;nckten Gewalt</hi> ei-<lb/>
nes Potentaten zu nehmen, indem diejenigen Ko&#x0364;-<lb/>
nige, bey welchen <hi rendition="#aq">voluntas pro ratione</hi> gelten<lb/>
kan, denen welche die <hi rendition="#aq">rationem</hi> dem <hi rendition="#aq">voluntati</hi><lb/>
vorziehen, oder vorzuziehen haben, wollen vorge-<lb/>
&#x017F;etzet werden. Man giebet vor, daß</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Ein Ko&#x0364;nig, welcher <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olut</hi> regieret, GOtt in<lb/>
&#x017F;einem Regiment am a&#x0364;hnlich&#x017F;ten &#x017F;ey, und fol-<lb/>
gentlich auch auf dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad der Ma-<lb/>
je&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;tehe.</item><lb/>
              <item>2. Diejenigen Regenten, welche nicht <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olut</hi><lb/>
herr&#x017F;chen, nur einen Theil der Maje&#x017F;ta&#x0364;t, nicht<lb/>
aber die gantze ha&#x0364;tten, weil die Maje&#x017F;ta&#x0364;t zwi-<lb/>
&#x017F;chen ihnen und dem Volcke getheilet, und ei-<lb/>
nes von dem andern <hi rendition="#aq">mutuo depende</hi>nt wa&#x0364;re.<lb/>
Derjenige Ko&#x0364;nig aber, welcher einiger ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
von dem Volck <hi rendition="#aq">dependi</hi>re, ko&#x0364;nne keine <hi rendition="#aq">for-<lb/>
mal-</hi>Maje&#x017F;ta&#x0364;t haben. Allein die <hi rendition="#aq">doctores<lb/>
juris gentium</hi> machen die&#x017F;e Einwu&#x0364;rffe durch<lb/>
eine eintzige <hi rendition="#aq">di&#x017F;tinction</hi> unkra&#x0364;fftig, wenn &#x017F;ie<lb/>
darthun, daß es gar was anders &#x017F;ey, <hi rendition="#aq">plenitu-<lb/>
dinem imperii,</hi> und wiederumb etwas an-<lb/>
ders, <hi rendition="#aq">&#x017F;ummitatem imperii</hi> zu haben.<lb/>
Bey denen welche <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olut</hi> herr&#x017F;chen, i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">pleni-</hi></fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0098] Europaͤiſches 4. Engelland defenſor fidei genennet wird, welche Titulaturen, ſo viel als zu dieſem Werck noͤthig ſeyn wird, in folgenden Capi- teln ſollen erklaͤret werden. §. 6. Das ſechſte pfleget man aus der Abſo- luten oder unumbſchraͤnckten Gewalt ei- nes Potentaten zu nehmen, indem diejenigen Koͤ- nige, bey welchen voluntas pro ratione gelten kan, denen welche die rationem dem voluntati vorziehen, oder vorzuziehen haben, wollen vorge- ſetzet werden. Man giebet vor, daß 1. Ein Koͤnig, welcher abſolut regieret, GOtt in ſeinem Regiment am aͤhnlichſten ſey, und fol- gentlich auch auf dem hoͤchſten Grad der Ma- jeſtaͤt ſtehe. 2. Diejenigen Regenten, welche nicht abſolut herrſchen, nur einen Theil der Majeſtaͤt, nicht aber die gantze haͤtten, weil die Majeſtaͤt zwi- ſchen ihnen und dem Volcke getheilet, und ei- nes von dem andern mutuo dependent waͤre. Derjenige Koͤnig aber, welcher einiger maſſen von dem Volck dependire, koͤnne keine for- mal-Majeſtaͤt haben. Allein die doctores juris gentium machen dieſe Einwuͤrffe durch eine eintzige diſtinction unkraͤfftig, wenn ſie darthun, daß es gar was anders ſey, plenitu- dinem imperii, und wiederumb etwas an- ders, ſummitatem imperii zu haben. Bey denen welche abſolut herrſchen, iſt pleni-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/98
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/98>, abgerufen am 28.03.2024.