Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoff-Ceremoniel.
ho hen Ambassadeurs in ihrer Carosse, mit achten
bespannet: welches, als es die Frantzösischen sa-
hen, so gleich imitireten, aber mit schlechtem Suc-
cess
und Approbation der Speculateurs. Denn
sie hatten sechs schöne reinliche Schecken für ihrer
Carosse, mit welcher sie gute Parade machen kun-
ten; Als sie aber die AEmulation dahin brachte,
mit achten zu fahren, kunten sie so bald nicht ein
paar Schecken, welche sich der Taille und Güte
nach, zu den übrigen sechsen geschicket, finden: son-
dern musten, um ihren Appetit zu stillen, mit zwey
mittelmäßigen, und in egard der andern, gar
schlechten Pferden vorlieb nehmen; welche, als
man sie zu den übrigen sechsen, und also den Wa-
gen mit achten bespannet hatte, ihr Vorgespann
mehr verstelleten als ziereten. Noch eine derglei-
chen Imitation und AEmulation begiengen sie in
einer andern und zwar dieser Gelegenheit: Für
dem Hause Neuburg war ein schönes Pave von
Alabaster, auf welches, um selbiges nicht zu ver-
derben, keiner der Herren Ambassadeurs gefah-
ren war. Als aber einstens in einem Conferentz-
Tage heftiges Regen-Wetter eingefallen, Jhro
Excell. der Kayserl. Premier-Ambassadeur aber,
beym Aussteigen aus der Carosse, für dem Hause
Neuburg nicht naß werden wolten: befahl er dem
Kutscher, in diesen gepflasterten Hof, und bis an
die Thüre des Hauses zu fahren; da er denn sofort
abstiege. Nachdem die Frantzös. Ambassadeurs

hier-
S s 5

Hoff-Ceremoniel.
ho hen Ambaſſadeurs in ihrer Caroſſe, mit achten
beſpannet: welches, als es die Frantzoͤſiſchen ſa-
hen, ſo gleich imitireten, aber mit ſchlechtem Suc-
ceſs
und Approbation der Speculateurs. Denn
ſie hatten ſechs ſchoͤne reinliche Schecken fuͤr ihrer
Caroſſe, mit welcher ſie gute Parade machen kun-
ten; Als ſie aber die Æmulation dahin brachte,
mit achten zu fahren, kunten ſie ſo bald nicht ein
paar Schecken, welche ſich der Taille und Guͤte
nach, zu den uͤbꝛigen ſechſen geſchicket, finden: ſon-
dern muſten, um ihren Appetit zu ſtillen, mit zwey
mittelmaͤßigen, und in egard der andern, gar
ſchlechten Pferden vorlieb nehmen; welche, als
man ſie zu den uͤbrigen ſechſen, und alſo den Wa-
gen mit achten beſpannet hatte, ihr Vorgeſpann
mehr verſtelleten als ziereten. Noch eine derglei-
chen Imitation und Æmulation begiengen ſie in
einer andern und zwar dieſer Gelegenheit: Fuͤr
dem Hauſe Neuburg war ein ſchoͤnes Pavé von
Alabaſter, auf welches, um ſelbiges nicht zu ver-
derben, keiner der Herren Ambaſſadeurs gefah-
ren war. Als aber einſtens in einem Conferentz-
Tage heftiges Regen-Wetter eingefallen, Jhro
Excell. der Kayſeꝛl. Premier-Ambaſſadeur aber,
beym Ausſteigen aus der Caroſſe, fuͤr dem Hauſe
Neuburg nicht naß werden wolten: befahl er dem
Kutſcher, in dieſen gepflaſterten Hof, und bis an
die Thuͤre des Hauſes zu fahren; da er denn ſofort
abſtiege. Nachdem die Fꝛantzoͤſ. Ambaſſadeurs

hier-
S ſ 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0677" n="649"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
ho hen <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi>s in ihrer Caro&#x017F;&#x017F;e, mit achten<lb/>
be&#x017F;pannet: welches, als es die Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen &#x017F;a-<lb/>
hen, &#x017F;o gleich <hi rendition="#aq">imitir</hi>eten, aber mit &#x017F;chlechtem <hi rendition="#aq">Suc-<lb/>
ce&#x017F;s</hi> und <hi rendition="#aq">Approbatio</hi>n der <hi rendition="#aq">Speculateurs.</hi> Denn<lb/>
&#x017F;ie hatten &#x017F;echs &#x017F;cho&#x0364;ne reinliche Schecken fu&#x0364;r ihrer<lb/>
Caro&#x017F;&#x017F;e, mit welcher &#x017F;ie gute <hi rendition="#aq">Parad</hi>e machen kun-<lb/>
ten; Als &#x017F;ie aber die <hi rendition="#aq">Æmulatio</hi>n dahin brachte,<lb/>
mit achten zu fahren, kunten &#x017F;ie &#x017F;o bald nicht ein<lb/>
paar Schecken, welche &#x017F;ich der <hi rendition="#aq">Taille</hi> und Gu&#x0364;te<lb/>
nach, zu den u&#x0364;b&#xA75B;igen &#x017F;ech&#x017F;en ge&#x017F;chicket, finden: &#x017F;on-<lb/>
dern mu&#x017F;ten, um ihren Appetit zu &#x017F;tillen, mit zwey<lb/>
mittelma&#x0364;ßigen, und <hi rendition="#aq">in egard</hi> der andern, gar<lb/>
&#x017F;chlechten Pferden vorlieb nehmen; welche, als<lb/>
man &#x017F;ie zu den u&#x0364;brigen &#x017F;ech&#x017F;en, und al&#x017F;o den Wa-<lb/>
gen mit achten be&#x017F;pannet hatte, ihr Vorge&#x017F;pann<lb/>
mehr ver&#x017F;telleten als ziereten. Noch eine derglei-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Imitatio</hi>n und <hi rendition="#aq">Æmulatio</hi>n begiengen &#x017F;ie in<lb/>
einer andern und zwar die&#x017F;er Gelegenheit: Fu&#x0364;r<lb/>
dem Hau&#x017F;e Neuburg war ein &#x017F;cho&#x0364;nes <hi rendition="#aq">Pavé</hi> von<lb/>
Alaba&#x017F;ter, auf welches, um &#x017F;elbiges nicht zu ver-<lb/>
derben, keiner der Herren <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs</hi> gefah-<lb/>
ren war. Als aber ein&#x017F;tens in einem <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz-<lb/>
Tage heftiges Regen-Wetter eingefallen, Jhro<lb/>
Excell. der Kay&#x017F;e&#xA75B;l. <hi rendition="#aq">Premier-Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> aber,<lb/>
beym Aus&#x017F;teigen aus der Caro&#x017F;&#x017F;e, fu&#x0364;r dem Hau&#x017F;e<lb/>
Neuburg nicht naß werden wolten: befahl er dem<lb/>
Kut&#x017F;cher, in die&#x017F;en gepfla&#x017F;terten Hof, und bis an<lb/>
die Thu&#x0364;re des Hau&#x017F;es zu fahren; da er denn &#x017F;ofort<lb/>
ab&#x017F;tiege. Nachdem die F&#xA75B;antzo&#x0364;&#x017F;. <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S &#x017F; 5</fw><fw place="bottom" type="catch">hier-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[649/0677] Hoff-Ceremoniel. ho hen Ambaſſadeurs in ihrer Caroſſe, mit achten beſpannet: welches, als es die Frantzoͤſiſchen ſa- hen, ſo gleich imitireten, aber mit ſchlechtem Suc- ceſs und Approbation der Speculateurs. Denn ſie hatten ſechs ſchoͤne reinliche Schecken fuͤr ihrer Caroſſe, mit welcher ſie gute Parade machen kun- ten; Als ſie aber die Æmulation dahin brachte, mit achten zu fahren, kunten ſie ſo bald nicht ein paar Schecken, welche ſich der Taille und Guͤte nach, zu den uͤbꝛigen ſechſen geſchicket, finden: ſon- dern muſten, um ihren Appetit zu ſtillen, mit zwey mittelmaͤßigen, und in egard der andern, gar ſchlechten Pferden vorlieb nehmen; welche, als man ſie zu den uͤbrigen ſechſen, und alſo den Wa- gen mit achten beſpannet hatte, ihr Vorgeſpann mehr verſtelleten als ziereten. Noch eine derglei- chen Imitation und Æmulation begiengen ſie in einer andern und zwar dieſer Gelegenheit: Fuͤr dem Hauſe Neuburg war ein ſchoͤnes Pavé von Alabaſter, auf welches, um ſelbiges nicht zu ver- derben, keiner der Herren Ambaſſadeurs gefah- ren war. Als aber einſtens in einem Conferentz- Tage heftiges Regen-Wetter eingefallen, Jhro Excell. der Kayſeꝛl. Premier-Ambaſſadeur aber, beym Ausſteigen aus der Caroſſe, fuͤr dem Hauſe Neuburg nicht naß werden wolten: befahl er dem Kutſcher, in dieſen gepflaſterten Hof, und bis an die Thuͤre des Hauſes zu fahren; da er denn ſofort abſtiege. Nachdem die Fꝛantzoͤſ. Ambaſſadeurs hier- S ſ 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/677
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/677>, abgerufen am 25.11.2024.