Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Europäisches Pabst an alle seine Nuncios Befehl: den Poten-taten, in derer Höfe sie sich befanden, auf das nachdrücklichste vorzustellen: was für Nachtheil Päbstl. Souverainetät über Rom, durch diese Qvartier-Freyheit erwüchse. Es fande dieser Vortrag des Pabstes bey einigen Potentaten, und sonderlich auch bey dem Könige in Franck- reich, anfänglich guten Ingreß; zu mahlen der Königl. Beicht-Vater Pere de la Chaise, die Sache in Faveur des Pabstes, dem Könige re- commendirete: und einem casum conscien- tiae daraus machte; Allein der König war doch zu keinem Entschluß, in des Pabst Ansuchen zu condescendiren, zu bringen. Und demnach fiehl der Pabst auf dieses Mittel, daß er die Qvartiers- Freyheit denen gegenwärtigen Gesandten der Cronen connivendo noch so lange, als sie ihre Function in Rom zu verrichten hätten, zwar ge- statten: wenn aber neue Ambassadeurs ankom- men würden, er selbige nicht eher annehmen wol- te, sie hätten denn zuvor der Qvartiers-Freyheit renunciret. Er brachte auch seinen Vorsatz, bey dem Venetianischen, Pohlnischen, Engel- ländischen, Spanischen, obgleich mit einiger Schwerigkeit zur Execution. Als nun der Duc d' Etree, gewesener Ambassadeur von Franck- reich, Anno 1687. den 30. Januarii in Rom starb; wurde an seine Stelle der Marquis de La- vardin von dem Könige, und zwar mit der Ordre da-
Europaͤiſches Pabſt an alle ſeine Nuncios Befehl: den Poten-taten, in derer Hoͤfe ſie ſich befanden, auf das nachdruͤcklichſte vorzuſtellen: was fuͤr Nachtheil Paͤbſtl. Souverainetaͤt uͤber Rom, durch dieſe Qvartier-Freyheit erwuͤchſe. Es fande dieſer Vortrag des Pabſtes bey einigen Potentaten, und ſonderlich auch bey dem Koͤnige in Franck- reich, anfaͤnglich guten Ingreß; zu mahlen der Koͤnigl. Beicht-Vater Pere de la Chaiſe, die Sache in Faveur des Pabſtes, dem Koͤnige re- commendirete: und einem caſum conſcien- tiæ daraus machte; Allein der Koͤnig war doch zu keinem Entſchluß, in des Pabſt Anſuchen zu condeſcendiren, zu bringen. Und demnach fiehl der Pabſt auf dieſes Mittel, daß er die Qvartiers- Freyheit denen gegenwaͤrtigen Geſandten der Cronen connivendo noch ſo lange, als ſie ihre Function in Rom zu verrichten haͤtten, zwar ge- ſtatten: wenn aber neue Ambaſſadeurs ankom- men wuͤrden, er ſelbige nicht eher annehmen wol- te, ſie haͤtten denn zuvor der Qvartiers-Freyheit renunciret. Er brachte auch ſeinen Vorſatz, bey dem Venetianiſchen, Pohlniſchen, Engel- laͤndiſchen, Spaniſchen, obgleich mit einiger Schwerigkeit zur Execution. Als nun der Duc d’ Etreé, geweſener Ambaſſadeur von Franck- reich, Anno 1687. den 30. Januarii in Rom ſtarb; wurde an ſeine Stelle der Marquis de La- vardin von dem Koͤnige, und zwar mit der Ordre da-
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Europaͤiſches
Pabſt an alle ſeine Nuncios Befehl: den Poten-
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nachdruͤcklichſte vorzuſtellen: was fuͤr Nachtheil
Paͤbſtl. Souverainetaͤt uͤber Rom, durch dieſe
Qvartier-Freyheit erwuͤchſe. Es fande dieſer
Vortrag des Pabſtes bey einigen Potentaten,
und ſonderlich auch bey dem Koͤnige in Franck-
reich, anfaͤnglich guten Ingreß; zu mahlen der
Koͤnigl. Beicht-Vater Pere de la Chaiſe, die
Sache in Faveur des Pabſtes, dem Koͤnige re-
commendirete: und einem caſum conſcien-
tiæ daraus machte; Allein der Koͤnig war doch
zu keinem Entſchluß, in des Pabſt Anſuchen zu
condeſcendiren, zu bringen. Und demnach fiehl
der Pabſt auf dieſes Mittel, daß er die Qvartiers-
Freyheit denen gegenwaͤrtigen Geſandten der
Cronen connivendo noch ſo lange, als ſie ihre
Function in Rom zu verrichten haͤtten, zwar ge-
ſtatten: wenn aber neue Ambaſſadeurs ankom-
men wuͤrden, er ſelbige nicht eher annehmen wol-
te, ſie haͤtten denn zuvor der Qvartiers-Freyheit
renunciret. Er brachte auch ſeinen Vorſatz,
bey dem Venetianiſchen, Pohlniſchen, Engel-
laͤndiſchen, Spaniſchen, obgleich mit einiger
Schwerigkeit zur Execution. Als nun der Duc
d’ Etreé, geweſener Ambaſſadeur von Franck-
reich, Anno 1687. den 30. Januarii in Rom
ſtarb; wurde an ſeine Stelle der Marquis de La-
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