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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
dem Engelländer vorgefahren; welcher es nicht
leiden wolte, dannenhero kam es zum Zanck und
Entblösung der Degen. Endlich legete sich der
Marschall de la Force, welcher den Gesandten
einzuhohlen von seinem Könige beordret, und also
den Händeln gegenwärtig war, ins Mittel, sa-
gende: Zu König Henrici des III. Zeiten, wäre
beschlossen worden, daß die Engelländer den Vor-
zug für den Schweden haben solten; des Grotii
Leute aber wolten davon nichts wissen, und mei-
neten: daß damahlen kein Schwedischer Gesand-
ter wäre gegenwärtig gewesen. Weil nun keines
dem andern weichen wolte, so war das beste Ver-
gleichungs-Mittel: daß bey de Theile wieder nach
Hause fuhren, und den neuen Gesandten unbe-
gleitet liessen.

§. 13.

Engelland gieng in seiner Praecedentz
noch weiter. Denn, als A. 1639. der Röm. Kayser
den B. Kinsky in Qualite eines Envoye nach
Constantinopel gesendet: sich aber auch zugleich
ein Engelländischer Ambassadeur daselbst einge-
funden hatte; wolten die Türcken dem Kayserl.
Envoye die Praecedentz für dem Englischen Am-
bassadeur
einräumen. Allein der Engelländer wie-
dersprach es, einwendende: Er hätte den Chara-
ct
er eines Ambassadeurs, jener aber nur eines
Envoye. Der Kayserl. replicirete darauf: Die
Englischen Ambassadeurs zu Constantinopel,
wären eigentlich nur Gevollmächtigte, von der

Kauff-

Europaͤiſches
dem Engellaͤnder vorgefahren; welcher es nicht
leiden wolte, dannenhero kam es zum Zanck und
Entbloͤſung der Degen. Endlich legete ſich der
Marſchall de la Force, welcher den Geſandten
einzuhohlen von ſeinem Koͤnige beordret, und alſo
den Haͤndeln gegenwaͤrtig war, ins Mittel, ſa-
gende: Zu Koͤnig Henrici des III. Zeiten, waͤre
beſchloſſen worden, daß die Engellaͤnder den Vor-
zug fuͤr den Schweden haben ſolten; des Grotii
Leute aber wolten davon nichts wiſſen, und mei-
neten: daß damahlen kein Schwediſcher Geſand-
ter waͤre gegenwaͤrtig geweſen. Weil nun keines
dem andern weichen wolte, ſo war das beſte Ver-
gleichungs-Mittel: daß bey de Theile wieder nach
Hauſe fuhren, und den neuen Geſandten unbe-
gleitet lieſſen.

§. 13.

Engelland gieng in ſeiner Præcedentz
noch weiter. Denn, als A. 1639. der Roͤm. Kayſer
den B. Kinsky in Qualité eines Envoyé nach
Conſtantinopel geſendet: ſich aber auch zugleich
ein Engellaͤndiſcher Ambaſſadeur daſelbſt einge-
funden hatte; wolten die Tuͤrcken dem Kayſerl.
Envoyé die Præcedentz fuͤr dem Engliſchen Am-
baſſadeur
einraͤumen. Allein der Engellaͤnder wie-
derſprach es, einwendende: Er haͤtte den Chara-
ct
er eines Ambaſſadeurs, jener aber nur eines
Envoyé. Der Kayſerl. replicirete darauf: Die
Engliſchen Ambaſſadeurs zu Conſtantinopel,
waͤren eigentlich nur Gevollmaͤchtigte, von der

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[694/0722] Europaͤiſches dem Engellaͤnder vorgefahren; welcher es nicht leiden wolte, dannenhero kam es zum Zanck und Entbloͤſung der Degen. Endlich legete ſich der Marſchall de la Force, welcher den Geſandten einzuhohlen von ſeinem Koͤnige beordret, und alſo den Haͤndeln gegenwaͤrtig war, ins Mittel, ſa- gende: Zu Koͤnig Henrici des III. Zeiten, waͤre beſchloſſen worden, daß die Engellaͤnder den Vor- zug fuͤr den Schweden haben ſolten; des Grotii Leute aber wolten davon nichts wiſſen, und mei- neten: daß damahlen kein Schwediſcher Geſand- ter waͤre gegenwaͤrtig geweſen. Weil nun keines dem andern weichen wolte, ſo war das beſte Ver- gleichungs-Mittel: daß bey de Theile wieder nach Hauſe fuhren, und den neuen Geſandten unbe- gleitet lieſſen. §. 13. Engelland gieng in ſeiner Præcedentz noch weiter. Denn, als A. 1639. der Roͤm. Kayſer den B. Kinsky in Qualité eines Envoyé nach Conſtantinopel geſendet: ſich aber auch zugleich ein Engellaͤndiſcher Ambaſſadeur daſelbſt einge- funden hatte; wolten die Tuͤrcken dem Kayſerl. Envoyé die Præcedentz fuͤr dem Engliſchen Am- baſſadeur einraͤumen. Allein der Engellaͤnder wie- derſprach es, einwendende: Er haͤtte den Chara- cter eines Ambaſſadeurs, jener aber nur eines Envoyé. Der Kayſerl. replicirete darauf: Die Engliſchen Ambaſſadeurs zu Conſtantinopel, waͤren eigentlich nur Gevollmaͤchtigte, von der Kauff-

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/722>, abgerufen am 23.11.2024.