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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Hoff-Ceremoniel.
hat den Mächtigern zu veneriren, oder wie die
Lateinische phrasis lautet, comiter habere.
Diese Clienten sind nun zwar nicht sub do-
minio,
sondern nur patrocinio eines andern,
ohne einige Verletzung ihrer Maj. oder Supe-
riori
tät; jedoch werden sie, wie Sylla und Pro-
culus
bey dem Appiano redet, dem, dessen
Clienten sie sind, und unter dessen Patrocinio
sie stehen, an autoritate, dignitate und
jure nicht gleich gerechnet, weil wie Androni-
cus Rhodius
gesaget: Amicitiae inter di-
spares (sc. potentia non dignitate,) hoc est
proprium, ut potentiori plus honori, in-
firmiori plus auxilii deferatur.
Es lassen
sich zu Erleuterung der Praerogativae, welche
aus diesem Jure Clientelae gezogen werden
könte, der Tractat, welchen George Gum-
pelzhaim de jure Clientelae,
und Martin
Mayer a Schönberg de Advocatia armata

geschrieben, gar nützlich gebrauchen.
2. Tributi solutione. Diese diminuiret sonder
Zweiffel die Superiorität oder Parität eines
sonst summum imperium habenden Für-
sten, in regard desselben er dessen Pensionarius
oder Tributarius ist, weil es ein unfehlbah-
res Kennzeichen der Schwäche eines Regen-
ten, und also nach des Appiani Ausspruch,
talis confessio infirmitatis de dignitate
aliquid delibat.
Denn es werden derglei-
chen
D 5
Hoff-Ceremoniel.
hat den Maͤchtigern zu veneriren, oder wie die
Lateiniſche phraſis lautet, comiter habere.
Dieſe Clienten ſind nun zwar nicht ſub do-
minio,
ſondern nur patrocinio eines andern,
ohne einige Verletzung ihrer Maj. oder Supe-
riori
taͤt; jedoch werden ſie, wie Sylla und Pro-
culus
bey dem Appiano redet, dem, deſſen
Clienten ſie ſind, und unter deſſen Patrocinio
ſie ſtehen, an autoritate, dignitate und
jure nicht gleich gerechnet, weil wie Androni-
cus Rhodius
geſaget: Amicitiæ inter di-
ſpares (ſc. potentia non dignitate,) hoc eſt
proprium, ut potentiori plus honori, in-
firmiori plus auxilii deferatur.
Es laſſen
ſich zu Erleuterung der Prærogativæ, welche
aus dieſem Jure Clientelæ gezogen werden
koͤnte, der Tractat, welchen George Gum-
pelzhaim de jure Clientelæ,
und Martin
Mayer a Schönberg de Advocatia armata

geſchrieben, gar nuͤtzlich gebrauchen.
2. Tributi ſolutione. Dieſe diminuiret ſonder
Zweiffel die Superioritaͤt oder Paritaͤt eines
ſonſt ſummum imperium habenden Fuͤr-
ſten, in regard deſſelben er deſſen Penſionarius
oder Tributarius iſt, weil es ein unfehlbah-
res Kennzeichen der Schwaͤche eines Regen-
ten, und alſo nach des Appiani Ausſpruch,
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aliquid delibat.
Denn es werden derglei-
chen
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[57/0085] Hoff-Ceremoniel. hat den Maͤchtigern zu veneriren, oder wie die Lateiniſche phraſis lautet, comiter habere. Dieſe Clienten ſind nun zwar nicht ſub do- minio, ſondern nur patrocinio eines andern, ohne einige Verletzung ihrer Maj. oder Supe- rioritaͤt; jedoch werden ſie, wie Sylla und Pro- culus bey dem Appiano redet, dem, deſſen Clienten ſie ſind, und unter deſſen Patrocinio ſie ſtehen, an autoritate, dignitate und jure nicht gleich gerechnet, weil wie Androni- cus Rhodius geſaget: Amicitiæ inter di- ſpares (ſc. potentia non dignitate,) hoc eſt proprium, ut potentiori plus honori, in- firmiori plus auxilii deferatur. Es laſſen ſich zu Erleuterung der Prærogativæ, welche aus dieſem Jure Clientelæ gezogen werden koͤnte, der Tractat, welchen George Gum- pelzhaim de jure Clientelæ, und Martin Mayer a Schönberg de Advocatia armata geſchrieben, gar nuͤtzlich gebrauchen. 2. Tributi ſolutione. Dieſe diminuiret ſonder Zweiffel die Superioritaͤt oder Paritaͤt eines ſonſt ſummum imperium habenden Fuͤr- ſten, in regard deſſelben er deſſen Penſionarius oder Tributarius iſt, weil es ein unfehlbah- res Kennzeichen der Schwaͤche eines Regen- ten, und alſo nach des Appiani Ausſpruch, talis confeſſio infirmitatis de dignitate aliquid delibat. Denn es werden derglei- chen D 5

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/85>, abgerufen am 26.04.2024.